(ots) -
Missbrauchsopfer aus dem baden-württembergischen Oberharmersbach
kritisieren im Interview mit dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz"
das Verhalten der katholischen Kirche bei den Verhandlungen um eine
freiwillige Geldzahlung zur Anerkennung des erlittenen Leids. So
lehnten acht Opfer ein Angebot in Höhe von 20.000 Euro zunächst ab.
Danach seien sie von der Kirche unter Druck gesetzt worden. "Es hieß
damals, entweder geben wir uns mit 20.000 zufrieden oder wir bekommen
halt nichts", sagte das Missbrauchsopfer Raphael Hildebrandt im
Interview mit "Report Mainz". Sein Vorwurf wird durch ein "Report
Mainz" exklusiv vorliegendes Schreiben der Rechtsanwälte der
Erzdiözese Freiburg an den Anwalt von acht Opfern vom 6. Juli 2011
erhärtet. Darin heißt es wörtlich: "Für den Fall, dass Ihre Mandanten
das Angebot, je 20.000 EUR zu leisten, endgültig nicht annehmen
wollen, bitten wir um schriftliche Nachricht. In diesem Fall würde
unser Mandant den Gesamtbetrag in Höhe von 160.000 Euro dem
Präventionsfonds der Erzdiözese zuführen." Daraufhin akzeptierten die
Opfer das Angebot der Kirche. Die Erzdiözese Freiburg weist diesen
Vorwurf gegenüber "Report Mainz" zurück: "Es gab keine Drohungen oder
vergleichbare Äußerungen, vielmehr nur den korrekten Hinweis darauf,
dass es sich um freiwillige Leistungen handelt."
Die Opfer kritisieren auch das Verhalten der katholischen Kirche,
nachdem die freiwillige Zahlung geleistet wurde. "Man bekommt die
20.000 Euro und dann hört man nichts mehr von der Kirche. Für die ist
der Fall abgeschlossen und gut ist", sagte Missbrauchsopfer Gerhard
Maier im "Report Mainz"-Interview. Auch Raphael Hildebrandt fühlt
sich von der Kirche im Stich gelassen: "Ich warte eigentlich auch bis
heute noch drauf, dass sich seitens der Kirche jemand bei uns mal
meldet und vor allen Dingen auch mal fragt, wie es uns überhaupt
heute damit geht. Und das finde ich schon beschämend, weil seither
ist da nichts gekommen." Dazu sagt die Erzdiözese gegenüber dem
ARD-Politikmagazin: "Wir sind nach wie vor mit den Opfern im
Gespräch, kümmern uns um sie, vermeiden dabei aber eine dauernde
Retraumatisierung durch regelmäßige Rückfragen. Einige Opfer nutzen
auch aktuell weitere Hilfen: Ãœber die in Aussicht gestellte
Erstattung von Therapiekosten hinaus begleiten wir Menschen in
Krisen- und Umbruch-Situationen mit unserer Unterstützung."
Beim Oberharmersbacher Missbrauchsskandal gab es 2010
Vertuschungsvorwürfe gegen den damaligen Vorsitzenden der Deutschen
Bischofskonferenz, Robert Zollitsch. Ein Ortspfarrer hatte sich in
dem Schwarzwalddorf über Jahre an mindestens 22 Kindern und
Jugendlichen vergangen.
Weitere Informationen unter www.reportmainz.de. Zitate gegen
Quellenangabe "Report Mainz" frei. Pressekontakt: "Report Mainz",
Tel. 06131/929-33351.