PresseKat - Zunehmende Kritik an satten Gehaltserhöhungen für Lufthansa-Vorstand

Zunehmende Kritik an satten Gehaltserhöhungen für Lufthansa-Vorstand

ID: 1350320

(ots) - Kurz vor der Lufthansa-Hauptversammlung an diesem
Donnerstag, 28. April, nimmt die Kritik an der geplanten Erhöhung der
Vorstandsbezüge zu. So sollen die Lufthansa-Aktionäre in Hamburg für
Konzernchef Carsten Spohr etwa eine Gehaltserhöhung um 300.000 Euro
im Jahr billigen, das entspricht 14 Prozent. Seine Gesamtbezüge
würden damit in diesem Jahr auf rund drei Millionen Euro steigen. Im
Interview mit dem ARD-Magazin "Panorama" des NDR im Ersten weicht
Vorstandschef Carsten Spohr aus: "Sowohl Tarifverhandlungen für
unsere Mitarbeiter als auch Gehaltsverhandlungen für unsere
Führungskräfte führen wir nicht in der Öffentlichkeit." Die Vergütung
für die weiteren vier Vorstandsmitglieder soll jeweils um rund
100.000 Euro steigen.

Für viele Beschäftige der Lufthansa ist die Gehaltserhöhung ein
falsches Signal. "Warum sollen nur wir den Gürtel enger schnallen und
der Vorstand nicht?", sagt etwa ein Mitarbeiter der Lufthansa Technik
in Hamburg. Zahlreiche andere teilen in "Panorama" diese Meinung. Die
Situation bei der Konzerntochter ist besonders heikel, sollen dort
doch etwa in der Triebwerkswartung mehrere hundert Stellen abgebaut
werden.

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) wird nach
"Panorama"-Informationen den Aktionären empfehlen, das neue
Vergütungssystem abzulehnen. Die SdK kritisiert die Struktur des
Vergütungssystems und bezieht sich insbesondere auf die variable
Vorstandsvergütung. Diese weise unter anderem - entgegen den
gesetzlichen Vorgaben - keine ausschließlich mehrjährige
Bemessungsgrundlage auf. Das berge die Gefahr, dass die Vorstände nur
den kurzfristigen maximalen Erfolg suchen und nicht nachhaltig
agierten.

Auch die Lufthansa-Begründung für die Gehaltserhöhung des
Vorstandes stößt auf erhebliche Kritik. Das neue Vergütungssystem für




den fünfköpfigen Vorstand wurde vom Aufsichtsrat Ende vergangenen
Jahres beschlossen. In einem internen Schreiben begründete
Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber dies unter anderem mit noch
höheren Vergütungen anderer DAX-Vorstände und außerdem damit, dass
die letzte Anhebung der Vorstandsvergütung im Jahr 2008 erfolgt sei:
"Die jetzige wird in 2016, also ganze acht Jahre später, wirksam. Das
ist ein außerordentlich langer Zeitraum." Der Vergütungsexperte Dr.
Heinz Evers, Herausgeber der jährlichen "Studien zur Vorstands- und
Aufsichtsratsvergütung", bezeichnet diese Aussage gegenüber
"Panorama" als "irreführend" und "Augenwischerei": "Es wird
suggeriert, dass da Leute sitzen, die seit 2008 keine Gehaltserhöhung
bekommen haben." Dem sei nicht so. Ein Blick in die Geschäftsberichte
des Kranich-Konzerns belege dies. So lagen beispielsweise 2008 die
Festbezüge des damaligen Vorstandschefs Mayrhuber bei 726.000 Euro.
Der aktuelle Chef Carsten Spohr bezog im Jahr 2015 dagegen immerhin
mehr als 1,2 Millionen Euro - eine Anhebung um satte 66 Prozent. Die
gleiche Anhebung erfolgte auch in der Position des Finanzvorstands
von 519.000 Euro auf 863.000 Euro.

Auf "Panorama"-Nachfrage teilte Lufthansa mit, dass man diese
Analyse und die darauf basierende Folgerung nicht nachvollziehen
könne: "Die Zusammensetzung und Berechnung der Vorstandbezüge sind
sehr detailliert im jeweiligen Geschäftsbericht dokumentiert."

Auch die Rechtfertigung mit noch höheren Vergütungen anderer
DAX-Vorstände hält Evers nicht für überzeugend. "Was die Festbezüge
angeht, würde das Spohr innerhalb des DAX etwa auf Rang zehn
katapultieren. In diese Kategorie gehört aber die Lufthansa von den
Ergebnissen her noch lange nicht." Evers empfiehlt den Aktionären,
bei der Hauptversammlung die Beschlussvorlage abzulehnen. "Dadurch
können sie die bereits vollzogenen Maßnahmen zwar nicht rückgängig
machen, sie geben dem Aufsichtsrat aber ein deutliches Signal,
künftige vergütungspolitische Entscheidungen sorgfältiger zu
überdenken."

"Panorama": Donnerstag, 27. April, 21.45 Uhr, Das Erste

Mehr zur Sendung unter www.panorama.de



Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Iris Bents
Tel: 040-4156-2304


Themen in dieser Pressemitteilung:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden  Arbeitgeber-Ranking: Adidas ist der Champion ZEIT Studienführer 2016/17 erscheint mit CHE Hochschulranking
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 27.04.2016 - 15:11 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1350320
Anzahl Zeichen: 4583

Kontakt-Informationen:
Stadt:

Hamburg



Kategorie:

Arbeit



Diese Pressemitteilung wurde bisher 0 mal aufgerufen.


Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Zunehmende Kritik an satten Gehaltserhöhungen für Lufthansa-Vorstand"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

NDR / Das Erste (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).


Alle Meldungen von NDR / Das Erste