(ots) -
- Vor 70 Jahren begann die Produktion des ersten SKODA
Nachkriegsmodells
- Zwischen 1946 und 1952 entstanden mehr als 70.000 Exemplare
- Neue Ausstellung im SKODA Museum erinnert an das
,Tudor'-Jubiläum
SKODA feiert ein besonderes Jubiläum: Vor genau 70 Jahren begann
die Produktion des ersten Nachkriegsmodells. Der SKODA 1101 ,Tudor',
dessen erstes Exemplar am 7. Mai 1946 fertiggestellt wurde, markierte
den Start einer neuen Etappe in der Entwicklung des tschechischen
Automobilherstellers. Eine am 10. Mai beginnende Ausstellung im SKODA
Museum in Mladá Boleslav erinnert an das erfolgreiche Modell.
"In den SKODA 1101 sind die Stärken aus mehreren Generationen der
Modellreihen Popular und Rapid eingeflossen, dank denen SKODA bereits
1936 der größte Automobilhersteller in der damaligen Tschechoslowakei
geworden war", sagt Andrea Frydlová, die Leiterin des SKODA Museums,
und fügt hinzu: "Der 'Tudor' übertraf seine Vorgänger noch deutlich."
Vom 10. Mai bis zum 30. August 2016 erinnert die neue Ausstellung im
SKODA Museum in Mladá Boleslav an den siebzigsten Jahrestag des
Produktionsstarts.
Die Modellreihe SKODA 1101 überzeugte zu damaliger Zeit mit einem
attraktiven Design und einem modernen technischen Konzept. Es
umfasste einen gegabelten Zentralrohrrahmen, eine Einzelradaufhängung
rundum, kräftige Hydraulikbremsen sowie einen leistungsstarken und
sparsamen Vierzylinder-Reihenmotor. Er entwickelte aus 1.089 ccm
Hubraum 23,5 kW (32 PS) Leistung.
Die Basis der breit gefächerten Modellpalette bildete von 1946 an
der geschlossene Zweitürer. Auf Englisch wurde er "two-door" genannt,
woraus die volkstümliche Bezeichnung ,Tudor' entstand. Um die
Bedürfnisse der Kunden im In- und Ausland abzudecken, kam zunächst
ein viertüriger Sedan hinzu. Dieser wurde bald von den
tschechoslowakischen Ministerien und vom diplomatischen Corps als
Dienstfahrzeug genutzt und war ab 1949 die am häufigsten gebaute
Variante.
Das Angebot an offenen Karosserien umfasste die beliebten
,Tudor'-Cabriolets mit Türen in starren Rahmen und einem faltbaren
Teil des Dachs aus Stoff. Dazu kamen elegante Roadster. Besonders
hohen Alltagsnutzen boten die Lieferwagen mit zwei Seitenscheiben und
die Kombis, die man in jener Zeit als Station Wagons, also STW,
bezeichnete. Sie besaßen bereits damals eine klappbare Rückbank, mit
der sich die Ladefläche auf 1.490 mm Länge und 1.380 mm Breite
vergrößern ließ.
Ein besonderes Kapitel der ,Tudor'-Geschichte schrieben die
Versionen SKODA 1101 VO (vojenský otevrený, Militärausführung offen)
und 1101 P (pohotovostnÃ, Bereitschaft) mit ihrer
Kübelwagen-Karosserie. Sie wurden von den Streitkräften mehrerer
Länder eingesetzt, einschließlich Portugal, Saudi-Arabien und
Ägypten.
Die Produktion der SKODA Modellreihe 1101 (nach Modernisierung
1102 genannt) erfolgte in einem Staatsunternehmen mit der offiziellen
Bezeichnung AZNP (Automobilové závody, národnà podnik, zu Deutsch:
Automobilwerke, volkseigener Betrieb). In Mladá Boleslav entstand das
Fahrgestell mit kompletter Technik, der Aufbau der Karosserie
erfolgte in den neu eingegliederten Werken in Kvasiny und Vrchlabà -
noch heute bilden diese drei Standorte den Produktionsverbund von
SKODA in Tschechien. Beim Start im Mai 1946 wurde der SKODA 1101 auf
dem heimischen Markt für 67.700 Kronen verkauft, wegen der
schwierigen Wirtschaftslage mussten die Kunden einen Bezugsschein
vorlegen.
Zwischen 1946 und 1952 entstanden 66.904 SKODA ,Tudor' in
Zivilausführung und 4.237 Fahrzeuge in Spezialausführungen für
Streitkräfte. Fast zwei Drittel der Gesamtproduktion des SKODA
1101/1102 wurden exportiert - 1947 in 36 Länder der Welt, vier Jahre
später bereits in 76 Staaten. Zu den bedeutendsten Absatzmärkten
zählten Polen, die Niederlanden, Belgien und die Bundesrepublik
Deutschland. Aber auch in Australien, Brasilien, Indien, in der
Südafrikanischen Union oder in Kanada war das Modell fest etabliert.
Der SKODA 1101/1102 verzeichnete auch im Motorsport bedeutende
Erfolge. Beim 24-Stunden-Rennen im belgischen Spa 1948 kamen drei
,Tudor' in der Klasse bis 1.100 ccm siegreich ins Ziel - gemäß der
vorherigen Absprache Seite an Seite. Die Spezialfahrzeuge SKODA Sport
und Supersport hatten leistungsgesteigerte Motoren in
unterschiedlichen Ausführungen, darunter eine Version mit 1.490 ccm
Hubraum, die mit einem Roots-Kompressor aufgeladen wurde und mit bis
zu 132 kW (180 PS) mehr als 200 km/h Höchstgeschwindigkeit erreichte.
Das erfolgreiche Motorsportengagement erwies sich bei der Werbung für
den SKODA 1101/1102 auf den Exportmärkten als äußerst hilfreich.
Zugleich ermöglichte es eine kontinuierliche Verbesserung der
Produktion - selbst die Kompressor-aufgeladenen Boliden nutzten viele
Serienteile.
In der traditionsreichen Geschichte der Marke aus Mladá Boleslav
nimmt der SKODA 1101/1102 einen Ehrenplatz ein. Die
Nachfolger-Modellreihen führten sein technisches Konzept erfolgreich
bis 1964 fort, als die Produktion der völlig neuen Fahrzeuggeneration
SKODA 1000 MB mit Heckmotor und selbstragender Ganzmetallkarosserie
startete.
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