(ots) -
Experten halten sie für illegal. Kraftfahrt-Bundesamt von Opel
offenbar falsch informiert.
Bei der Untersuchung der geheimen Motorsteuerung eines Opel Zafiras
konnte ein Rechercheteam des ARD/WDR-Magazins "Monitor" (heute,
12.5., 21:45 Uhr, Das Erste) und des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL
bislang unbekannte Abschalteinrichtungen finden. Diese Software sorgt
dafür, dass die Abgasreinigung des Fahrzeuges nur eingeschränkt
funktioniert. Dadurch stößt es mehr giftige Stickoxide aus als der
Gesetzgeber erlaubt. Experten halten diese Abschalteinrichtungen für
illegal.
Die Untersuchungen sind besonders brisant, weil sie den bisherigen
Darstellungen des Rüsselsheimer Autobauers sowie des
Bundesverkehrsministeriums offensichtlich widersprechen. Die Behörde
von Alexander Dobrindt (CSU) hatte vergangenen Monat in einem
Untersuchungsbericht behauptet, "bei keinem weiteren Fahrzeug eine
unzulässige Abschalteinrichtung wie bei bestimmten Fahrzeugen des
VW-Konzerns nachgewiesen" zu haben. Opel wiederum hatte angesichts
vielfach überhöhter Stickoxid-Emissionen seines Modells Zafira
(Diesel) lediglich eingeräumt, dass die Abgasreinigung nur bei
Außentemperaturen "im Bereich von 20 bis 30 Grad vollumfänglich"
funktioniere.
Doch die Erkenntnisse der gemeinsamen Recherchen von SPIEGEL und
"Monitor" zeigen, dass auch in diesem Temperaturbereich die
Abgasreinigung häufig nur eingeschränkt arbeitet. Beschleunigt der
Motor auf über 2.400 Umdrehungen pro Minute oder auf
Geschwindigkeiten über 145 Stundenkilometer, dann reduziert sich die
Abgasreinigung deutlich. Dies konnte auf Prüfständen etwa beim TÜV
Nord in Essen nachgewiesen werden. "Wie bei VW gibt es auch bei Opel
technische Vorkehrungen, die dafür sorgen, dass die Abgasreinigung
nicht so funktioniert, wie die EU-Verordnung das vorsieht. In beiden
Fällen handelt es sich um eine nicht zugelassene
Abschaltvorrichtung", erklärt Prof. Martin Führ, Experte für
Umweltrecht an der Hochschule Darmstadt gegenüber SPIEGEL und
"Monitor".
Entdeckt hat diese in der Software der Motorsteuerung programmierten
Abschaltbefehle ein in der Hacker-Szene sehr bekannter
Computerspezialist. Offenbar hat Opel die Behörden über diese
Abschalteinrichtungen nicht informiert. Das Bundesverkehrsministerium
bestätigte dies auf Anfrage. Man wolle die neu gewonnenen
Erkenntnisse des Rechercheteams aber dem zuständigen
Kraftfahrt-Bundesamt zur Prüfung übergeben.
Kritik kommt von der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die die Recherchen
von SPIEGEL und "Monitor" unterstützt hat. Das Fahrzeug sei offenbar
gezielt so gebaut worden, dass es nur in Ausnahmefällen sauber
erscheine, so DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. "Das
Bundesverkehrsministerium hat in den letzten Monaten aktiv
weggeschaut. Es wurde eben nicht nachgeprüft, ob tatsächlich
Abschalteinrichtungen, die eindeutig verboten sind, zusätzlich
verbaut sind zu den Temperaturabschaltungen."
Auf Anfrage dementierte Opel die neu entdeckten Abschalteinrichtungen
nicht. Das Unternehmen bekräftigte aber, dass "wir keine Software
einsetzen, die feststellt, ob ein Auto einem Abgastest unterzogen
wird." Weiter heißt es: "Unsere Software war nie darauf ausgelegt, zu
täuschen oder zu betrügen."
Sendehinweis:
"Monitor", 12. Mai 2016, 21.45 Uhr, Das Erste
Informationen zur Sendung unter www.monitor.de.
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