(ots) - Mehr Kinder als jemals zuvor sind von
sexueller Ausbeutung betroffen und das Phänomen tritt in allen Teilen
der Welt auf. Das zeigt die heute veröffentlichte Global Study zur
sexuellen Ausbeutung von Kindern auf Reisen und im Tourismus, die von
ECPAT International initiiert und über zwei Jahre lang durchgeführt
wurde. "Diese Ergebnisse sind besonders erschreckend und sie sollten
noch mehr Akteure aus allen Bereichen dazu motivieren, sich gemeinsam
für das Ende der sexuellen Ausbeutung und zum Schutz von Kindern auf
Reisen und im Tourismus konsequent einzusetzen" sagt Antje
Monshausen, zweite Vorsitzende von ECPAT Deutschland und Leiterin von
Tourism Watch bei Brot für die Welt.
Das Ausmaß der sexuellen Ausbeutung von Kindern auf Reisen und im
Tourismus hat stark zugenommen und die Erscheinungsformen haben sich
drastisch geändert. Das Internet und mobile Technologien haben die
Zunahme der sexuellen Ausbeutung von Kindern auf Reisen und im
Tourismus zusätzlich verstärkt, da neue Formen von Ausbeutung
entstehen und Täter vollkommen anonym bleiben können. Weiße,
westliche, wohlhabende Männer mittleren Alters sind nicht mehr die
alleinigen typischen Täter. Es sind auch Geschäftsreisende,
Auswanderer oder Freiwillige. Einheimische Reisende stellen den
größten Anteil dar und viele sind sogenannte "Gelegenheitstäter".
Dabei handelt es sich um Personen, die Kinder sexuell ausbeuten,
weil sich ihnen die Gelegenheit dazu bietet und weil sie das Gefühl
haben, dass ihr Handeln keine strafrechtlichen Konsequenzen haben
wird. Internationale touristische Reisen sind in den letzten 20
Jahren von 527 Millionen auf 1.135 Billionen gestiegen, eine
Entwicklung, von der viele Personen finanziell profitieren. Es gibt
kaum noch einen Ort auf der Welt, der nicht bereist werden kann.
Diese Zunahme internationaler Reisen geht jedoch einher mit größeren
Risiken und Gefahren für Kinder. Die Studie zeigt auf, dass
geflüchtete Minderjährige, Kinder, die Minderheiten angehören oder
auf der Straße leben, besonders gefährdet sind.
Dorine Van der Keur, Leiterin der Global Study, verweist auf
weitere wichtige Ergebnisse:
- Die Unterstützung und Beratung betroffener Kinder ist nach wie
vor nicht ausreichend;
- Die Strafverfolgung von Tätern wird durch einen Mangel an
Koordination und Informationsaustausch zwischen Behörden behindert;
- Die Anzahl strafrechtlicher Verurteilungen in Bezug auf die
sexuelle Ausbeutung von Kindern ist alarmierend gering, was bedeutet,
dass der Großteil der Täter nicht strafrechtlich belangt wird. Die
Rahmenbedingungen, in welchen Kinder auf Reisen und im Tourismus
sexuell ausgebeutet werden, haben sich in den letzten zwanzig Jahren
stark verändert. Das Verständnis für diese Veränderungen und neuen
Rahmenbedingungen war jedoch unzureichend, weshalb Maßnahmen lange
nicht auf die neuen Bedingungen abgestimmt waren. Durch die Studie
entsteht die größte Datengrundlage zu sexueller Ausbeutung von
Kindern auf Reisen und im Tourismus. Empfehlungen, die sich aus
dieser großen Menge an Informationen ableiten lassen, beinhalten:
- Weltweit anwendbare Meldeverfahren, sodass Kinder überall in der
Lage sind, Vorkommnisse ohne Angst vor Verfolgung zu berichten;
- Zusammenarbeit mit Internetdienstanbietern, um die zunehmende
sexuelle Ausbeutung von Kindern über das Internet zu bekämpfen;
- Internationales System zum Informationsaustausch zwischen
Strafverfolgungsbehörden;
- Ausweitung von Opferschutzmaßnahmen und Unterstützungsangeboten
für betroffene Kinder. Dr. Najat Maalla M'jid, frühere UN
Sonderberichterstatterin zum Verkauf von Kindern, Kinderprostitution
und Kinderpornographie, mahnt "umfassende Maßnahmen an, um alle
Kinder, egal, an welchem Ort sie sich befinden, vor diesem
schrecklichen Verbrechen zu schützen. Dafür tragen wir alle
Verantwortung."
Pressekontakt:
Für weitere Informationen und Zugang zu der gesamten Studie besuchen
Sie bitte die Homepage der Global Study: www.globalstudysectt.org
oder kontaktieren Sie Dorine Van der Keur, Leiterin der Global Study
(ECPAT International) dorinek(at)ecpat.net
Für weitere Informationen in Bezug auf Deutschland und Europa
kontaktieren Sie bitte:
ECPAT Deutschland e.V., Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor
sexueller Ausbeutung: www.ecpat.de, Mechtild Maurer, maurer(at)ecpat.de,
Tel +49/761/45687148, Mobil +49/1714166042