(ots) -
EU-Kommisspräsident Jean-Claude Juncker hat sich auf dem 19. WDR
Europaforum in Berlin vorsichtig optimistisch gezeigt, dass sich die
Briten im kommenden Monat dazu entschließen werden, auch künftig zur
Europäischen Union gehören zu wollen.
"Wir brauchen den britischen Pragmatismus in Europa", sagte Juncker,
machte gleichzeitig aber auch deutlich, dass es gravierende
Konsequenzen für die Briten habe, sollte das Votum negativ ausfallen.
"Wer den Tisch verlässt, darf auch nicht mehr vom Tisch essen", wies
der Kommissions-Chef darauf hin, dass alle EU-Beziehungen zu
Großbritannien dann neu geregelt werden müssten. Ein "Brexit" könne
im schlechtesten Fall auch weitere Staaten motivieren, dem
europäischen Projekt die rote Karte zu zeigen. "Ich kann das nicht
ausschließen, dass so etwas auch woanders Lust auf einen Austritt
macht."
Juncker zeigte sich ernüchtert über das Verhalten einiger
europäischer Regierungen in den vergangenen Monaten, die zwar alle
Segnungen der Gemeinschaft nutzen wollten, aber Solidarität in
wichtigen Fragen vermissen ließen. "Die EU ist doch kein Buffet, von
dem man essen kann, was man will. Bei uns wird gegessen, was auf den
Tisch kommt", stellte der Kommissionspräsident klar. Juncker sah bei
aller notwendigen Kritik am Zustand der EU jedoch einen allgemeinen
Trend, die positiven Ergebnisse nicht zu würdigen. Beim
Flüchtlingszuzug "haben wir die Kontrolle zurückerobert, aber das
nimmt man nicht ausreichend zur Kenntnis". Auch Jean-Claude Juncker
machte wie andere EU-Politiker deutlich, dass die Türkei nur dann
Aussicht auf eine Visa-Vereinbarung mit der EU habe, wenn die
Voraussetzungen in Ankara vollständig erfüllt würden. "Ansonsten gibt
es keinen Deal und das muss dann der türkische Präsident Erdogan
seinem Volk erklären", so Juncker.
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