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Neue Roland Berger-Studie: Autonome Lkw könnten der nächste disruptive Trend in der Automobilindustrie sein

ID: 1357626

(ots) -

- Automatisierte Lkw lösen gleich mehrere Probleme des
Güterverkehrs auf einen Schlag: Lenkzeiten, Sicherheit und
Betriebskosten
- Eine schnelle Amortisation von Technologieinvestitionen ist in
der frühen Phase nur bei wenigen Anwendungen erreichbar, vor
allem durch Platooning (Konvoi-Bildung)
- Signifikante Einsparungen sind langfristig nur durch fahrerlose
Lkw zu erwarten; diese könnten die Fahrerkosten um 90 Prozent
senken
- Die lange Amortisationsdauer verhindert eine stärkere Nachfrage
durch die Transportbranche; strengere Sicherheitsvorschriften
könnten Haupttreiber sein

Strenge gesetzliche Regelungen bei Lenkzeiten und
Sicherheitsvorschriften, Personalmangel, steigende Betriebskosten -
die Transportbranche kämpft seit langem mit den immer gleichen
Problemen. Die meisten davon ließen sich durch den Einsatz autonom
und automatisch fahrender Lkws lösen. Deshalb haben die
Nutzfahrzeug-Experten von Roland Berger in ihrer neuen Studie
"Automated Trucks - The next big disrupter in the automotive
industry?" den Status quo der Technologie analysiert und Vorteile
sowie Schwierigkeiten erfasst, die automatisierte Lkws für Hersteller
und Transportunternehmen mit sich bringen.

"Der Zeitpunkt rückt näher, an dem Lkws zunächst auf Autobahnen
vermehrt von technologischer Intelligenz gesteuert werden", sagt
Norbert Dressler, Partner von Roland Berger und Nutzfahrzeugexperte.
"Das bildet den Endpunkt einer allmählichen, mehr als 15 Jahre
dauernden Entwicklung, bei der der Eingriff durch den Fahrer immer
geringer wurde. Schon heute verfügen viele Lkws über Systeme wie
Stauassistent oder Spurhalteassistent. In der Phase der
Vollautomatisierung werden eigenständig agierende Fahrzeuge unter
allen Verkehrsbedingungen fahren können, eventuell sogar vollkommen




ohne Fahrer." Dabei geht jede Stufe der Automatisierung mit einer
höheren Systemkomplexität und steigenden Kosten einher: von 1.800
US-Dollar je Lkw für Phase 1 bis hin zu 23.400 US-Dollar je Lkw in
der letzten Phase 5, der Vollautomatisierung. Ein wichtiger
Kostenfaktor dabei ist die Software, die rund 85 Prozent der
Gesamtkosten ausmacht.

Trotz Einsparungen lange Amortisationszeiten

Andererseits sinken durch die zunehmende technische Ausstattung
auch die Betriebskosten: "Einsparungen bei den Kraftstoff- und
Fahrerkosten tragen am meisten zur Amortisation der hohen
Anfangsinvestitionen bei", sagt Dressler. Die Branche muss dabei
nicht bis zur Endphase der Automatisierung warten, um Einsparungen zu
realisieren: Schon in der ersten Phase sind Kraftstoffeinsparungen
von rund sechs Prozent möglich (z.B. durch Konvoifahrten, das so
genannte Platooning). Die größte Kostenersparnis gibt es in Phase
vier, wenn der Fahrer vorgeschriebene Ruhezeiten einlegen kann,
während der Lkw autonom weiterfährt. Die Fahrerkosten sinken dadurch
um weitere sechs Prozent. In Phase fünf, wenn Langstrecken-Lkw gar
keinen Fahrer mehr benötigen, werden die Fahrerkosten sogar um 90
Prozent sinken. Weitere Einsparungen ergeben sich durch geringere
Versicherungskosten, weil das automatisierte Fahren für mehr
Sicherheit sorgt und dadurch die Anzahl der Lkw-Unfälle bis 2040 um
90 Prozent sinken könnte.

"Die Amortisationsdauer für die Flottenbetreiber hängt sehr stark
vom Einsatzbereich ab", sagt Roland Berger-Experte Dressler. "Lkws im
Fernverkehr mit Lkw-Korridoren könnten einfacher in Kolonnen fahren,
sodass sich die Investitionen schneller bezahlt machen." Bei anderen
Einsatzbereichen wird die Amortisation länger dauern, als die
Flottenbetreiber in der Regel erwarten. Das Bild ändert sich wiederum
in den Phasen vier und fünf, wenn die Einsparungen bei den
Fahrerkosten hinzukommen und eine schnellere Amortisation
ermöglichen.

Implikationen für Lkw-Hersteller und -Betreiber

Aus der weiteren Entwicklung des autonomen Fahrens ergeben sich
für Lkw-Hersteller und Transportbranche vier wichtige Erkenntnisse:

- Auch wenn der Güterkraftverkehr bereits erste Schritte in
Richtung autonomes Fahren unternommen hat, wird von den
Flottenbetreibern nur eine geringe Sogwirkung im Markt ausgehen, da
sie auf keine schnelle Amortisation in absehbarer Zukunft hoffen
können. Die Hersteller werden ihre Zurückhaltung gegenüber neuen
Technologien ebenfalls nicht so schnell aufgeben, weil die
Haftungsfrage vielerorts nicht geregelt ist. Dennoch werden strengere
Sicherheitsvorschriften Fahrerassistenzsysteme zunehmend in den Markt
drücken und die Einführung automatisierter Lkw vorantreiben.

- Die Rollen und Verantwortlichkeiten innerhalb der
Wertschöpfungskette werden sich mit zunehmender Automatisierung
ändern: Während die Lkw-Hersteller zunächst noch einzelne Funktionen
von Zulieferern beziehen werden, wird aufgrund der zunehmenden
Komplexität irgendwann alles aus einer Hand kommen müssen - entweder
vom OEM oder von einem Dienstleister für Automatisierungstechnik. Da
die Phasen vier und fünf ausschließlich Software-getrieben sind, sind
Skaleneffekte notwendig. Reine Software-Unternehmen können auf diese
Weise einen großen Anteil am Erlös- und Gewinnpool erobern.

- Neue Geschäftsmodelle im Zusammenhang mit automatisierten Lkws
werden entstehen und könnten dafür sorgen, dass sich die neue
Technologie schneller am Markt durchsetzt. So könnten
Platooning-Dienstleister beispielsweise bei der Bildung von
Lkw-Konvois helfen.

- Automatisierte Lkws werden auf jeden Fall Einfluss auf künftige
Geschäftsmodelle haben und Eigentümer sowie Betreiber werden
zunehmend unter Druck geraten: Große Flottenbetreiber werden dabei
einen Wettbewerbsvorteil gegenüber selbstständigen Kraftfahrern
haben, da sie sehr viel leichter eigene Konvois bilden können und
auch eine Kooperation mit anderen Unternehmen für sie leichter ist.

Für die Roland Berger-Experten steht fest, dass die
Anwendungsmöglichkeiten der Automatisierung von Lkw erhebliche
Vorteile und Chancen für die gesamte Wertschöpfungskette der
Transportbranche bieten. Diese in die Praxis umzusetzen, wird jedoch
nicht leicht sein. Dressler geht davon aus, dass die Technologie sehr
viel früher zur Verfügung stehen wird, als sie von der
Transportbranche angenommen wird. "Dennoch sollten die Unternehmen,
aber auch Branchenorganisationen und der Gesetzgeber sich rechtzeitig
damit auseinandersetzen, denn die Art des Lkw-Fahrens und damit der
Gütertransport insgesamt werden sich grundlegend verändern."

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