(ots) - Gewerkschaftschef bezweifelt Nutzen der
Lebensleistungsrente
Vassiliadis: Gegen Altersarmut nützt sie nicht viel -
"Schichtarbeiter halten es bis zur Flexi-Rente nicht aus"
Osnabrück. Gewerkschaftschef Michael Vassiliadis hat Zweifel am
Nutzen der von der Bundesregierung geplanten Lebensleistungsrente. In
einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) sagte
der Vorsitzende der IG Bergbau, Chemie und Energie, zur Bekämpfung
der Altersarmut wäre es besser, die kleinen Renten, insbesondere von
Frauen, aufzuwerten. Dafür gebe es als "gutes Instrument" die Rente
nach Mindestentgeltpunkten. "Wer 35 Jahre Beiträge gezahlt, aber
wenig verdient hat, dessen Rentenpunkte können angehoben werden",
betonte Vassiliadis. Das sei "gerecht und bürokratiearm" und würde
gerade den Frauen helfen, die wegen der Kindererziehung nur in
Teilzeit beschäftigt gewesen seien.
Der Gewerkschaftsvorsitzende würdigte die Flexi-Rente, die Anfang
2017 eingeführt werden soll, als "dringend notwendig". Die
Arbeitsbedingungen wie auch die Wünsche und Möglichkeiten der
Menschen seien sehr unterschiedlich. Er warnte aber vor
Missverständnissen. "Es ist grundfalsch, Flexibilität nur so zu
verstehen, dass die Leute auch noch im Ruhestand irgendwie
weiterarbeiten", betonte der Chef der IG BCE. "Wer will und wer kann,
der soll das machen. Aber die meisten Beschäftigten haben ganz andere
Probleme", hob er hervor. Für die meisten Arbeitnehmer ist laut
Vassiliadis vorrangig, wie sie gesund in den Ruhestand kommen und was
es für ihre Rente bedeutet, wenn sie den Belastungen im Beruf nicht
mehr standhalten können. Wer vorzeitig in Rente gehe, müsse derzeit
hohe Abschläge in Kauf nehmen. "Wir fordern, dass der Gesetzgeber
eine echte Kombination aus Teilrente und Teilzeitarbeit ermöglicht,
und zwar schon vor 63", erklärte Vassiliadis. "Wer sein Leben lang
Schichtarbeit leistet, der hält das bis 63 gar nicht aus."
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