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Kunststoff-Deutschland: VDWF: Hochkarätiges Innovationsforum Kunststofftechnik und Werkzeugbau an der Hochschule Schmalkalden

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(firmenpresse) - Rund 15 Millionen Tonnen Kunststoff verarbeiten die gut 3500 Unternehmen der Branche mit ihren 400 000 Arbeitsplätzen in Deutschland jedes Jahr. Tendenz steigend. Freischwingende Stühle aus einem Guss, elastische Kochtöpfe aus Silikon, flexible Herzklappen-Implantate, Fahrzeugkomponenten aller Art oder luftdichte Folien für Lebensmittelverpackungen, die sogar Mikroben abtöten können – hatte Plastik einst den Ruf, zweitklassiger Ersatz für hochwertige Naturstoffe zu sein, ist es heute bevorzugtes Material für viele Produkte und fester Bestandteil unseres modernen Lebens. Hinter den Alltagsgegenständen verbergen sich jedoch auch ganz eigene Herausforderungen an die Produktentwickler und an die Hersteller der benötigten Formen und Werkzeuge zur Verarbeitung der Kunststoffe.

Am 8. und 9. April 2016 hatten daher der Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer (VDWF) sowie das Zentrum für Weiterbildung und das Labor für Angewandte Kunststofftechnik der Hochschule Schmalkalden zum gemeinsam getragenen „Innovationsforum Kunststofftechnik und Formenbau“ eingeladen.

Rund 80 Teilnehmer aus ganz Deutschland, teils auch aus dem deutschsprachigen Ausland, folgten dem Ruf und konnten an den beiden Veranstaltungstagen hochkarätige Vorträge sowohl zu Technik-Themen als auch über gesellschaftliche Entwicklungen und ökologisch notwendige Zielsetzungen hören.

So berichtete Professor Christian Bonten vom Institut für Kunststofftechnik (IKT) der Universität Stuttgart darüber, welche Rolle Kunststoffe bei der „Jahrhundertaufgabe Ressourceneffizienz“ einnehmen können. Von Photovoltaik über Windkraftanlagen bis zur Brennstoffzelle seien Kunststoffe ein wichtiger Werkstoff bei der Energiegewinnung aus regenerativen Quellen – vor allem zeigten sie jedoch ihre Qualität bei den Themen Leichtbau oder Dämmung, sowie ebenfalls bei der Herstellung von LED. Bonten warnte zugleich auch vor sogenannten Rebound- bzw. Backfire-Effekten: „Wird elektrisches Licht kostengünstiger, dann wird auch mehr beleuchtet und am Ende verbrauchen wir sogar mehr Energie.“ Ziel der Forschung müsse es daher sein, nicht nur die Materialeffizienz zu erhöhen und die Energieeffizienz zu steigern, sondern dafür – auch zugunsten des Images des Kunststoffs – ein Bewusstsein in den Köpfen der Menschen zu schaffen.





In seinem Vortrag zeigte dann Gerald Görich, Abteilungsleiter Kunststofftechnik bei der Procter & Gamble Service GmbH aus Kronberg, an detaillierten Fallbeispielen die Entwicklung und Umsetzung integrierter, voll verknüpfter Fertigungsprozesse. Dabei stand für den Ingenieur nicht nur die Verbindung von Design und technischer Umsetzung im Fokus, sondern vielmehr, wie alle am Entstehungsprozess Beteiligten im Sinne einer Effizienten und flexiblen Produktfertigung idealtypisch von der Konzeption und Entwicklung über die Fertigung bis zur Qualitätssicherung und -kontrolle an der gesamten Wertschöpfungskette mitarbeiten. Seine Ausführungen schloss Görich dann auch mit der Aufforderung an die Werkzeugmacher: „Sehen Sie sich als ein Teil vom Team. Bieten Sie Ihre Dienstleistung umfassend für die Prozesskette an. Ihr Verständnis über Material, Funktion und Handling ist ein wichtiger und zunehmend auch geschätzter Mehrwert für den Designer, für den Teilefertiger und auch für das Marketing.“

“Werkzeugoptimierung statt Werkzeugkorrektur“ hieß dann der Beitrag von Steffen Hachtel. Der Ingenieur zeigte anhand von Anwendungsbeispielen seines Aalener Werkzeugbau-Unternehmens, wie mit dem gezielten Einsatz von Computertomographie die Qualität von Kunststoffbauteilen optimiert werden kann. „Industrielle Computertomographie schafft Transparenz und Flexibilität“, ist Hachtel überzeugt, sofern sie im Zusammenspiel mit Simulation und Bemusterung als ein fortlaufend begleitender, interaktiver Prozess begriffen wird. „Das Prozessverständnis wächst, bevor das Werkzeug überhaupt fertiggestellt ist und zudem steigt die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass bereits bei der ersten Abmusterung verwertbare Bauteile gefertigt werden können.“ Auch seien thermische Einschwingvorgänge oder Form- und Lagetoleranzen bereits im Vorfeld viel besser einzuschätzen. Und die Investitionen bei der Werkzeugentwicklung lohnen sich über die Reduktion der Folgekosten bereits nach einem Jahr, rechnete Steffen Hachtel anhand eines exemplarischen Bauteils vor.

Den vierten Beitrag zum Innovationsforum lieferte Günther Rehm. Der Leiter Vertrieb und Marketing bei der Liechtensteiner Listemann Technology AG stellte fünf Technologien für die konturnahe Temperierung im Werkzeug- und Formenbau vor: Das Vakuumlöten, das Lasergenerieren, das Elektronenstrahlschweißen, das Diffusionsschweißen und das Metall-Pulver-Auftragsverfahren (MPA). Doch nicht nur der bewertende Vergleich der einzelnen Prozesse, sondern auch Best-Practice-Tipps zur Umsetzung und zum adäquaten Betrieb von Werkzeugen mit konturnaher Temperierung stießen beim Auditorium auf offene Ohren.

„Es ist uns tatsächlich gelungen, eine gute Mischung aus technisch-fachlichen Inhalten und auch genügend Freiraum zum Netzwerken herzustellen“, sagt Professor Thomas Seul, VDWF-Präsident und Prorektor für Forschung und Transfer der Hochschule Schmalkalden. Die Diskussionen nach den Vorträgen, der Austausch untereinander in den Pausen oder bei der Abendveranstaltung in der Viba Nougat-Welt, aber auch die Gespräche mit den Firmenvertretern der Fachausstellung im Foyer der Hochschule seien genauso wichtiger Bestandteil des Forums gewesen wie die Vorträge selbst. „Besonders gefreut“ hat den 46-jährigen Professor auch, dass viele seiner ehemaligen Studenten von ihren Arbeitgebern zu dieser Veranstaltung geschickt wurden. „Wann weiß ein Lehrer, dass er einen guten Job gemacht hat?“, fragt Seul und beantwortet die Frage gleich selbst: „Wenn die Absolventen einen guten Arbeitsplatz bekommen haben – und alle, mit denen ich gesprochen habe, waren froh, dass sie in Schmalkalden studiert haben. Das ging runter wie Öl“, erkläre jedoch auch die große Anzahl von „Rückkehrern“ zum Innovationsforum.

Aber nicht die persönliche Bestätigung stehe im Vordergrund, vielmehr spiegle sich im Erfolg des Innovationsforums die Qualität des gesamten Schmalkaldener Ausbildungskonzepts wider. „Schmalkalden bekennt sich als Hochschulstadt und hier haben wir nun eine echte Plattform des Austauschs und des Erkenntnisgewinns geschaffen“, so Seul. Das Forum reihe sich nahtlos in die Serie weiterer Hochschulveranstaltungen ein, wie beispielsweise den „Thüringer Branchentreff für den Werkzeug- und Formenbau“, der gemeinsam mit der Meusburger Georg GmbH veranstaltet wird, oder das vom VDWF und VDMA mitgetragene Anwenderforum Werkzeug- und Formenbau.

In diesem Zusammenhang gab es einen weiteren spannenden Tagesordnungspunkt für die Forumsteilnehmer: der offizielle Gründungsakt des Instituts für kognitive Systeme (IKoSys). Diese Neugründung ist das erste „In-Institut“ an der Hochschule Schmalkalden. Es will mit Interdisziplinarität als „Vordenker“ Schnittstellenthemen belegen und unter einer gemeinsamen Marke im Verbund forschen, aber auch einen Leistungskatalog für externe Dienstleistungen erstellen. Das Leitungsgremium bilden die Professoren Frank Beneke (Produktentwicklung/Konstruktion), Thomas Seul (Fertigungstechnik/Werkzeugkonstruktion) und Andreas Wenzel (Eingebettete Systeme/Technische Informatik).

Diese Interdisziplinärität und Flexibilität – sei es bei den Instituten, der Aus- und Weiterbildung oder eben bei den Fachforen der Hochschule – sei wesentlich, um sich weiterzuentwickeln, bekräftigt Seul. „Wir müssen immer vordenken und uns damit beschäftigen, welches Potential der Werkstoff Kunststoff bietet, wohin die Trends zeigen, welche Technologien, welche Einsatzmöglichkeiten es in Zukunft geben wird, und auch welche Märkte.“ Denn nur so könne man in Deutschland auch in Zukunft wirtschaftlich produzieren und sein Brot auch hier verdienen. Für Thomas Seul ist es daher wesentlich, offen zu sein. „Lernen in alle Richtungen“ war sein eigenes Motto des Innovationsforums in Schmalkalden. „Ein Vorurteil wurde an den beiden Tagen auch ausgeräumt“, erklärte Seul augenzwinkernd in seinem Schlusswort, „nämlich dass deutsche Hochschulprofessoren alles wüssten.“ Er selbst habe sich auch einige Punkte aus den Ausführungen der Vortragenden und aus den Diskussionen notiert, die er in seine Vorlesungen und in seine Arbeit einfließen lassen werde. Was gibt es Besseres, als eine solche Qualitätsbekundung? Die „Wiederholungsgefahr“ erscheint folglich für alle Beteiligten groß. Die Veranstaltung soll daher in definiertem Rhythmus fortgeführt werden und fester Bestandteil der Hochschulaktivitäten werden.

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Datum: 20.05.2016 - 13:03 Uhr
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