(ots) - Mindestens 3,5 Millionen Kinderflüchtlinge weltweit
gehen nicht zur Schule und laufen damit Gefahr, Opfer von Missbrauch,
Ausbeutung und Frühverheiratung zu werden. Die weltweit größte
unabhängige Kinderrechtsorganisation Save the Children macht sich
anlässlich des World Humanitarian Summit in Istanbul für ein neues
Abkommen für Kinderflüchtlinge stark.
50% der Kinderflüchtlinge im Grundschulalter und 75% derjenigen im
weiterführenden Schulalter sind komplett vom Bildungssystem
ausgeschlossen. Allein im Jahr 2015 wurde die Schullaufbahn von 80
Millionen Kindern durch humanitäre Krisen unterbrochen. Die Gründe
dafür sind: Fehlendes Geld und Sprachkenntnisse; informelle Arbeit
zur finanziellen Unterstützung der Familie; langwierige bürokratische
Prozesse und fehlende Dokumente; zu wenige Schulplätze; und die
Tatsache, dass die Entwicklungsländer, die 86% der Flüchtlinge
weltweit aufgenommen haben, keine Kapazitäten haben, die Flüchtlinge
angemessen zu versorgen.
"Ohne Bildung gibt es für Kinder keine Zukunft. Es ist ein
Skandal, dass die Weltgemeinschaft genau das zulässt. Denn Kinder
ohne Perspektive begeben sich häufiger auf die gefährliche Reise
nach Europa oder in andere Teile der Welt, werden sehr viel früher
verheiratet, verschleppt oder zu ausbeuterischer Arbeit gezwungen",
sagt Helle Thorning-Schmidt, Geschäftsführerin von Save the Children
International. "Deswegen fordern wir beim World Humanitarian Summit,
dass kein Flüchtlingskind länger als 30 Tage von Schulbildung
ausgeschlossen bleibt. Flüchtlinge bleiben im Durchschnitt 17 Jahre
lang auf der Flucht. Dadurch versäumen Millionen Kinder und
Jugendliche Teile, wenn nicht sogar ihre gesamte Bildung", fügt
Thorning-Schmidt hinzu. "Bildung legt aber den Grundstein für Erfolg
und ist auch deshalb wichtig, weil sie dem Alltag von Kindern, die
Traumatisches erlebt haben, Stabilität verleiht."
"Bildung in Notsituationen und langfristigen Krisen ist chronisch
unterfinanziert, derzeit um 4,3 Milliarden Euro. Wenn wir nicht
zusammen arbeiten, um auch den Millionen Kinderflüchtlingen
wenigstens eine Grundschulbildung zu garantieren, werden wir bis zum
Jahr 2030 die Nachhaltigen Entwicklungsziele nicht erreichen. Deshalb
fordern wir beim World Humanitarian Summit und darüber hinaus, dass
Geber und Mitgliedstaaten den Aufnahmeländern bessere finanzielle,
gesetzliche und politische Unterstützung anbieten, damit
Kinderflüchtlinge dort zur Schule gehen können", fordert
Thorning-Schmidt.
Zusatzinformationen:
- Die Hauptaufnahmeländer für Flüchtlinge sind die Türkei (11%),
Pakistan (10,5%), Libanon (8%), Iran (6,8%), Äthiopien (4,6%)
und Jordanien (4,5%).
- Die Hälfte aller Flüchtlinge stammt aus Syrien, Afghanistan und
Somalia.
- In Afrika und im Pazifischen Raum gibt es mehr Flüchtlinge als
im Mittleren Osten (ausgenommen 5 Mio. langfristig vertriebene
Palästinenser).
- In einer globalen Umfrage im Rahmen der Save the Children
Kampagne "Jedes Kind zählt" haben sich 76% der Befragten besorgt
über Diskriminierung gegenüber flüchtenden und
Konflikt-vertriebenen Kindern geäußert. 77% der Menschen denken,
dass Kinderflüchtlingen dasselbe Recht auf Bildung zusteht wie
jedem anderen Kind auch. 41% sprechen sich dafür aus, mehr
Kinderflüchtlinge in ihrem Land aufzunehmen, 28% dagegen.
Alle Zusatzmaterialien sind unter der Angabe © Save the Children
kostenfrei verwendbar.
Zusatzmaterial:
Der preisgekrönte Fotograf Patrick Willocq hat gemeinsam mit der
Kinderrechtsorganisation und dem weltgrößten Bildungsunternehmen
Pearson eine spektakuläre Fotoreihe initiiert. Acht Bilder zeigen die
Hoffnungen, Ängste und täglichen Herausforderungen für die Mädchen
und Jungen. Weitere Informationen zu dem Projekt stellen wir Ihnen
auf Anfrage gerne zur Verfügung.
Fotoreihe von Patrick Willocq: http://ots.de/AiOOX
Schnittmaterial aus Südafrika und dem Libanon:
http://storycentral.savethechildren.org.uk/?c=36556&k=04cc0b68ed
Report "A New Deal for Every Forcibly Displaced Child":
http://ots.de/af9sU
Pressekontakt:
Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle - Claudia Kepp
Tel.: +49 (30) 27 59 59 79 - 280
Mail: presse(at)savethechildren.de
Pressestelle - Diane Nakschbandi
Tel.: +49 (30) 27 59 59 79 - 120
Mail: presse(at)savethechildren.de