(ots) -
Große Teile der Ärzteschaft in Haiti wehren sich gegen den
chronischen Geldmangel im haitianischen Gesundheitswesen, der zu
einem Mangel an medizinischem Verbrauchsmaterial, Medikamenten und
unhygienischen Zuständen führt. Dadurch, so die Mediziner, ist die
Gesundheit der Patienten in Gefahr. Seit fast zwei Monaten befinden
sich insbesondere an Krankenhäusern angestellte Ärzte im Streik für
das Wohl ihrer Patienten. Die Kehrseite der gut gemeinten Aktion ist,
dass Kranke verzweifelt nach medizinischer Versorgung suchen. In
Lebensgefahr geraten vor allem Cholerapatienten, weil das Bakterium,
das seit 2010 in Haiti wütet, sehr aggressiv ist. "Seit Ausbruch der
Cholera hat die Krankheit schon mehr als 10.500 Menschenleben
gekostet. Dabei ist Cholera gut heilbar", sagt der Arzt und Priester
Richard Frechette, Leiter der Einrichtungen des Kinderhilfswerks
nuestros pequeños hermanos (nph) in Haiti. "Unsere Cholerakliniken
sind durch die Streiks in den öffentlichen Krankenhäusern überfüllt.
Damit wir alle Patienten behandeln können, fehlen uns derzeit 300.000
Euro." Durch die Regenfälle der letzten Wochen hat sich die Zahl der
Cholerafälle deutlich erhöht. Haiti ist das ärmste Land der
westlichen Welt und verfügt nur über eine unzureichende sanitäre
Infrastruktur.
Öffentliche Ausgaben für Gesundheit reichen bei weitem nicht aus
Laut Haitianischem Finanzministerium verfügte Haiti 2015 über ein
Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 15,7 Milliarden US-Dollar.
Unterschiedlichen Quellen zufolge wurden davon nur rund 8 Prozent in
das Gesundheitswesen investiert. Im Vergleich dazu lag, laut
Statistica, 2015 das BIP von Deutschland bei 3,0 Billionen Euro und
der Anteil der Gesundheitsausgaben lag vermutlich wie in den
Vorjahren bei rund 11 Prozent. Im Gegensatz zu Deutschland gelten in
Haiti rund 80 Prozent der Menschen als arm. Die Kranken können sich
die medizinische Versorgung, wie beispielsweise Untersuchungen oder
den Kauf von Medikamenten, nicht leisten. Deshalb wenden sich Kranke
an Hilfswerke wie nph haiti oder die Fondation St. Luc, wohl wissend,
dass sie hier nicht abgewiesen werden.
Zahl der Cholerapatienten hat sich verdreifacht
In den letzten zwei Jahren behandelten die Ärzte der
Cholerakliniken von nph haiti und der Fondation St. Luc über 8.000
Patienten. "Durch die heftigen Regenfälle und den Ärztestreik der
letzten Wochen hat sich die Zahl der Cholerapatienten in unseren
medizinischen Einrichtungen verdreifacht", sagt Richard Frechette.
Die Inkubationszeit bei Cholera ist sehr kurz. Oft vergehen nur ein
bis zwei Tage von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit. Die
Patienten können durch Durchfall und Erbrechen bis zu einem Liter
Flüssigkeit pro Stunde verlieren. Entscheidend für eine erfolgreiche
Behandlung ist die schnelle Diagnose und der sofortige Ausgleich des
Wasser- und Mineralstoffverlust. "Damit wir die Cholerapatienten
schnell und gut versorgen können, haben wir spezielle Cholerakliniken
aufgebaut. Hierfür benötigen wir medizinisches Personal, Medikamente
und vor allem ein hygienisches Umfeld für die Patienten, Ärzte und
Schwestern", sagt der Arzt Richard Frechette. "Das alles kostet Geld
und das Defizit, das wir momentan in unserem Budget haben, macht mir
große Sorgen." Die Behandlung eines an Cholera erkrankten Kindes
kostet bei nph 45 Euro.
Die meisten Cholerapatienten stecken sich an, weil sanitäre
Anlagen fehlen. Sie müssen das Wasser der Flüsse sowohl für ihre
Hygiene als auch als Trinkwasser nutzen. In Haiti galt die Cholera
als ausgerottet. Doch im Oktober 2010 schleppten nepalesische
UN-Friedenstruppen das Bakterium nach Haiti ein. Seither sind knapp
800.000 Haitianer an Cholera erkrankt, 10.500 haben die Infektion
nicht überlebt.
Spenden nimmt das Kinderhilfswerk bei der Bank für
Sozialwirtschaft Karlsruhe, IBAN DE06 6602 0500 0000 0120 00, BIC:
BFSWDE33KRL entgegen, Stichwort: Cholera oder online unter
http://ots.de/aI9J2.
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Dagmar Schneider
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