(ots) - Verkehrsminister Dobrindt erhielt bereits Anfang
Februar 2016 DUH-Prüfbericht zu Abschalteinrichtungen und extrem
hohen Dieselabgasemissionen des Fiat SUV 500x - Nachprüfungen des
Bundesverkehrsministeriums bestätigen zweifelsfrei das Vorhandensein
verbotener Abschalteinrichtungen - In der von Bosch programmierten
Motorsteuersoftware wurden folgende illegale Abschalteinrichtung
gefunden: Abgasreinigung wird nach 1.300 Sekunden vermindert und
Speicherkat nur sechsmal hintereinander regeneriert
Im Februar 2016 hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in Bern
Abgasmessungen an einem Fiat 500X (Euro 6, EZ 2015, 4.400 km
Laufleistung) durchgeführt. Dabei wurden bis zu 22-fache
Grenzwertüberschreitungen bei den NOx-Emissionen festgestellt sowie
klare Hinweisen auf das Vorhandensein verbotener
Abschalteinrichtungen gefunden. Drei Monate nach Ãœbermittlung des
Prüfberichts leitete das Bundesverkehrsministerium (BMVI) das
Verfahren zur Aberkennung der Typzulassung ein. Mit dem am 20.5.2016
an Italien und die EU-Kommission verschickten Prüfbericht mit dem
Titel 'Unzulässige Abschalteinrichtungen beim Fiat 500X' stellt das
Verkehrsministerium einen Verstoß gegen das Typzulassungsrecht fest.
Nach Artikel 30 der EU-Richtlinie 2007/46/EG kann Deutschland ein
solches Verfahren nur einleiten, wenn die Nichtübereinstimmung mit
der Richtlinie zuvor zweifelsfrei festgestellt wurde.
"Wir fordern von Fiat Deutschland Chef Giorgio Gorelli einen
sofortigen Verkaufs- und Auslieferungsstopp für den Fiat 500x
MultiJet 2.0 und alle weiteren Diesel-Pkw mit verbotenen
Abschalteinrichtungen", so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der
DUH.
Die DUH hatte am 3. und 4. Februar 2016 in Bern die NOx-Emissionen
des Fiat 500x im Rahmen von insgesamt vier offiziellen Prüfzyklen des
NEFZ überprüft. Dabei stellte sich heraus, dass die NOx-Emissionen im
betriebswarmen Zustand um den Faktor 6,5 bis 13-mal höher waren als
im kalten Betriebszustand. Diese klaren Indizien für das
Vorhandensein verbotener Abschalteinrichtungen wurden von der DUH am
9.2.2016 veröffentlicht und dem Verkehrsministerium, der
italienischen Regierung, der EU-Kommission sowie der Environmental
Protection Agency (EPA) in Washington zur Verfügung gestellt. Die DUH
forderte Verkehrsminister Dobrindt mit einem Schreiben vom 10.2.2016
auf, "die Typzulassung des Fiat 500x 2.0 MJ 4x4 zu überprüfen". Im
Rahmen dieser vom BMVI durchgeführten Nachprüfung (die sich nicht im
Bericht der Untersuchungskommission VW vom 22.4.2016 findet)
bestätigten sich die DUH-Vermutungen: Fiat nutzt für die
Motorsteuerung eine Bosch-Software. In dieser wurden neben
Temperaturabschaltungen knapp unter + 20 Grad Celsius zwei weitere
eindeutig illegale Abschalteinrichtungen gefunden. So schaltet die
Abgasreinigung nach 1.300 Sekunden (nach knapp 22 Minuten, der
NEFZ-Prüfzyklus dauert ca. 20 Minuten) und nach sechs Regenerationen
des NOx-Speicherkats ab. Gegen Bosch, als das für die
Motorsteuersoftware verantwortliches Unternehmen, wurden von den
Behörden nach Information der DUH gesonderte Verfahren eingeleitet.
Bei allen vier am 3. und 4.2.2016 in Bern auf dem Rollenprüfstand
gefahrenen NEFZ-Tests mit betriebswarmem Motor, bei dem normalerweise
die Abgasemissionen niedriger ausfallen, wies der Fiat sehr hohe
NOx-Emissionen auf. Die Werte überschreiten den geltenden Grenzwert
für Euro 6 Fahrzeuge um das elf- bis mindestens 22-fache mit einem
ausgewiesenen Wert von 1.777 mg NOx/km. Bei den Messungen dieses SUV
wurde häufig der Messbereich des Labormessgerätes für Stickoxide
überschritten - die tatsächlichen NOx-Emissionen waren somit noch
höher. Das Fahrzeug meldete während oder nach den Tests keinen so
genannten "OBD-Fehler" (On-Board-Diagnose) über die Warnlampe.
Insgesamt wurden acht Prüfungen, davon vier nach dem Prüfzyklus NEFZ,
auf dem Rollenprüfstand gefahren. Nur bei den beiden NEFZ-Messungen
im "kalten" Fahrzeugzustand und mit einer speziellen Konditionierung
am Vortag wurden wie erwartet mit 133 bzw. 105 mg NOx/km relativ
niedrige Werte nahe dem Euro 6 Grenzwert von 80mg NOx/km gemessen.
Die DUH hatte bereits am 9. Februar 2016 einen Verstoß gegen das
EU-Zulassungsrecht wie folgt beklagt: "Die gemessenen NOx-Emissionen
des Fiat 500X stellen einen klaren Verstoß gegen das
EU-Zulassungsrecht dar. In den vergangenen vier Monaten haben wir bei
Opel, Renault, BMW und Mercedes stark erhöhte Stickoxid-Emissionen
und zum Teil implizit eingestandene Abschalteinrichtungen aufgedeckt.
Mit dem Fiat 500X reiht sich nun ein italienisch-amerikanischer
Automobilkonzern in den Kreis der schmutzigen Dieselhersteller ein.
Damit mutiert der VW-Skandal endgültig zum Diesel-Skandal nicht nur
deutscher Hersteller", erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen
Resch Anfang Februar. "Die verantwortlichen Vorstände der
Unternehmen, die in vollem Wissen der extrem erhöhten
Stickoxid-Emissionen unter normalen Fahrbedingungen derart schmutzige
Diesel-Pkw verkaufen, machen sich tausendfacher vorsätzlicher
Körperverletzung mit Todesfolge schuldig."
Informationen und Hintergründe:
Prüfbericht des getesteten Fiat 500x: http://l.duh.de/p230516
Pressemitteilung der DUH vom 9.2.2016 zu festgestellten Emissionen
des Fiat 500x http://l.duh.de/p090216a
Pressefotos finden Sie unter: http://l.duh.de/fiat500
Pressekontakt:
Jürgen Resch, | DUH-Bundesgeschäftsführer
Mobil: 0171 3649170 | Email: resch(at)duh.de
Dr. Axel Friedrich | Internationaler Verkehrsberater
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