(ots) - Mitglieder des Fifa-Councils und
Präsident Gianni Infantino haben versucht, die unabhängigen
Aufsichtsgremien des Internationalen Fußball-Verbandes (Fifa) mittels
eines Komplotts entscheidend zu schwächen. Gezielt aus dem Amt
getrieben werden sollte beim Fifa-Kongress vor zwei Wochen in
Mexiko-Stadt der später zurückgetretene Chefkontrolleur der
Organisation, Domenico Scala.
Dazu liegen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstagausgabe)
Aussagen und Gedächtnisprotokolle von Teilnehmern aus
Council-Sitzungen vor, die den neuen Fifa-Chef und das höchste
Gremium des Weltverbandes schwer belasten. Es stellt die Integrität,
Glaubwürdigkeit und Reformbereitschaft der Topfunktionäre in Frage.
Die vorliegenden Dokumente könnten auf Grundlage vom Fifa-Ethikcode
zu einer Untersuchung der Ermittlungskammer des Weltverbandes gegen
einzelne Council-Mitglieder und den Fifa-Präsidenten führen.
Es gebe Menschen, so äußerte sich Infantino auf einer der
Sitzungen, die das Leben kompliziert machten. Man sei "die Geisel"
einer Situation, die keiner gut finden könne. In Ermangelung
plausibler Gründe konstruierten die Funktionäre des Councils bei
ihrem Treffen in Mexiko einen Fall, um den Chefkontrolleur Scala
abservieren zu können - über den Kongress. Als einziger im
abgeschirmten Sitzungssaal wendete sich Fifa-Vizepräsident David Gill
aus England aktiv der Stimmung entgegen. Er verstehe das gar nicht.
Für ihn käme dies aus heiterem Himmel. Welche Gründe sollten gegen
Scala angeführt werden? "Das ist doch unglaublich." Angesichts des
von der Fifa-Vergütungskommission festgesetzten Gehalts für den
Präsidenten von rund zwei Millionen Franken im Jahr übte Infantino
vor seinen Kollegen harsche Kritik. Im Fifa-Council sprach er von
einer "Beleidigung". Verächtlich höhnte Infantino, er müsse sich
jetzt möglicherweise bei Council-Mitgliedern Geld leihen. Zudem
präsentierte er den Kollegen im höchsten Fifa-Gremium die
Information, dass aus der internen Compliance eine Beschwerde gegen
ihn bei der Ethikkommission eingelegt worden sei. Es ginge um Fragen
zu Spesenabrechnungen und einem geplanten Hauskauf im Wert von 25
Millionen. Aber all das, was es dazu gebe, sei "Quatsch". Dazu
präsentierte Infantino Entlastung: "Der Chef der Ermittlungskammer
hat mir gesagt, dass dies direkt in den Mülleimer gegangen ist." Es
gebe keine Untersuchung. "In der Ethikkommission haben sie einen
gesunden Menschenverstand."
Pressekontakt:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Wirtschaftsredaktion
Hellerhofstraße 2-4
60327 Frankfurt - Deutschland
Tel.: +49 (0) 69 7591 1785
www.faz.net