(ots) -
Vor einhundert Jahren, in der Nacht vom 31. Mai auf den 1.Juni
1916, fand in der Nordsee vor der norwegischen Süd- und der dänischen
Nordwestküste die größte Seeschlacht des Ersten Weltkrieges statt,
die Skagerrakschlacht. Es standen sich die deutsche Hochseeflotte und
die britische "Grand Fleet" der Royal Navy gegenüber.
Zum Gedenken an die auf beiden Seiten über 8.500 in der Nordsee
umgekommenen Soldaten fand heute auf Einladung des Volksbundes
Deutsche Kriegsgräberfürsorge und des Deutschen Marinebundes eine
internationale Gedenkveranstaltung am Marine-Ehrenmal in Laboe statt.
Dabei wurden insgesamt 850 Gedenkkreuze aufgestellt. Sie sollen die
8.500 Toten der Skagerrak-Schlacht sichtbar machen, denn viele
blieben ohne Grab. Zudem wurden zwei Biographie-Stelen eingeweiht,
angefertigt von der Commonwealth War Graves Commission und dem
Deutschen Marinebund. Sie erinnern an einen britischen und einen
deutschen Marinesoldaten - beide starben in der Skagerrak-Schlacht.
In seiner Begrüßung betonte Karl Heid, Präsident des Deutschen
Marinebundes, die Bedeutung des Ehrenmals - auch für die
Skagerrakschlacht: "Das Marine Ehrenmal ist nicht nur eine nationale
Gedenkstätte mit internationaler Bedeutung, sondern in vielfältiger
Weise auch ein Ort insbesondere des gemeinsamen deutsch-britischen
Gedenkens. Dies wird durch die heutige Veranstaltung zum Gedenken an
den 100. Jahrestag der Skagerrakschlacht eindrücklich bestätigt." Das
Ehrenmal sei internationaler Erinnerungsort und Mahnmal für den
Frieden und Symbol für die bitteren Lehren der Geschichte des 20.
Jahrhunderts. Ebenso stehe es für die Friedensordnung, die wir in
Europa nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen hätten. Heid appellierte
an die Gäste: "Lassen Sie uns gemeinsam dafür einstehen, dass diese
Lehren nicht vergessen werden und das gemeinsam Erreichte nicht
leichtfertig verspielt wird."
Markus Meckel, Präsident des Volksbundes, unterstrich in seinem
Grußwort die internationale Bedeutung dieses Tages: "Dass wir heute
über nationale Grenzen hinweg unserer Toten gedenken, verstehe ich
als einen Schritt in Richtung einer gemeinsamen Gedenkkultur in
Europa. Ich bin überzeugt, dass wir eine gemeinsame Perspektive auf
unsere Vergangenheit gewinnen können, wenn wir die unterschiedlichen
Erinnerungen unserer Nachbarn an- und ernstnehmen. Wir alle wissen im
Grunde unserer Herzen: Der Dialog und die Kooperation mit unseren
Nachbarn - auch und gerade im Hinblick auf unsere gewiss
unterschiedlichen, aber in der Trauer vereinten Erinnerungen -
ermöglichen es erst, die großen Herausforderungen unserer Gegenwart
zu meistern und eine gemeinsame europäische Zukunft zu gestalten."
Konteradmiral Thorsten Kähler unterstrich in die Bedeutung des
Tages aus der Perspektive der Soldaten: "Wenn wir es heute als
selbstverständlich empfinden, dass niederländische, deutsche oder
skandinavische Kriegsschiffe in Großbritannien ausgebildet werden,
wenn wir die gemeinsame Arbeit in operativen Kommandostäben und auf
See als feste Größe militärischen Handels begreifen, sind wir auf
einem guten Weg. Dann haben wir die Gedanken von Bitterkeit und
Vergeltung überwunden, deren Gefangene die Generationen vor uns noch
waren. Ich wünsche uns, dass wir uns bewusst machen, wie wichtig und
wie alternativlos der Weg des Friedens und der Freundschaft getragen
von gemeinsamen Werten für uns alle ist."
Welche herausragende Wichtigkeit das gemeinsame Gedenken von
Deutschen und Briten hat, zeigt sich auch an der Teilnahme von Seiner
Königlichen Hoheit, dem Duke of Kent, sowie von Staatsminister
Michael Roth.
In seiner Gedenkrede betonte der Duke of Kent, der auch Präsident
der Commonwealth War Graves Commission ist, die Wichtigkeit solcher
Gedenkveranstaltungen. "Sie sind eine Gelegenheit für uns,
innezuhalten und nachzudenken, eine Gelegenheit, um als Freunde
zusammenzukommen und denen Respekt zu zollen, die im Dienst ihres
Landes standen und die gestorben sind, ganz gleich, ob auf britischen
oder auf deutschen Schiffen. Sie sind eine Gelegenheit für uns, um zu
lernen und den Namen und Zahlen in unseren Geschichtsbüchern ein
menschliches Gesicht zu geben. Damit sich unsere Jugend der
Wichtigkeit der steten Erinnerung an unsere Kriegstoten bewusst und
die "Fackel der Erinnerung" an sie weitergegeben wird." Nur so könne
man sich sicher sein, dass Veranstaltungen wie diese auch über das
reine Gedenken hinweg eine Bedeutung haben, so der Duke of Kent.
Als Vertreter der Bundesrepublik Deutschland hielt der
Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth, die
Gedenkrede. In seiner Ansprache skizzierte er die europäische
Dimension: "Mit der Distanz von hundert Jahren erkennt man manchmal
kaum noch eine Parallele zwischen dem Europa von 1916 und der
Europäischen Union des Jahres 2016. An die Stelle des fragilen
Gleichgewichts der Mächte von damals ist heute eine europäische
Rechts- und Wertegemeinschaft getreten. Heute zielen wir nicht mehr
mit Waffen aufeinander, sondern wir diskutieren in den Brüsseler
Verhandlungsräumen über politische Kompromisse - manchmal hart, aber
stets gemäß den Regeln, die wir miteinander vereinbart haben. Die EU
ist das erfolgreichste Friedens- und Demokratieprojekt der Welt.
"Hundert Jahre danach dürfen wir aber auch feststellen, aus Feinden
wurden Partner, ja Freunde. Vereint in Europa. Das ist die vielleicht
wichtigste Botschaft des heutigen Tages", so der Staatsminister
abschließend.
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