(ots) - Wohneigentum ist in der aktuellen Niedrigzinsphase
heiß begehrt. Das zeigt die wachsende Zahl der Immobilienkäufe. So
wechselten laut Gutachterausschuss letztes Jahr alleine in Berlin
über 20.000 Eigentumswohnungen den Besitzer. Das entspricht einem
Anstieg von 16 Prozent gegenüber 2014. Doch lohnt sich ein Kauf
wirklich für jeden? Das gemeinnützige Online-Verbraucherportal
Finanztip hat die wichtigsten Argumente zur Frage "Mieten oder
kaufen?" zusammengestellt.
Diese Punkte sprechen gegen das Kaufen:
Niedrige Zinsen befördern das Risiko, zu teuer zu kaufen
Niedrige Zinsen werden oft als Argument für einen Immobilienkauf
angeführt. Günstiges Baugeld birgt jedoch auch das Risiko, dass
Käufer zu teuer kaufen. "Aufgrund der niedrigen Finanzierungskosten
steigt die Anzahl der Kaufinteressenten. Das führt vielerorts zu
steigenden Kaufpreisen", sagt Dirk Eilinghoff, Experte für
Baufinanzierung von Finanztip. Steigen die Zinsen in den kommenden
Jahren deutlich, sorgt das für tendenziell fallende Preise, weil
sich vergleichbare Interessenten nicht mehr den Kauf einer so teuren
Immobilie leisten können. Damit könnte die heute erworbene Immobilie
an Wert verlieren. "Wer heute nur wenig tilgt und nicht die gesamte
Laufzeit im Blick behält, der riskiert bei einer künftigen
Zinserhöhung, dass die gesamte Finanzierung ins Wanken gerät", warnt
Eilinghoff.
Kaufen kostet Zeit und Geld
Kaufen sollte nur, wer auch bereit ist, sich um seine Immobilie zu
kümmern. Das ist sowohl eine Zeit- als auch eine Geldfrage. Denn wenn
die Dachrinne tropft, muss sich der Immobilienbesitzer selbst um den
Handwerker kümmern und trägt auch die Kosten. "Eine plötzlich kaputte
Heizung schlägt schnell mal mit 2.000 Euro zu Buche. Wer in solchen
Situationen anfängt schlecht zu schlafen, sollte eher die Finger von
einer Immobilie lassen", rät Dirk Eilinghoff.
Kaufen eignet sich nicht für Weltenbummler
Wer schon heute weiß, dass er die nächsten zwanzig Jahre an einem
Ort leben wird, für den ist die eigene Immobilie geeigneter als für
den Rastlosen. "Wer nach einem beruflichen Umzug oder einer Trennung
die Immobilie gleich wieder verkaufen muss, macht meist keine gutes
Geschäft. Dafür sind die Anschaffungskosten zu hoch", erklärt
Eilinghoff. "Für Notar, Steuern und Maklercourtage fallen 8 bis 15
Prozent des Kaufpreises an. Bei 300.000 Euro sind das schnell 40.000
Euro."
Diese Argumente sprechen für das Kaufen:
Käufer sorgen für ihr Alter vor
Empirisch werden Immobilienbesitzer bei gleichem Einkommen die
reicheren Rentner. Denn ist die Immobilie abbezahlt, wohnen Käufer im
Alter mietfrei. Hinzu kommt, dass Käufer eher sparen als Mieter. "Wer
die Bank im Nacken hat, lässt auch mal einen Urlaub ausfallen, um
eisern sein Haus abzuzahlen. Ohne ein so klares Sparziel steigt die
Tendenz, das Tagesgeldkonto für den Trip in den Süden zu räumen",
sagt Eilinghoff. Außerdem ist die eigene Wohnung - in gewissen
Grenzen - ein Schonvermögen, das Immobilienbesitzer nicht angreifen
müssen, falls sie länger arbeitslos werden oder im Alter auf die
Grundsicherung zurückfallen sollten.
Käufer können ihr Wohnen freier gestalten
Wohnküche nach Vorliebe, Bad mit exotischen Fliesen oder ein
offener Kamin - all das gestalten Immobilienbesitzer in der Regel
selbst. "Käufer wohnen oft länger in ihrer Immobilie als Mieter.
Investitionen in das eigene Objekt dienen somit dem Werterhalt und
damit der individuellen Vermögensbildung", sagt Eilinghoff. Hinzu
kommt, dass umfangreichere Umbauten ohne Zustimmung eines Vermieters
möglich sind.
Es bietet sich eine gute Gelegenheit
Am Ende hängt ein Kauf auch immer an einer guten Gelegenheit. Wer
ein günstiges Objekt gefunden hat und über das nötige Eigenkapital
verfügt, sollte zuschlagen. Ein guter Gradmesser für einen
angemessenen Preis ist das Kaufpreis-Miete-Verhältnis: Hierbei wird
der angebotenen Kaufpreis inkl. Kaufnebenkosten durch die
Jahreskaltmiete für eine identische Mietwohnung geteilt. "Ab dem
Faktor 25 wird ein Immobilienkauf als Geldanlage richtig riskant und
man sollte eher weitersuchen", rät Dirk Eilinghoff. "Ein Faktor bis
20 dagegen spricht wirtschaftlich tendenziell für einen Kauf.
Vorausgesetzt das Objekt erfüllt auch die sonstigen Kriterien des
Käufers."
Ratgeber "mieten oder kaufen":
http://www.finanztip.de/baufinanzierung/mieten-oder-kaufen/
Ratgeber zu Baufinanzierung bei niedrigen Zinsen:
http://www.finanztip.de/baufinanzierung/niedrigzinsen/
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