(ots) - Man kann das für blöd, für krawallorientiert und
für gestrig halten, was da gerade in Frankreich passiert. Das
geschieht in neoliberalen Konsensgesellschaften wie der deutschen zur
Genüge. Jetzt wird es auch noch für unfair gehalten, weil die
angekündigten Streiks und Großdemonstrationen im wahrsten Sinne ins
Spiel eingreifen.
Fans, die Karten für die Fußballeuropameisterschaft gekauft haben,
könnten es nur bis zum Heimatflughafen schaffen. Und wer sich bis
Frankreich durchgeschlagen hat, muss sich durch einen irrwitzigen
Sicherheitskordon bis zum Stadion durchkämpfen und kann froh sein,
wenn er nicht vorher von einem Demonstrationszug aufgehalten wird.
Und ganz schlimm: Vielleicht kann ein Spiel mal nicht zum angesetzten
Zeitpunkt angepfiffen werden. Das trifft dann auch die
Daheimgebliebenen. Das kalt gestellte Bier muss dann vielleicht ein
paar Minuten länger im Kühlschrank bleiben.
Ãœberdrehen die Gewerkschaften hier nicht gewaltig? Oder machen sie
vielleicht sogar alles richtig? Die Fußball-EM ist gewiss das größte
europäische Event dieses Jahres, eine gewaltige Kontinentalparty, die
ihresgleichen sucht.
Wenn es die Protestbewegung schafft, ihr Engagement auch während
des Hochsicherheitsturniers aufrechtzuerhalten, dann handelt sie im
besten Sinne europäisch. Sie trägt ihre Ideen nach ganz Europa. Sie
sorgt dafür, dass sich Frankreich in Europa so präsentiert, wie es
ist, und nicht so, wie es die Regierenden gern sehen würden. Und im
besten Fall schaffen es die Aktivisten, dass auch in anderen Ländern
Europas über das Wirtschaften neu gedacht wird. Ist das wirklich
unfair?
Und um das Spiel selbst braucht sich sowieso keiner Sorgen zu
machen. Es wird schon gekickt werden in den kommenden vier Wochen.
Und Diskussionen über die ästhetischen Vorzüge des Ballbesitzfußballs
wird keine Protestbewegung der Welt verhindern können.
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