(ots) - Der NABU hat die Bundesregierung aufgefordert, die
Meere vor der Haustür besser zu schützen. In den Schutzgebieten in
Nord- und Ostsee stehen Wirtschaftsinteressen nach wie vor im
Vordergrund. Zum Tag des Meeres am 8. Juni startet die Kampagne "SOS
fürs Meer". Darin appelliert der NABU eindringlich an die
Bundesminister für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft, mit den
Naturschutzgebietsverordnungen für die Gebiete in der AWZ die Weichen
für einen wirksamen Meeresschutz zu stellen. Ziel ist es, die
Minister daran zu erinnern, was auf dem Spiel steht.
"Die Bundesminister Gabriel, Dobrindt und Schmidt müssen selbst zu
Meeresschützern werden und endlich etwas für die an unseren Küsten
verschwundenen und bedrohten Arten und Lebensräume wie Schweinswal,
Sandkoralle und Seegraswiese tun", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer
Leif Miller. Ãœber www.NABU.de/sosfuersmeer sollen sich die Menschen
direkt an die Minister wenden, damit sich diese persönlich für
effektive Schutzgebiete einsetzen und den Raubbau im Meer beenden.
Rund ein Drittel der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone
von Nord- und Ostsee (AWZ), dem Seegebiet zwischen 12 und 200
Seemeilen, stehen unter Schutz - eine Spitzenposition im
europäischen Vergleich. Das Problem ist nur, dass in den
Schutzgebieten auch zukünftig alles erlaubt sein soll, was auch
außerhalb an potentiell schädlichen Aktivitäten stattfindet, von
Fischerei über Schifffahrt bis zum Rohstoffabbau. Selbst seismische
Untersuchungen, Öl- und Gasförderung oder Fracking sind nach jetzigem
Verordnungsentwurf nicht verboten.
"Während sich Deutschland international immer wieder für den
Meeresschutz einsetzt, drohen wir beim Schutz der marinen
Artenvielfalt vor der eigenen Haustür wiederholt zu versagen", so
Miller. Über die Verordnungsentwürfe der sechs Naturschutzgebiete
tobt ein offener Streit zwischen Meeresschützern und Meeresnutzern,
zwischen Umweltverbänden auf der einen und Angel-, Tourismus- und
Wirtschaftsverbänden auf der anderen Seite. Ähnlich kontrovers geht
es zwischen dem eigentlich federführenden Bundesumweltministerium und
den drei Nutzerministerien zu. "Unter dem Druck eines
EU-Vertragsverletzungsverfahrens wegen verspäteter Umsetzung der
Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie haben die Ministerien für Wirtschaft,
Verkehr und Landwirtschaft dem Umweltministerium so weitgehende
Zugeständnisse abgerungen, dass die Verordnungsentwürfe weder dem
dramatisch schlechten Zustand von Nord- und Ostsee gerecht werden
noch den Vorgaben des europäischen Umweltrechts", kritisierte
NABU-Leiter Meeresschutz Kim Detloff.
Jetzt steht die zweite Runde der Ressortabstimmung bevor, dann
gehen die Verordnungen zum Beschluss in das Bundeskabinett. "Es
bleibt nicht viel Zeit, aus schlechten Entwürfen ein echtes
Instrument des Meeresnaturschutzes zu machen. Der Ball liegt bei den
Bundesministern Gabriel, Dobrindt und Schmidt. Sie müssen
Verantwortung übernehmen und zu Zugeständnissen bereit sein, um den
Meeren eine Zukunft zu geben", so Detloff. Am Beispiel an unseren
Küsten verschwundener und stark bedrohter Arten und Lebensräume
beschreibt die Kampagne "SOS fürs Meer" den dramatischen Verlust der
marinen Vielfalt in den vergangenen Jahrzehnten, benennt Ursachen und
zeigt, wer dafür politische Verantwortung trägt.
Mehr Informationen:
www.nabu.de/sosfuersmeer
Stellungnahme der Umweltverbände zu den Verordnungsentwürfen: www.
nabu.de/imperia/md/content/nabude/meeresschutz/16-02-22-nabu-stellung
nahme_umweltverb__nde-natura2000.pdf
Kostenfreie Pressefotos:
www.nabu.de/presse/pressebilder/index.html#schweinswal
Pressekontakt:
Dr. Kim Detloff, NABU-Leiter Meeresschutz, Mobil +49
(0)152-09202205, E-Mail: Kim.Detloff(at)NABU.de
NABU-Pressestelle
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