Tim Großekathöfer hat sein Bein verloren – heute arbeitet er als Orthopädietechniker
(firmenpresse) - Der 38-jährige Tim Großekathöfer hat vor 21 Jahren bei einemschweren Motorrollerunfall in Gütersloh sein linkes Bein verloren – und beinahe auch sein Leben. Aufgegeben hat er deshalb nie, trotz aller Schwierigkeiten.
Im Gegenteil: heute arbeitet er als Orthopädietechniker, hat seine eigene Prothese hergestellt und trifft regelmäßig den Arzt, der ihn damals gerettet hat.
»Wir sind Freunde fürs Leben«, sagt er. Das ist seine Geschichte.
Es ist kurz nach 17 Uhr am 16. Juni 1995, als Tim Großekathöfer nach Feierabend auf seinen Roller steigt. Gerade absolviert er eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker. Nur noch etwas mehr als eine Viertelstunde bis nach Hause, denkt er sich und ahnt noch nicht, dass die nächsten Minuten sein Leben verändern werden. Dann passiert es bei einsetzendem Sommerregen auf der Isselhorster Straße in Richtung Verl. Warum er mit seiner Maschine auf gerader Strecke plötzlich ins Rutschen gekommen und gegen einen Strommasten gerast ist, weiß er nicht mehr. »In einer Wiese bin ich wach geworden, hatte unglaubliche Schmerzen und erkannte, dass mein linkes Bein länger war als das rechte«, erinnert er sich. »Im Rettungswagen sagte ein Sanitäter noch, dass mein Bein wohl abgenommen werden müsste. Und richtig: Als ich aus der Narkose erwachte, war es weg.«
Für Prof. Dr. Manfred Varney, der als Unfallchirurg den 17-Jährigen auf den Operationstisch bekam, ist diese Tragödie stets gegenwärtig. »Ich muss immer noch oft daran denken, weil alles so dramatisch war«, erzählt der 64-jährige, ehemalige Chefarzt des Klinikums Gütersloh, der vor wenigen Tagen in den Ruhestand gegangen ist. »Man muss sich das einmal vorstellen: Da wird ein junger Mensch mit zerquetschtem und völlig zerfetztem Oberschenkel plus Gefäßabrissen eingeliefert, er hatte unglaublich viel Blut verloren und schwebte in akuter Lebensgefahr.«
Die Operation habe mehrere Stunden gedauert, er und sein Ärzteteam hätten alles versucht, sein Bein zu retten. Varney: »Es war nur noch durch wenige Muskelstränge mit dem Oberkörper verbunden. Wir mussten amputieren, sonst hätte er es nicht mehr geschafft.« Weitere operative Eingriffe, Hauttransplantationen und Rehas folgten. Tim Großekathöfer hatte sein Bein verloren, aber nicht seinen Lebensmut. »Dabei haben mir viele meiner Freunde und natürlich meine Eltern geholfen.« Trotzdem habe er lange nicht realisieren können, dass »da etwas fehlt.« Manchmal sei er verzweifelt gewesen. Sich vielleicht nicht damit abfinden zu können, nach der dreimonatigen Krankschreibung erst arbeitslos gemeldet zu sein und womöglich mit 17 schon Rente zu beziehen. Nein, das wollte er nicht. Er sagte sich: »Mein Kopf funktioniert und ich will weiter aufs Gaspedal treten wie vorher.« Ein Praktikum im Sanitätshaus Mitschke half Tim Großekathöfer dabei, seinen Weg trotz Behinderung zu finden: Er machte eine dreijährige Ausbildung zum Orthopädietechniker. Heute arbeitet er schon 20 Jahre in diesem Beruf, ist glücklich und immer motiviert, seinen Patienten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. »Manche Menschen sind nämlich noch ärmer dran als ich.« Inzwischen hat der 38-Jährige nicht nur seine eigene Prothese mitentwickelt und bildet sich auf seinem Gebiet immer weiter, technisch und handwerklich, sondern hat längst sein persönliches Glück gefunden. Er hat eine kleine Familie gegründet, sein Lebensinhalt ist Söhnchen Leo (3). »Und Motorroller fahre ich auch wieder, sogar Rennen auf dem Nürburgring«, gesteht er mit einem Augenzwinkern. Mit Prof. Manfred Varney trifft er sich regelmäßig und berichtet ihm über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Prothesen. »Es kommt oft vor, dass wir Ärzte nicht vollständig heilen können und eine Behinderung in Kauf nehmen müssen. Doch Tim verkörpert für mich in vorbildlicher Weise, wie man aus einer Behinderung für sein eigenes Leben, aber auch für die Lebensqualität anderer Betroffener wegweisenden Nutzen ziehen kann«, meint Varney.
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