(ots) -
Sonntag, 10. Juli 2016, 19.30 Uhr
Terra X
Der Rhein
Von Vulkanen und Riesenflößen
Film von Florian Breier und Christian Stiefenhofer
Urelefanten am Flussufer, ein Tsunami im Rheintal, römische Besatzer
und Riesenflöße, die bis nach Holland fahren. "Terra X" erzählt die
bewegte Geschichte des Rheins. Sein Weg führt von den Alpen bis zur
Nordsee. Schon im Altertum ist er hart umkämpft. Doch bald wird er
mit Städten wie Köln zum Zentrum von Wirtschaft und Zivilisation. Und
mit der Nibelungensage zum Ort der Märchen und Mythen.
1914 entdeckte man bei Bonn ein steinzeitliches Grab mit zwei 14 000
Jahre alten Skeletten, den Oberkasseler Menschen. Mit Hilfe dieser
Funde konnten Forscher in den vergangenen Jahren das Leben am Rhein
während der Eiszeit rekonstruieren. Eine Welt wie im heutigen
Skandinavien, in der diese frühen Rheinländer Elche jagten und mit
Harpunen Lachse im Fluss erbeuteten.
Die Nachfahren der Oberkasseler Menschen erlebten am Ende der Eiszeit
die größte Naturkatastrophe, die sich jemals am Rhein ereignet hat.
Als am Mittelrhein nur wenige Kilometer vom Fluss entfernt vor knapp
13 000 Jahren ein Vulkan ausbrach, rasten Glutlawinen über das Land
und türmten im Rheintal eine Barriere auf, die den Fluss zu einem
gewaltigen See aufstaute. Schließlich durchbrach der Rhein den Damm,
und eine zerstörerische Flutwelle ergoss sich flussabwärts.
In der Antike siedelten Kelten und Germanen am Rhein, bis die Römer
kamen. Wie später noch oft in seiner Geschichte, markierte der Fluss
eine Grenze, hier Zivilisation und Kultur, dort Wildheit und
Barbarei. Aber diese Grenze verschwand bald. Unter den Römern blühte
der Handel. Sie bauten Brücken und Legionslager, aus denen sich die
ersten Städte entwickelten. Köln wurde zur Metropole. Diese Stellung
konnte die Stadt auch später behaupten, weil sie 1259 das Stapelrecht
einführte. 600 Jahre lang wurden in Köln alle Rheinschiffe gezwungen,
ihre Waren abzuladen und zum Verkauf anzubieten: die Lage am Fluss
als einträgliches Geschäftsmodell.
Der Rhein wurde zu einem der wichtigsten Verkehrswege Europas. Eine
Sensation waren im 18. Jahrhundert die Holländerflöße. Damals
transportierten Händler tausende Tannen- und Eichenstämme aus dem
Schwarzwald über den Fluss nach Holland. Das Land war zur globalen
See- und Handelsmacht aufgestiegen und brauchte Holz für den
Schiffsbau und als Fundament für Stadthäuser. Mancher dieser
Floßgiganten war 330 Meter lang und 65 Meter breit, das entspricht
der Fläche eines modernen Flugzeugträgers. Mehrere hundert Mann
steuerten diesen riesigen Apparat durch die gefährlich engen
Rheinpassagen. Heute gehören die Gefährte der Vergangenheit an,
ebenso wie die Pferde, die bis zur Erfindung der Dampfschifffahrt die
Schiffe flussaufwärts treidelten.
Der Schiffsverkehr weckte entlang des Rheins an vielen Orten
Begehrlichkeiten. Im Mittelalter errichteten Territorialherren am
Rhein Dutzende Zollstellen. Heute sind viele von ihnen als Burgen
Inbegriff der Rheinromantik. Doch früher mussten Händler hier
Wegezoll bezahlen.
Sonntag, 17. Juli 2016, 19.30 Uhr
Terra X
Der Rhein
Von Malaria und Jahrtausendflut
Film von Christian Stiefenhofer und Florian Breier
Vom Magdalenenhochwasser 1342 bis zu Tullas Rheinbegradigung, von
Napoleons Besatzungszeit bis zur Loreley. "Terra X" begibt sich auf
eine spannende Zeitreise durch die Geschichte des Rheins. Er fließt
durch sechs Länder, doch kein Volk ist ihm so emotional verbunden wie
die Deutschen. Für sie ist er "Vater Rhein". Sie haben ihn gegen ihre
Feinde verteidigt, seine Schönheit besungen und ihn mit Bonn
zeitweise sogar ins politische Zentrum gerückt.
Bis ins 19. Jahrhundert fielen viele Rheinbewohner einer tödlichen
Krankheit zum Opfer, die man sonst eher mit den Tropen in Verbindung
bringt: der Malaria. Besonders am Oberrhein verwandelten damals
Hochwasser die Ufergebiete immer wieder in sumpfige
Brackwassergebiete - ideal für Mücken, die Überträger des Fiebers.
Vom Hochwasser geht am Rhein immer wieder große Gefahr aus. Doch
niemals waren die Ausmaße katastrophaler als im Sommer 1342.
Wissenschaftler haben rekonstruiert, dass es damals zu einer
"Jahrtausendflut" gekommen ist, dem vielleicht größten Unwetter in
historischer Zeit. Sintflutartige Regenfälle spülen innerhalb von
zwei bis drei Tagen Milliarden Tonnen Boden weg, der Rhein und seine
Nebenflüsse überfluten das gesamte Mittelrheintal, selbst die
massiven Stadtmauern von Köln werden bei einem Pegel von elf Metern
überflutet. "Wir gehen davon aus, dass insgesamt 13 Milliarden Tonnen
Boden innerhalb von zwei, drei Tagen abgespült worden sind", schätzt
der Geoökologe Hans-Rudolf Bork. "Wenn wir Güterzüge mit Erde füllen
würden, wären es drei Güterzüge, die hier von unserer Erde bis zum
Mond reichen würden."
Malaria, Hochwassergefahr und Verbesserungen für die Schifffahrt
waren auch die drei ausschlaggebenden Beweggründe für einen badischen
Ingenieur, den Rhein aus dem Griff der Natur zu befreien. Johann
Gottfried Tulla wollte den wilden Oberrhein bändigen, der zu Beginn
des 19. Jahrhunderts noch aus über 1600 kleinen Inseln und unzähligen
Schlingen und Nebenarmen bestand, und ihm ein geschlossenes Bett
verschaffen. 25 Durchstiche plante er: 1816 begann das größte
Bauvorhaben, das jemals in Deutschland in Angriff genommen wurde. Am
Ende ist der Fluss zwischen Basel und Worms um ganze 81 Kilometer
kürzer geworden.
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