(ots) - Die beiden Flugkünstler Mehlschwalbe und
Mauersegler sind die Verlierer der "Stunde der Gartenvögel". Mit
Platz elf bei der Mehlschwalbe und Platz zwölf beim Mauersegler setzt
sich der Abwärtstrend der vergangenen Jahre fort. Seit Beginn der
Laien-Vogelzählung ist in den vergangenen zehn Jahren ein Rückgang um
41 Prozent bei der Mehlschwalbe, beim Mauersegler sogar um 45
Prozent, zu beobachten. Spitzenreiter bleiben Haussperling, Amsel und
Kohlmeise mit den Plätzen eins bis drei. Ein Comeback feiert der
Star, der in den Gärten häufiger zu beobachten war. Insgesamt
beteiligten sich 45.000 Menschen an der Citizen-Science-Aktion von
NABU, NAJU und ihrem Partner in Bayern, dem Landesbund für
Vogelschutz (LBV). Insgesamt wurden 1,1 Millionen Vögel beobachtet,
der Schnitt lag bei bundesweit 36,8 Vögeln pro Garten.
"Mauersegler und Mehlschwalbe sind typische Siedlungsvögel und
brüten fast ausschließlich in Städten und Dörfern, so dass die
Ergebnisse für den gesamten Bestand in Deutschland sprechen", sagte
NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. "Ein Grund ist der Verlust
von Brutplätzen an gedankenlos renovierten Häusern, zum Teil sogar
mutwillige und illegale Zerstörung von Nestern. Zum anderen aber
spielt sicher auch der Rückgang ihrer Fluginsektennahrung eine
wichtige Rolle", so Lachmann weiter. Wissenschaftler beobachten einen
alarmierenden Rückgang von Fluginsekten in den vergangenen 15 Jahren,
so sei die Abnahme beider Arten nur eine logische Konsequenz. "Sie
ernähren sich vom sogenannten Luftplankton, also von durch den Wind
aus einem großen Einzugsgebiet in hohe Luftschichten verfrachteten
und dort gleichmäßig verteilten Insekten", so Lachmann. Für die
gleiche Menge an Futter müssten sie nun viel weiter fliegen. Sie
können nicht wie andere insektenfressende Vögel gezielt Stellen
aufsuchen, an denen noch genügend Insekten leben und leiden
vermutlich daher besonders am allgemeinen Insektenschwund.
Insekten werden weniger durch die intensive und flächendeckende
Verwendung von Insektengiften in der Landwirtschaft, teilweise kommt
Gift auch immer noch in Gärten und öffentlichem Grün zum Einsatz.
Insbesondere eine neue Generation von Insektengiften, sogenannte
Neonikotinoide, stehen im Verdacht, den massiven Rückgang in den
vergangenen 15 Jahren beschleunigt zu haben, da deren zunehmende
Verwendung mit dem zeitgleich beobachteten Zusammenbruch der
Insektenbestände zusammenfällt. Vor diesem Hintergrund fordert der
NABU eine echte ökologische Agrarreform und weniger Gift in der
Landschaft sowie einen Verzicht auf Gift im Garten. Mit der Aktion
"Schwalbenfreundliches Haus" engagiert er sich für Nistmöglichkeiten.
Positiv ist das "Comeback" des Stars, der Rang vier belegt. In
diesem Jahr erreichte er mit 2,64 Vögeln pro Garten wieder Bestwerte,
nachdem die vergangen Jahre leicht rückläufig waren. Möglicherweise
hat der besonders milde Winter diesem Kurzstreckenzieher geholfen. Er
überwintert bereits im Westen Deutschlands, in den Benelux-Ländern,
Frankreich und in Großbritannien. Der Stieglitz, Vogel des Jahres
2016, konnte in jedem achten Garten beobachtet werden und belegt Rang
25 und damit die beste Platzierung seit Beginn der Vogelzählung.
Diese größere Bekanntheit durch seine Kür zum Vogel des Jahres kann
der bunte und beliebte Stieglitz gut gebrauchen, da er in den
vergangenen 25 Jahren erhebliche Bestandseinbußen hinnehmen musste.
Ein Grund ist der Rückgang von Wildblumenwiesen, von deren Samen er
sich ernährt.
In diesem Jahr wurde ein Rekord gebrochen: Mit 11,56 verschiedenen
gemeldeten Arten pro Garten konnte der bisherige Spitzenwert bei der
"Stunde der Gartenvögel" erreicht werden. "Diese Entwicklung seit
Start der Aktion zeigt, dass die Menschen die Vögel in ihrem Garten
immer besser kennen und auch seltenere Arten bestimmen können.
Darüber freuen wir uns sehr, weil es ein wichtiges Ziel der Aktion
ist, Bewusstsein für die Natur vor der Haustür schaffen. Nur wer die
Natur in seiner Umgebung kennt, kann sie auch schützen", so Lachmann.
Informationen zur Aktion unter www.stundedergartenvoegel.de
Kostenfreie Pressebilder unter
www.NABU.de/presse/fotos/#stundedergartenvoegel
Außerdem bieten wir Ihnen in diesem Jahr erstmals eine kostenfreie
Grafik an, in der die Gesänge der heimischen Vögel am Morgen
aufgeführt sind. Die "Vogeluhr" finden Sie hier zum Download:
www.NABU.de/presse/fotos/#stundedergartenvoegel oder als animierte
Grafik fürs Web unter: www.nabu.de/vogeluhr
Audio-Files der häufigsten Gartenvögel stellen wir Ihnen gern zur
Verfügung.
Pressekontakt:
Lars Lachmann, NABU-Vogelschutzexperte, Tel.: +49(0)30-284984-1620,
Mobil: 0172-9108275, E-Mail: Lars.Lachmann(at)NABU.de
Markus Erlwein, LBV-Pressestelle, Tel. +49(0)9174.4775.80, E-Mail:
M-Erlwein(at)LBV.de
NABU-Pressestelle
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