PresseKat - Europa und Märkte in Turbulenzen / Nüssel: Mehr Ehrlichkeit bei der Lösung der Milchkrise (FOTO)

Europa und Märkte in Turbulenzen / Nüssel: Mehr Ehrlichkeit bei der Lösung der Milchkrise (FOTO)

ID: 1369161

(ots) -
"Seit über einem Jahr sind die genossenschaftlichen Unternehmen
mit einem niedrigen Preisniveau auf wichtigen Agrarmärkten
konfrontiert. Der hohen Produktion steht eine anhaltend schwache
Nachfrage auf Exportmärkten wie China und den ölexportierenden
Ländern gegenüber", unterstreicht Manfred Nüssel, Präsident des
Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV). Belastend kommt hinzu, dass die
europäische Agrarwirtschaft mit dem Russland-Importstopp zum
Spielball geopolitischer Auseinandersetzungen geworden ist. Diese
komplexe Gemengelage kennzeichnet das globale Marktgeschehen. "Wir
haben stets darauf hingewiesen, dass nicht regulierte oder kaum
regulierte Agrarmärkte zu instabilen, volatilen Preisen führen
können;" betont der DRV-Präsident beim Raiffeisen-Wirtschaftsforum
"Europa und Märkte in Turbulenzen - Jetzt die richtigen Weichen
stellen". Genossenschaftliche Unternehmer diskutieren in Berlin die
wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, Perspektiven und
Handlungsoptionen für den Agrarhandel, die Milchbranche sowie die
Vieh- und Fleischwirtschaft.

Die aktuellen Verwerfungen insbesondere auf den Milch- und
Fleischmärkten sind auch deshalb beunruhigend, weil sich die
Fundamentaldaten auf dem internationalen Parkett nicht wesentlich
verändert haben. "Was in den zurückliegenden Jahren für einen
deutlichen Aufschwung sorgte - Bevölkerungswachstum,
Einkommenssteigerungen in Schwellenländern - besteht im Prinzip fort.
Deshalb benötigen wir dringend EU-weit tragfähige Lösungen, wie wir
mit Markt- und Preisschwankungen besser umgehen können.
Wiederkehrende Diskussionen über agrarpolitische Instrumente von
gestern sind nicht zielführend. Stabile Agrarmärkte sind darüber
hinaus ein vorrangiges Ziel des EU-Vertrags, dem die Politik nach wie
vor verpflichtet ist", betont Nüssel.





Für den vorausschauenden Umgang mit volatilen Preisen fordert die
Branche Instrumente, die das Risikomanagement auf der politischen und
auf der Unternehmensebene stärken. Dazu zählen vor allem die
Absicherung an Warenterminbörsen, aber auch mehr Markttransparenz bis
hin zu steuerlichen Möglichkeiten zum Ausgleich von
Einkommenseinbrüchen", so Nüssel.

Ja zur Marktorientierung der europäischen Milchpolitik

"Die genossenschaftliche Molkereiwirtschaft bekennt sich ganz klar
zur Marktorientierung der europäischen Milchpolitik. Denn wir sind
davon überzeugt, dass Marktkräfte im globalen Spiel von Angebot und
Nachfrage nicht nachhaltig außer Kraft gesetzt werden können", so
Nüssel. Obwohl die Mitgliedstaaten bereits im März 2016 die
Möglichkeit haben, Maßnahmen zur Mengenreduzierung umzusetzen, ist
bislang davon kein Gebrauch gemacht worden. Dafür fehlt in der EU
offensichtlich die politische Mehrheit.

Neuerdings will die Politik in Deutschland eine Mengendrosselung
auf nationaler Ebene durchsetzen. Das ist völlig unrealistisch.
Angesichts starker Produktionssteigerungen in anderen Mitgliedstaaten
sieht der DRV nationale Alleingänge überaus kritisch. Sie lösen nicht
die weltweiten Probleme und gehen ausschließlich zu Lasten der Markt-
und Wettbewerbsposition der heimischen Milchwirtschaft.

Exportchancen noch gezielter nutzen

Die Politik hat nun mit Änderung des Agrarmarktstrukturgesetzes
Branchenorganisationen und Allgemeinverbindlichkeit als
Steuerungsinstrumente ins Spiel gebracht. "Wir sind sehr skeptisch,
ob sich die Molkereien angesichts des harten Wettbewerbs kurzfristig
über unternehmensübergreifende Mengenkürzungen verständigen werden",
betont der Präsident.

Der DRV steht zu seiner Zusage beim Milchgipfel am 30. Mai 2016,
für den Aufbau der Branchenorganisation Milch zu werben. Deren
vorrangige Ziele sollten die Absatz- und Exportförderung und die
verstärkte Inanspruchnahme von Forschungs- und Entwicklungsgeldern
sein. "Derzeit werden die bereitstehenden europäischen Mittel kaum
von deutschen Molkereien abgerufen. Auch die Exportchancen müssen
noch konsequenter genutzt werden", so Nüssel.

"Externe Einflussnahme oder gar rechtliche Vorgaben zur Änderung
der genossenschaftlichen Lieferbeziehungen lehne ich entschieden ab.
In den Molkereigenossenschaften entscheiden die Mitglieder selbst und
autonom. Solche Vorschläge sägen am bewährten Fundament des
genossenschaftlichen Geschäftsmodells. Sie bedrohen in der Konsequenz
auch erfolgreiche genossenschaftliche Verarbeitungs- und
Vermarktungsstrukturen. Gerade jetzt wird in zahlreichen
Genossenschaften über die Möglichkeit oder Notwendigkeit einer
Änderung der Lieferbeziehungen intensiv diskutiert", führt der
Raiffeisen-Präsident aus.

Nüssel ermutigt die DRV-Mitgliedsunternehmen, weiterhin offensiv
die aktuellen Marktturbulenzen zu managen. "Unsere von den
bäuerlichen Mitgliedern getragenen 2.250 Genossenschaften sind in
stabiler Verfassung. Sie behaupten ihre Marktposition und erschließen
erfolgreich neue Märkte. Dynamisch antworten sie auf strukturelle
Veränderungen und wirtschaftliche Herausforderungen.
Rationalisierung, Kooperation, Fusion, grenzüberschreitende Maßnahmen
und internationale Zusammenarbeit - das sind geeignete Strategien, um
die Wirtschaftlichkeit sicher zu stellen und um im Wettbewerb vorne
zu bleiben", unterstreicht Nüssel beim DRV-Wirtschaftsforum in
Berlin.

Fotos vom Deutschen Raiffeisentag sind ab 16. Juni 2016 auf
www.raiffeisen.de abzurufen.

Ãœber den DRV

Der DRV vertritt die Interessen der genossenschaftlich
orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und
Ernährungswirtschaft. Als wichtiges Glied der Wertschöpfungskette
Lebensmittel erzielen die 2.250 DRV-Mitgliedsunternehmen im Handel
und in der Verarbeitung von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen
mit rund 82.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 61,7 Mrd. Euro.
Landwirte, Gärtner und Winzer sind die Mitglieder und damit
Eigentümer der Genossenschaften.



Pressekontakt:
Monika Windbergs

Deutscher Raiffeisenverband e.V.
Pariser Platz 3 - 10117 Berlin
Tel. +49 30 856214-430
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Datum: 15.06.2016 - 14:01 Uhr
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