(ots) -
Bundeswehr und Industrie setzen einen neuen Maßstab: Das Bundesamt
für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr hat am
16. Juni mit zwei Unternehmen einen Vertrag unterzeichnet, der am
Marineflieger-Stützpunkt Nordholz eine "Joint Support Management
Organisation" etabliert. Das Pilotprojekt soll die
Einsatzbereitschaft der "Sea King"-Hubschrauber optimieren.
Der Startschuss für eine bislang einzigartige und innovative
Managementorganisation fiel gestern auf dem Marineflieger-Stützpunkt
in Nordholz: die Gründung der "Joint Support Management Organisation
Mk41" (JSMO Mk 41). Kapitän zur See Matthias Michael Potthoff,
Referatsleiter im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und
Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), Klaus Przemeck, Vorstandsmitglied
und Leiter des militärischen Unterstützungszentrums bei Airbus
Helicopters Deutschland (AHD), und John Dixon, Vice President
Customer Support and Services von Leonardo Helicopters
unterzeichneten einen entsprechenden Kooperationsvertrag.
Man hat sich damit ein wichtiges Ziel gesetzt: die oft kritisierte
Einsatzbereitschaft des Marinehubschraubers "Sea King" Mk 41
signifikant zu erhöhen. Um das zu erreichen, schlagen Industrie und
Militär einen kreativen Weg ein: In Nordholz bezieht ein Team aus
Soldaten und Mitarbeitern der Industrie gemeinsam neue Büros, von wo
aus sie zukünftig direkt den Ersatzteilnachschub steuern. Dieser
innovative Ansatz verspricht deutlich schnellere Beschaffungswege,
als es der Bundeswehr alleine möglich ist.
"Die Leute sind im Grunde dieselben, die sich schon immer
miteinander unterhalten haben, wenn man etwas brauchte. Aber
praktisch immer nur per Telefon", so Przemeck von AHD. "Bisher waren
die Arbeitsprozesse strikt zwischen Industrie und Militär getrennt.
Jetzt arbeiten wir räumlich gesehen direkt miteinander." Das öffne
auch gegenseitig die Augen für die Abläufe bei den jeweils anderen.
Die AHD hat ihren Hauptsitz in Donauwörth in Bayern, von den
Marinefliegern in Nordholz rund 700 Kilometer und 400 Kilometer vom
BAAINBw in Koblenz entfernt. "Die Idee, ein solches Arbeitsgremium
aufzubauen, kam im Zuge von Generalüberholungen an Einzelteilen immer
wieder mal auf den Tisch. Das ging uns aber nicht weit genug",
ergänzte Potthoff.
Die JSMO wird wie eine Spinne im Netz die Fäden ziehen. In der neu
etablierten Arbeitsschnittstelle arbeiten künftig Industrie und
Bundeswehr Hand in Hand, mit dem Ziel die Verfügbarkeiten der
SAR-Marinehubschrauber "Sea King" Mk41 signifikant zu erhöhen. Das
Team der JSMO setzt sich aus insgesamt zwölf ständigen Vertretern
zusammen: der Firma Airbus Helicopter Deutschland, der Firma Leonardo
Helicopters - vormals Agusta Westland, dem ursprünglichen Hersteller
der "Sea King" -, dem Marinefliegergeschwader 5, dem
Marineunterstützungskommando, dem Logistikzentrum der Bundeswehr und
dem BAAINBw.
Deren enge Zusammenarbeit beschleunigt und optimiert die
Arbeitsprozesse im Flottenmanagement für den "Sea King". Die JMSO
plant und koordiniert jegliche Wartungs- und Instandsetzungsmaßnahmen
und stellt die schnellstmögliche Beschaffung von Ersatzteilen und
Austauschmaterialen sicher. Das erlaubt eine optimalere Planbarkeit
der einzelnen Maschinen, wodurch man wesentlich flexibler wird.
Messbar werden die Arbeitsergebnisse an der künftigen Verfügbarkeit
von einsatzbereiten Hubschraubern. "Die neuartige Kooperation hat
Pilotcharakter. Wenn sie funktioniert, könnte sie eine Vision für
fliegende Systeme bilden", erklärte Potthoff. Er ist im BAAINBw noch
Projektleiter für Marinehubschrauber, wird aber schon Ende Juni den
gegenwärtigen Kommandeur des Marinefliegerkommandos, Kapitän zur See
Hans-Jörg Detlefsen, ablösen. In der Tat soll die JSMO auch den
Grundstein für eine erfolgreiche Einführung des "Sea
King"-Nachfolgers NH90 NTH "Sea Lion" legen. Zugleich entlastet sie
das fliegerische Personal, das durch den Wechsel auf den neuen
Hubschrauber doppelt gefordert ist.
Durch die zeitliche Begrenzung des JMSO-Projekts zunächst bis zur
Außerdienststellung der letzten "Sea King" ist ein Risiko seitens der
Bundeswehr sehr gering. Militärische Arbeitsplätze werden durch sie
nicht gefährdet. Man kann an einem auslaufenden Hubschraubermuster
unbekanntes Terrain betreten und dabei nur gewinnen. Aus
Industriesicht ergibt sich die Chance, sich als Servicedienstleister
für ihr eigenes Produkt über die gesamte Nutzungsdauer zu beweisen.
"Als eine Art Start-up-Unternehmung wird die JSMO sicherlich an ihren
Aufgaben wachsen können und müssen", schloss Klaus Przemeck.
Der "Sea Lion" NH 90 NTH soll ab 2019 schrittweise den "Sea King"
ablösen. Noch besitzt die Marine 21 "Sea King" - allerdings mit
wechselnden Verfügbarkeiten aufgrund von Einsätzen und Reparaturen.
Das letzte Luftfahrzeug dieses ursprünglich 1975 beschafften Musters
wird voraussichtlich Ende 2023 außer Dienst gestellt. Der "Sea Lion"
wird, wie bislang der "Sea King", vom Marinefliegerstützpunkt
Nordholz aus betrieben werden. Er übernimmt auch den zivilen Such-
und Rettungsdienst (SAR) über Nord- und Ostsee im
Verantwortungsbereich Deutschlands.
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