(ots) - MDR-Rundfunkrat diskutiert in Klausurtagung über
Auftrag, Qualität und Glaubwürdigkeit der Medien
Der höchst mögliche Anspruch an die eigene Qualität muss für
Journalisten der Leitgedanke ihrer Arbeit sein, wenn sie verlorenes
Vertrauen ihrer Leser, Hörer, Zuschauer und Telemediennutzer
zurückgewinnen wollen. Diese Forderung erhob MDR-Intendantin Karola
Wille bei einer Klausurtagung des MDR-Rundfunkrates im sächsischen
Radebeul. Die Tagung des Aufsichtsgremiums stand unter dem Titel
"Auftrag.Qualität.Glaubwürdigkeit".
Eine Reihe von Umfragen und Expertisen der vergangenen Wochen und
Monate habe ergeben, dass das "Glaubwürdigkeitskonto der
öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter nach wie vor gut gefüllt
ist", sagte Wille vor dem Rundfunkrat und warnte zugleich davor, den
Kredit der Mediennutzer leichtfertig aufs Spiel zu setzen. "Die
Menschen erwarten von uns vorurteilsfreie Aufklärung und
Orientierung". Das setze eine handwerklich saubere Arbeit und Tiefe
der Recherche zur Berichterstattung voraus. Redaktionen sollten sich
nicht allein von der Agenda des politischen Tagesgeschäfts leiten
lassen, sondern müssten die Themen, die die Menschen in ihrem Alltag
bewegen, auch selbst setzen.
Journalisten als Torwächter von Relevanz und Deutung der
Wirklichkeit, Ausblenden von Teilen des Meinungsspektrums, natürliche
Begrenzung der Nachrichtenauswahl, fehlende Trennung von
Berichterstattung und Kommentierung sowie manipulierende
Emotionalisierung von Nachrichten waren Stichworte einer intensiven
Diskussion der Rundfunkräte über handwerkliche und ethische Fragen
des journalistischen Berufsstandes. Das Internet, so die
übereinstimmende Meinung, eröffne heute wesentlich mehr Möglichkeiten
zur vergleichenden Betrachtung journalistischer Berichterstattung als
früher, zu mehr Kontrolle, aber auch zu lautstarker undifferenzierter
Kritik. Dabei warnten Rundfunkräte auch davor, sich von solcher
Kritik treiben zu lassen. Notwendig sei ein selbstbewusstes
Aufrechterhalten journalistischer Standards. Rundfunkratsvorsitzender
Steffen Flath wies aber auch den Rundfunkräten selbst eine aktive
Rolle in der Glaubwürdigkeitsdebatte zu. Dies gelte für eine
unabhängige kritische Beurteilung der Programmleistungen ebenso wie
für eine offene eigene Darstellung und Berichterstattung gegenüber
der Öffentlichkeit über die Arbeit der Aufsichtsgremien.
Gute Ansätze, das Vertrauen der Mediennutzer immer wieder neu zu
gewinnen, sieht die MDR-Intendantin beispielsweise in Fehler- und
Korrekturseiten, die viele Medien - unter anderen der MDR - bereits
im Internet eingerichtet hätten. Wille: "Wir brauchen nicht nur
Transparenz in unserem wirtschaftlichen Gebaren, wir brauchen
Transparenz auch in unserem journalistischen Handeln. Nur, wer
versteht, wie journalistische Berichterstattung funktioniert, kann
auch Vertrauen zu ihr aufbauen". Einen Beitrag dazu könnten auch
Medienkompetenz-Angebote der Medienhäuser leisten, in denen
Arbeitsweise und Rahmenbedingungen der Medienschaffenden dargestellt
und erläutert werden.
In der Klausurtagung des MDR-Rundfunkrates referierte auch der
Publizist Uwe Kammann über "Die Glaubwürdigkeit der Medien". Die
gleichlautende Expertise hatte Kammann im Auftrag des MDR erstellt.
Sie steht im Internet unter
www.mdr.de/unternehmen/die-glaubwuerdigkeit-der-medien-100.html zum
Download zur Verfügung. Außerdem beschäftigte sich der Rundfunkrat im
Rahmen seiner Klausur mit der internen Erfolgs- und Qualitätsmessung
im MDR. Gemäß den Ergebnissen eines aktuell erhobenen
MDR-Nutzermonitors ist der MDR mit seinen Angeboten für 74 Prozent
der Befragten glaubwürdig, 60 Prozent der Menschen sprechen dem
Medienhaus hohes Vertrauen aus und 71 Prozent der Befragten
bescheinigen dem MDR eine hohe gesellschaftliche Wichtigkeit.
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Steffen Flath
Vorsitzender des MDR-Rundfunkrates
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