(ots) - Einen groben Verstoß gegen die Regeln
guter Unternehmensführung bescheinigen der Dachverband der Kritischen
Aktionärinnen und Aktionäre und der Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) der Volkswagen AG. Aufgrund ihrer Verfehlungen im
Diesel-Skandal dürften Vorstand und Aufsichtsrat nicht entlastet
werden, forderten die Verbände anlässlich der Hauptversammlung des
Wolfsburger Autokonzerns.
"Das Ausmaß der Trickserei und der Umgang damit sind in der
Geschichte der Automobilindustrie ohne Beispiel", sagte der
BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. "Dass die Führung von Europas
größtem Autokonzern mehr als zehn Jahre lang nichts von Vorgängen
dieser Größenordnung gewusst haben will, erscheint unglaubwürdig.
Eine öffentliche Reaktion der Konzernspitze auf die seit 2014
laufenden Untersuchungen zur Verfälschung der Abgaswerte erfolgte
erst auf Druck der US-Behörden. Die fehlende Einsicht der
Vorstandsmitglieder zeigt sich unter anderem daran, dass sie den
Skandal immer noch als 'Diesel-Thematik' verharmlosen. Die
manipulierten Fahrzeuge schädigen Mensch und Umwelt erheblich und
verursachen hohe volkswirtschaftliche Kosten, die nicht auf die
Allgemeinheit abgewälzt werden dürfen", sagte Hilgenberg.
Der Vorstand komme seiner Pflicht nicht nach, den Abgasskandal
lückenlos aufzuklären und alle betroffenen Fahrzeuge so
nachzubessern, dass sie den gesetzlichen Regelungen vollumfänglich
entsprächen. "Nur die illegale Software zu entfernen, reicht bei
Weitem nicht, weil die nachgebesserten Fahrzeuge die gesetzlichen
Grenzwerte im Realbetrieb auf der Straße auch danach nicht einhalten.
Das Kraftfahrtbundesamt mag solche unzureichenden Nachbesserungen
genehmigen, doch schaden auch sie der Gesundheit, der Umwelt und der
Glaubwürdigkeit des Konzerns. Kunden, die auf die Richtigkeit der
Angaben vertraut haben, lässt der Konzern mit Fahrzeugen zurück,
deren reale Abgasemissionen weit über den Grenzwerten liegen. Noch
immer werden täglich Neuwagen verkauft, die auf der Straße nicht
einhalten, was die Laborwerte versprechen", kritisierte Hilgenberg.
Scharfe Kritik an der Konzernspitze äußerte auch der
Geschäftsführer der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, Markus
Dufner: "Vorstand und Aufsichtsrat sind weit davon entfernt, den
Aktionären und der Öffentlichkeit einen Neuanfang und eine
glaubwürdige Aufarbeitung des Abgasskandals zu vermitteln. Das System
Volkswagen basiert auf einer Filzokratie, bei der sich das Land
Niedersachsen, der VW-Betriebsrat, das Management und die
Großaktionärsfamilien Porsche und Piëch gegenseitig Vorteile
zuschieben."
Dass es keine klare Trennung von Vorstand und Aufsichtsrat gebe,
zeige der nahtlose Wechsel von Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch in
den Aufsichtsrat der VW AG. Pötsch hätte gemäß § 100, Absatz 4 des
Aktiengesetzes und entsprechender Empfehlung des Deutschen Corporate
Governance Kodex frühestens nach zwei Jahren an die Spitze des
Aufsichtsrats wechseln dürfen.
"Zurzeit ist Pötsch, der das Vertrauen der Großaktionärsclans
Porsche und Piëch genießt, der personifizierte Interessenskonflikt.
Es ist höchst unglaubwürdig, dass ausgerechnet er die Rolle des
Chef-Aufklärers besetzt, obwohl er als Finanzvorstand für den
Abgas-Betrug mitverantwortlich war", sagte Dufner. Nach Einschätzung
der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre sei Pötsch zumindest
mitschuldig daran, dass VW die Öffentlichkeit und auch die Aktionäre
zu spät über die Anschuldigungen der US-Umweltbehörde EPA
unterrichtet habe, was Bußgelder in Milliardenhöhe nach sich ziehen
könnte. "Durch das verspätete Eingeständnis rollt auf den VW-Konzern
eine Lawine von Schadenersatzklagen von Investoren und Kunden zu. Der
Umwelt werden die Verfehlungen am Ende noch teurer zu stehen kommen
als den getäuschten Aktionären", so Dufner.
Zwei Anträge der kritischen Aktionäre gegen die Entlastung von
Vorstand und Aufsichtsrat bei der Volkwagen-Hauptversammlung finden
Sie unter (PDF): http://ots.de/yrQPY
Pressekontakt:
Jens Hilgenberg, BUND-Verkehrsexperte:
Tel. 0151-56313302
E-Mail: jens.hilgenberg(at)bund.net bzw.
Markus Dufner, Geschäftsführer Dachverband der Kritischen
Aktionärinnen und Aktionäre:
Tel. 0221-5995647
E-Mail: dachverband(at)kritischeaktionaere.de
http://www.kritischeaktionaere.de bzw.
Annika Natus, BUND-Pressereferentin:
Tel. 030-27586-464/-425
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