(ots) - Unter Berufung auf die Religionsfreiheit hat ein
Berliner Imam einer Pädagogin der Platanus-Schule in Berlin-Pankow
den Handschlag verweigert.
Die Lehrerin brach daraufhin ein pädagogisches Gespräch ab, in dem
es um den Sohn des Imams gehen sollte. Sie soll dem strenggläubigen
Mann wegen der Verweigerung des Händedrucks mangelnden Respekt und
Frauenfeindlichkeit vorgeworfen haben. Dieser wiederum spricht nun
von Beleidigung, Verletzung der Religionswürde und fremdenfeindlicher
Diskriminierung.
Ausgangspunkt der Auseinandersetzung waren Schüler-Rangeleien auf
dem Schulhof. Der Sohn des Imams wurde unter anderem deswegen
schriftlich verwarnt - der Anlass für eines von mehreren
pädagogischen Gesprächen mit der Mutter und schließlich auch dem
Vater. Dieser ist ein strenggläubiger Schiit aus der Osttürkei, im
iranischen Ghom und im irakischen Nadschaf theologisch ausgebildet.
Beim Eintritt in den Besprechungsraum machte Imam Kerim Ucar
gleich klar: aus religiösen Gründen könne er einer Frau nicht die
Hand geben. Nach Darstellung des muslimischen Ehepaars eskalierte
daraufhin der Streit. Vier Mal soll die Pädagogin den Geistlichen
unter Berufung auf eine notwendige Respektbezeugung und deutsche
Gebräuche nachdrücklich aufgefordert haben, ihr die Hand zu reichen.
Der Imam sagt, er habe die Aufforderung freundlich aber bestimmt
zurückgewiesen, stattdessen zum Gruß seine Hand aufs Herz gelegt.
Dazu habe er erklärt, diese Geste sei die höchste in seiner Religion
mögliche Respektbezeugung bei der Begrüßung einer Frau. Die Lehrerin
habe das jedoch nicht akzeptieren wollen, sei laut geworden und habe
schließlich das Gespräch für beendet erklärt.
Die Schule äußert sich zur Sache nicht, signalisiert aber
weiterhin Gesprächsbereitschaft mit der Familie. Der Konflikt scheint
dennoch unlösbar zu sein: die Familie hat den Schulvertrag ihrer
Kinder gekündigt, eine Anwaltskanzlei beauftragt und Strafanzeige
gestellt.
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