(ots) - Umbrüche am Standort China machen es
speziell Rohstoff- und Industriebetrieben schwer
- Konzerne halten sich mit Investitionen vor allem wegen der
abnehmenden Dynamik der Wirtschaftsentwicklung zurück
- Im Kampf gegen Korruption und Produktpiraterie sind Fortschritte
erkennbar
Für westliche Firmen hat der schwächelnde Wirtschaftsstandort
China an Strahlkraft verloren. Knapp ein Viertel der in China
ansässigen US-Konzerne verzeichnete im vergangenen Jahr sinkende
Erlöse. Nur noch gut jedes zweite Unternehmen konnte seine Einnahmen
im Vergleich zum Vorjahr steigern, was der niedrigste Wert seit fünf
Jahren ist. Dies geht aus dem "China Business Climate Survey" hervor,
für den die internationale Managementberatung Bain & Company zusammen
mit der amerikanischen Handelskammer in China mehr als 500
US-Unternehmen befragt hat.
Die Boomphase des chinesischen Wirtschaftswunders neigt sich
offenbar ihrem Ende zu. Im vergangenen Jahr ist die Wirtschaft der
Volksrepublik lediglich um 6,9 Prozent gewachsen und damit so schwach
wie seit 1990 nicht mehr. Insbesondere Rohstoff- und
Industrieunternehmen hatten laut der Befragung von
Mitgliedsunternehmen der American Chamber of Commerce in China ein
hartes Jahr. Jede zweite Firma musste im Vergleich zu 2014 sinkende
Erlöse hinnehmen. Etwas besser sah es im Dienstleistungs- und
Technologiesektor aus. Nur 14 beziehungsweise 13 Prozent der
befragten Unternehmen verzeichneten 2015 rückläufige Einnahmen. Als
profitabel beschreiben insgesamt 64 Prozent der US-Unternehmen ihr
Engagement in der Volksrepublik. Das ist die niedrigste Zahl seit
fünf Jahren. 2014 sahen sich noch 73 Prozent im profitablen Bereich.
In diesem Jahr sind die Aussichten für das chinesische
Wirtschaftswachstum ebenfalls eher bescheiden. Die Weltbank rechnet
mit einem Plus von 6,7 Prozent, der Internationale Währungsfonds mit
6,3 Prozent. Ähnlich zurückhaltend sind auch die befragten
Unternehmen. Knapp die Hälfte rechnet in China mit einem BIP-Wachstum
von unter 6,25 Prozent.
Arbeitskosten steigen
Rund ein Drittel der in China ansässigen US-Konzerne will seine
Investitionen 2016 nicht verstärken. Größtes Investitionshemmnis: die
abnehmende Dynamik der Wirtschaftsentwicklung. Steigende Kosten, auch
Arbeitskosten, halten knapp ein Fünftel der Unternehmen von mehr
Investitionen ab. Darüber hinaus wollen 25 Prozent der befragten
Firmen Kapazitäten aus China abziehen oder haben dies bereits getan.
"Chinas Wirtschaft ist im Umbruch", erklärt Dr. Klaus Neuhaus,
Partner bei Bain & Company und Leiter der Praxisgruppe Industrie im
deutschsprachigen Raum. "Das zeigen nicht zuletzt die steigenden
Arbeitskosten. Viele Unternehmen müssen deshalb entscheiden, wie sie
in China weiter verfahren wollen, und überdenken einzelne
Investitionen."
China bleibt attraktiv
Dennoch sind viele US-Konzerne mittelfristig zuversichtlich. Für
drei von fünf befragten Unternehmen rangiert China weiterhin unter
den Top Drei der wichtigsten Investitionsziele. Und der Anteil der
Firmen, für die China das Investitionsziel Nummer eins ist, steigt
sogar leicht auf 25 Prozent. Speziell für Unternehmen, die bereits
seit mehr als fünf Jahren in China aktiv sind, zahlen sich die
Investitionen aus: 77 Prozent geben an, eine positive Kapitalrendite
zu erzielen.
Mittlerweise erwirtschaften 40 Prozent der US-Konzerne mehr als
die Hälfte ihrer Umsätze in der Volksrepublik mit lokal entwickelten
Produkten. Das ist ein deutliches Plus - im Vorjahr waren es erst 32
Prozent. Zudem haben über 40 Prozent der Unternehmen mit mehr als 250
Mitarbeitern in China vor Ort Entwicklungszentren aufgebaut. "China
ist schon lange nicht mehr die verlängerte Werkbank des Westens", so
Industrieexperte Neuhaus. "Und viele ausländische Unternehmen haben
sich bereits darauf eingestellt."
Unklare Gesetze und Regulierungen werden zunehmend zum Problem
Das Investitionsumfeld in China hat sich ebenfalls verändert. So
dokumentiert die Studie die abnehmende Bestechlichkeit im Land.
Tatsächlich gehört Korruption zum dritten Mal in Folge nicht mehr zu
den Top Fünf der drängendsten Herausforderungen, sondern rangiert im
aktuellen Ranking der Stolpersteine in China auf Platz acht. Probleme
beim Schutz von Urheberrechten und mit Produktpiraterie kommen gar
erst an zehnter Stelle. Neun von zehn Unternehmen sehen hier in den
letzten Jahren Fortschritte. Dennoch schätzt jeder zweite Befragte
die Risiken in China höher ein als an anderen Standorten weltweit.
Und allen positiven Entwicklungen zum Trotz fühlen sich 77 Prozent
der befragten Unternehmen in China wenig willkommen. Im Industrie-
und Technologiesektor haben sogar vier von fünf Firmen diesen
Eindruck. Zum wachsenden Problem werden unklare Gesetze und
Regulierungen. Beides zählt für über die Hälfte der Studienteilnehmer
zu den größten Herausforderungen - das sind mehr als noch im
vergangenen Jahr. "Erfolg in China ist nach wie vor kein
Spaziergang", betont Bain-Experte Neuhaus. "Doch wer die
Stolpersteine kennt und die richtigen Fragen stellt, wird auf dem
sich verändernden chinesischen Markt sein Geschäftsfeld erschließen
und behaupten."
Bain & Company
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