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Fechter Maximilian Hartung im Interview: "Sport und Studium beeinflussen sich gegenseitig positiv"

ID: 1373972

(ots) -

- Der WM-Dritte steht zur Wahl zum "Sport-Stipendiat des Jahres"
- Deutsche Bank und Sporthilfe vergeben Auszeichnung für
Spitzenleistungen in Sport und Studium
- Top 5 in öffentlicher Online-Abstimmung unter sportstipendiat.de

Max Hartung gewann im Juli 2015 bei den Weltmeisterschaften sowohl
im Einzel als auch im Team die Bronzemedaille und qualifizierte sich
für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Der 26-Jährige studiert
Soziologie, Politik und Wirtschaft an der Zeppelin-Universität in
Friedrichshafen. Parallel dazu vertritt er im Präsidium des Deutschen
Fechter-Bundes ehrenamtlich die Interessen der Athleten und ist
Mitglied in der DOSB-Athletenkommission sowie im Aufsichtsrat der
Deutschen Sporthilfe. In der vergangenen Woche konnte er bei den
Europameisterschaften in Polen mit dem Team den Titel von 2015 mit
Platz 7 nicht verteidigen, im Einzel belegte der EM-Zweite vom
Vorjahr Platz 23.

Max, Du bist sicherlich nicht zufrieden mit der EM, wie fällt
Deine Bilanz aus?

Es war in der Tat keine gelungene Generalprobe für die Olympischen
Spiele. Auch über das Teamergebnis sind wir enttäuscht. Umso mehr
habe ich mich über den Titelgewinn von meinem Teamkameraden Benedikt
Wagner gefreut. Ich würde mein eigenes Abschneiden nicht zu hoch
bewerten. Ich habe die EM voll aus dem Training heraus gefochten.
Jetzt geht die Vorbereitung auf die Zielgerade in Richtung Rio.
Dieses Jahr sind die Olympischen Spiele der wichtigste Wettkampf für
mich und da kann alles passieren.

Insgesamt drei EM-Medaillen für das deutsche Team, für die
Olympischen Spiele haben sich insgesamt nur vier Athleten
qualifiziert, das ist das kleinste Fechtteam seit 60 Jahren. Wie
schätzt Du das Leistungsniveau im deutschen Fechten generell ein?

Es ist offensichtlich, dass wir weniger erfolgreich sind als




früher. Da spielen viele Faktoren eine Rolle, aber insbesondere der
Trainerberuf ist extrem wichtig. In Deutschland haben wir nicht mehr
die guten Trainer wie früher, es sei denn man hat das Glück wie wir
in Dormagen, dass ein Spitzentrainer wie Vilmos Szabo aus Rumänien
abgeworben werden kann. Aber insgesamt haben sich die Bedingungen
verändert, beispielsweise G8 anstelle G9 in der Schule, und die
Wehrpflicht ist weggefallen. Das hat Auswirkungen auf den Sport und
zieht sich durch alle Sportarten in Deutschland. Jetzt muss der Sport
kluge Antworten auf die veränderten gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen geben. Aber abgesehen davon: Wir werden zwar ein
kleines Fechtteam in Rio sein, aber das heißt ja nicht, dass wir
nicht erfolgreich sein können. In Peking war das Team auch klein und
es wurden am Ende zwei Goldmedaillen. Vielleicht können wir diesmal
wieder überraschen.

Wie schätzt Du Deine Chancen bei den Olympischen Spielen ein, als
WM-Dritter aus dem Vorjahr und nach vielen guten Leistungen in der
letzten Zeit zählst Du zu den Favoriten?

Ich gehöre sicherlich zu den Medaillenkandidaten und eine Medaille
ist auch mein Ziel. Aber das Feld ist sehr eng beieinander. Ein Match
bei den Olympischen Spielen kann schnell verloren gehen, aber ich
sage auch, es gibt keinen Gegner, den ich nicht schlagen kann. Also
gehe ich in jedes Gefecht um zu gewinnen. Ohne Angst. Sicherlich wird
es vor Ort aufregend, alles entscheidet sich ja auch innerhalb eines
kurzen Zeitraums. Ich werde des Öfteren gefragt, ob eine
Medaillenchance eher Motivation oder Druck für mich bedeutet. Mir
macht das total Spaß. Ich habe Jahre lang darauf hingearbeitet, bei
den "Großen" mitspielen zu dürfen, dort wollte ich hin und jetzt bin
ich dort angekommen.

Und das in beeindruckender Manier, die letzte Saison war mit vier
internationalen Medaillen Deine bislang erfolgreichste. Worauf führst
Du das zurück?

Auf die Einstellung zum Sport, die sich, seit ich angefangen habe
zu studieren, nochmals verändert hat. Ich trainiere seitdem viel
bewusster und professioneller. Und es macht mir insgesamt viel mehr
Spaß, weil ich die Abwechslung habe. Wenn ich studiere, dann bin ich
für diese Zeit gedanklich raus aus dem Training oder letzten
Wettkampf, dann spielen andere Themen eine Rolle. Und anschließend
ist dann wieder die Motivation für den Sport größer. Sport und
Studium beeinflussen sich gegenseitig positiv.

Hast Du trotzdem das Studium in der Olympiavorbereitung ein wenig
heruntergefahren?

Eigentlich hatte ich geplant ein Urlaubssemester einzulegen. Aber
dann bekam ich die Chance, an einem Forschungsprojekt zum Thema
"Förderung von Leistungssportlern in der BRD" zu arbeiten. Das Thema
kommt mir entgegen. Hier kann ich mein ehrenamtliches Engagement mit
der universitären Arbeit verbinden. Der entscheidende Punkt war aber
die Möglichkeit, mobil mitarbeiten zu können. Statt 600 km zwischen
Trainings- und Studiumsort pendeln zu müssen, kann ich von Dormagen
aus studieren und mich trotzdem optimal auf die Olympischen Spiele
vorbereiten.

Empfindest Du Sport und Studium als Doppelbelastung?

Insgesamt waren die letzten dreieinhalb Jahre sehr anstrengend und
ich bin froh, wenn ich es dann am Ende geschafft habe. Aber wenn man
das durchgezogen hat, dann hat man etwas Besonderes geleistet und
darf auch stolz darauf sein. Besonders freut mich, dass ich dieses
Jahr im Dezember mit den meisten der Kommilitonen gemeinsam
graduieren kann, mit denen ich 2012 angefangen habe zu studieren. Die
Wahl zum "Sport-Stipendiat des Jahres" und die Tatsache, dass ich ein
zweites Mal hintereinander für die Top 5 nominiert wurde, ist eine
tolle Anerkennung - und zusätzlich die damit verbundene Erhöhung des
Deutsche Bank Sport-Stipendiums eine extrem wertvolle finanzielle
Unterstützung. Denn das muss ich ja auch sagen: Ohne die Förderung
der Deutschen Sporthilfe, die den Löwenanteil meines Einkommens
ausmacht, wäre für mich alles anders gelaufen. Entweder würde ich
keinen Sport mehr machen oder bei der Bundeswehr sein. Dann hätte ich
aber in Kürze keinen Bachelorabschluss. Und ich hätte wahrscheinlich
auch kein Ehrenamt übernehmen können.

Seit drei Jahren engagierst Du Dich als Athletensprecher. Wie
sieht Deine bisherige Bilanz aus?

Es ist ein sehr spannendes Feld, das mich zusätzlich auf Trab
hält, zuletzt insbesondere die Doping-Enthüllungen, aber auch die
Mitarbeit am Förderkonzept der Deutschen Sporthilfe oder an neuen
Strukturen im Fechter-Bund. In den letzten Jahren musste ich
schmerzlich lernen, dass die Mühlen langsam mahlen. Wenn man einen
Missstand erkannt hat, dann will man etwas ändern mit unmittelbarem
Erfolg. Aber wie in der sportlichen Entwicklung braucht das seine
Zeit. Der Anti-Doping-Kampf beispielsweise ist mühsam und mitunter
immer wieder frustrierend. Man muss trotzdem dran bleiben.
Grundsätzlich macht mir die Arbeit Spaß, weil der Sport und die
anderen Sportler mir am Herzen liegen und ich mich mit einbringen
will. Ich musste nur lernen, dass ich mir kleine Etappen als Ziel
setzen muss, kleiner, als man sich diese vor Beginn der Amtszeit
hätte vorstellen können. Von daher werde ich auch noch eine Weile
dabei bleiben, um etwas bewegen zu können.

Bewerbungs-Video von Maximilian Hartung zur Wahl zum
Sport-Stipendiat des Jahres: https://youtu.be/wCD0FahwNFk

Steckbrief
Maximilian Hartung (* 8. Oktober 1989 in Aachen)

Sportart: Fechten/Säbel
Wohnort: Friedrichshafen/Dormagen
Verein: TSV Bayer Dormagen
Größte Erfolge: Olympia-Fünfter im Team 2012
Team-Weltmeister 2014
WM-Dritter im Einzel und im Team 2015
Team-Europameister 2015
EM-Zweiter 2015, 2011
Studium: Soziologie, Politik und Wirtschaft
Universität: Zeppelin-Universität Friedrichshafen

Die Deutsche Bank unterstützt im Rahmen der Sporthilfe-Förderung
studierende Spitzenathleten mit 400 Euro im Monat. Aktuell
profitieren rund 400 Sporthilfe-geförderte Athleten vom Programm, das
mit dem dritten Semester einsetzt und mit einem Zeitbonus über die
Regelstudienzeit hinaus gewährt wird. Die besonderen Leistungen der
studierenden Athleten sollen mit der Wahl zum Sport-Stipendiat des
Jahres zusätzlich herausgestellt und gewürdigt werden. Der
Preisträger erhält für 1,5 Jahre von der Deutschen Bank den doppelten
Stipendiumsbetrag von 800 Euro pro Monat. Die weiteren vier
Finalisten erhalten für den gleichen Zeitraum eine Zusatzförderung in
Höhe von 200 Euro pro Monat.

Diese Sporthilfe-Athleten stehen zur Wahl: Carina Bär
(Rudern/Humanmedizin), Anna-Lena Forster (Ski alpin,
paralympisch/Psychologie), Maximilian Hartung (Fechten/Soziologie,
Politik und Wirtschaft), Lisa Mayer (Leichtathletik/Germanistik und
Geographie), Maximilian Reinelt (Rudern/Humanmedizin). Bis zum 24.
Juli kann jeder unter www.sportstipendiat.de den Nachfolger von
Sophia Saller, Triathletin und Mathematik-Studentin in Oxford,
wählen. Unter allen Teilnehmern des Online-Votings wird eine Deutsche
Bank SparCard mit einem Guthaben von 500 Euro verlost. Die feierliche
Preisverleihung findet am 22. September 2016 in der Zentrale der
Deutschen Bank in Frankfurt am Main statt.

HINWEIS AN DIE REDAKTIONEN:

Abdruck honorarfrei.
Quelle: Deutsche Sporthilfe

Wir bieten sendefertig geschnittene und vertonte Video-Beiträge
an, die die fünf Finalisten sowohl als Sportler als auch als Student
vorstellen. Wir zeigen spektakuläre Einblicke in die Trainingsarbeit
und haben beim Studium über die Schulter geschaut. Die Beiträge sind
kostenlos und rechtefrei.

Zum Download:
https://www.dropbox.com/s/v1r93o2oxwa41u3/SpoSti16-Wahl.mp4

Zum Embedden aus dem Sporthilfe YouTube-Kanal:
https://youtu.be/Z4HFP2mTJ30

Auf Wunsch stellen wir auch gerne kostenlos Rohmaterial zu den
fünf Athleten zur Verfügung. Bei Bedarf wenden Sie sich bitte an:
timon.saatmann(at)me.com

Rechtefreies Fotomaterial bei der Deutschen Sporthilfe.



Pressekontakt:
Kontakt:
Stiftung Deutsche Sporthilfe
Heike Schönharting
Otto Fleck-Schneise 8
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069-67803 - 511
Fax: 069-67803 - 599
E-Mail: heike.schoenharting(at)sporthilfe.de
Internet: www.sporthilfe.de und www.sportstipendiat.de


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Datum: 28.06.2016 - 11:15 Uhr
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