(ots) - EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis hat heute
angekündigt, dass die EU-Kommission die Zulassung für den
Unkrautvernichter Glyphosat im Alleingang um 18 Monate verlängern
wird. Erst am Freitag war sie im vierten Anlauf damit gescheitert,
dafür eine ausreichende Mehrheit der Mitgliedstaaten zu gewinnen.
Scharfe Kritik kommt nun vom Umweltinstitut München, das der
EU-Kommission vorwirft, mit dieser Entscheidung die
Europa-Verdrossenheit weiter zu befeuern.
Dazu erklärte Jurek Vengels, Referent für Verbraucherschutz am
Umweltinstitut: "Vier Mal hat die Kommission keine qualifizierte
Mehrheit für Glyphosat erreicht, jetzt beschließt sie im Alleingang
die Verlängerung der Zulassung. Wir brauchen die Europäische Union,
auch weil sie uns die Chance bietet, Umwelt und Gesundheit besser zu
schützen. Aber mit solchen Entscheidungen droht die Kommission, den
Rückhalt der Menschen für das Projekt Europa weiter zu verspielen."
Die heute angekündigte provisorische Verlängerung der
gegenwärtigen Genehmigung ist bereits die dritte in Folge. Die
Kommission gewinnt damit Zeit in der Auseinandersetzung um die Frage,
ob Glyphosat erneut zugelassen werden soll. Ohne diese Entscheidung
wäre die Genehmigung bereits zum 1. Juli ausgelaufen. Monsanto und
andere Chemiekonzerne hatten für diesen Fall mit Klagen gedroht. Erst
in der vergangenen Woche hatten sich in einer repräsentativen Umfrage
83 Prozent der Deutschen für ein Verbot ausgesprochen.
Die offizielle Begründung für die Verlängerung der Zulassung um 18
Monate ist eine ausstehende Bewertung durch die Europäische
Chemikalienagentur (ECHA). Das Umweltinstitut kritisierte diese als
"Augenwischerei": "Die Gefahren von Glyphosat liegen längst auf dem
Tisch: Der Stoff ist wahrscheinlich krebserregend und reduziert die
Artenvielfalt. Er wird regelmäßig in der Umwelt, in unserer Nahrung
und sogar in unserem Organismus nachgewiesen. Die nächsten Monate
sollten daher genutzt werden, um einen Ausstiegsplan für Glyphosat
vorzubereiten", so Vengels.
Das Umweltinstitut fordert die Europäische Chemikalienagentur auf,
sich bei seiner anstehenden Einstufung des Stoffs nicht auf die
vorangegangene Bewertung durch das Bundesinstitut für Risikobewertung
(BfR) zu verlassen. Gegen das BfR läuft eine Strafanzeige des
Umweltinstituts und weiterer Organisationen, die der Behörde
gravierende Fehler im Bewertungsprozess vorwerfen. So seien Studien,
die die Krebsgefahr von Glyphosat belegen, ignoriert oder
systematisch falsch ausgelegt worden.
"Die Einstufung durch die Europäische Chemikalienagentur bietet
die Chance, verloren gegangenes Vertrauen in den Bewertungsprozess
wiederherzustellen. Das kann aber nur gelingen, wenn frühere Fehler
vermieden werden. Dazu muss die Bewertung so transparent wie möglich
vonstatten gehen und die bisher von den Herstellern unter Verschluss
gehaltenen Studien endlich offengelegt werden", so Vengels
abschließend.
Pressekontakt:
Umweltinstitut München
Landwehrstr. 64a
80336 München
Jurek Vengels: jv(at)umweltinstitut.org
Referent für Verbraucherschutz
Tel: 089 - 30 77 49 14
Fabian Holzheid: fh(at)umweltinstitut.org
Vorstand, Pressesprecher
Tel: 089 - 30 77 49 19