(ots) -
(DBV) "Die deutschen Bauern blicken zuversichtlich auf die in
diesen Tagen beginnende Getreideernte. Ein im Vergleich zu den
Vorjahren in weiten Teilen günstigerer Witterungsverlauf hat eine gut
durchschnittliche Getreideernte heranwachsen lassen", sagte der
Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, bei
einem Pressegespräch anlässlich des Beginns der Getreideernte. "Die
wirtschaftliche Situation der Ackerbaubetriebe ist wegen der
niedrigen Preise für Getreide und Raps jedoch angespannt. Zudem gibt
es regional Ernteschäden durch Unwetter, Starkregen oder Hagel.
Derzeit sind bundesweit fast 200.000 Hektar davon betroffen, rund
dreimal soviel wie in anderen Jahren", hob Rukwied hervor. Gemeinsam
mit dem Präsidenten des Landesbauernverbandes Brandenburg, Henrik
Wendorff, stellte Bauernpräsident Rukwied im brandenburgischem
Niemegk (südlicher Landkreis Potsdam-Mittelmark) die Erwartungen der
deutschen Bauern an die diesjährige Getreide- und Rapsernte sowie
aktuelle Marktentwicklungen vor.
Umfragen unter den 18 Landesbauernverbänden zu ihren aktuellen
Ertragsschätzungen lassen eine Getreideernte von 47 bis 48 Millionen
Tonnen erwarten. Zwar kann das Vorjahresergebnis in Höhe von 48,9
Millionen Tonnen Getreide damit aller Voraussicht nach nicht ganz
erreicht werden, aber die Erntemenge wird sich im Bereich des
fünfjährigen Mittelwertes, der 47,2 Millionen Tonnen beträgt,
bewegen. Die Getreideanbaufläche ist mit 6,4 Millionen Hektar gut
100.000 Hektar kleiner als im letzten Jahr. "Trotz regional und
kleinräumig aufgetretenen Extremwetterereignissen erwarten wir
derzeit noch leicht überdurchschnittliche Getreideerträge", so der
Bauernpräsident. Für die in Deutschland im Anbau bedeutendste
Ölpflanze Winterraps rechnet der DBV mit einer Erntemenge auf
Vorjahresniveau, d. h. in Höhe von fünf Millionen Tonnen. Der leichte
Flächenzuwachs auf 1,33 Millionen Hektar wird durch im Vergleich zur
Vorjahresernte etwas niedriger erwartete Erträge ausgeglichen.
Die bundesweit sehr unterschiedlichen Vegetationsbedingungen mit
sehr ungleichmäßig verteilten Niederschlagsmengen spiegeln sich
naturgemäß in den Ertragserwartungen wider. So wurden in
Mecklenburg-Vorpommern die Winterweizen- und Wintergerstenbestände
nach dem zunächst recht milden Winter regional durch Kahlfröste im
Januar geschädigt und mussten umgebrochen werden. Im Verlauf des
Frühjahrs zeigten sich dann Trockenschäden, in deren Folge beim
Winterweizen und bei der Wintergerste deutliche Mindererträge von bis
zu 25 Prozent auftreten könnten. Auch die anderen östlichen
Bundesländer, vor allem Brandenburg sowie leichtere, sandigere
Standorte in Schleswig-Holstein, litten im Frühjahr unter zu geringen
Niederschlagsmengen. Dagegen waren im gesamten Westen der Republik
die Flächen zu Beginn des Frühjahrs wassergesättigt, vielfach sogar
übersättigt, sodass die Befahrbarkeit der Flächen nicht gegeben war.
Auch wenn die im Verlauf des Frühjahrs gute Wasserversorgung
durchschnittliche bis leicht überdurchschnittliche Getreideerträge
erwarten lässt, haben die jüngsten Unwetterereignisse regional zu
Totalverlusten durch Hagel sowie zu Überschwemmungen und Staunässe
geführt. In Kombination mit den sommerlichen Temperaturen sind
hierdurch ein höherer Krankheitsdruck und Lagergetreide entstanden.
Schwierig gestaltet sich weiterhin die Preisentwicklung an den
Getreidemärkten. Mit durchschnittlich 140 Euro pro Tonne Brotweizen
am Ende des Wirtschaftsjahres 2015/16 war das Preistief des Frühjahrs
2016 durchschritten, jedoch erzielten Erzeuger etwa 20 Euro pro Tonne
weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. In den zurückliegenden Wochen
haben sich die Preise allerdings stabilisiert. Preisstützend hat sich
vor allem die im Frühjahr 2016 deutlich gestiegene Nachfrage im
Export ausgewirkt. Entgegen der Erwartungen exportierte die EU-28 mit
31 Millionen Tonnen Weizen eine dem Vorjahresniveau vergleichbare
Menge. Die Gerstenexporte in Höhe von 10,1 Millionen Tonnen
übertrafen die Vorjahresexporte sogar um mehr als eine Million
Tonnen. Insbesondere in den norddeutschen Regionen wurden somit die
Getreidebestände deutlich abgebaut, wodurch mit Blick auf das gerade
begonnene Wirtschaftsjahr eine Marktentlastung erzielt werden konnte.
Die Entwicklung zeigt, dass auch für die deutschen Ackerbaubetriebe
neben geeigneten Risikomanagementinstrumenten und einer steuerlichen
Unterstützung der betrieblichen Risikovorsorge gute Absatzchancen im
Export wichtig sind.
(LBV-BB) Brandenburgs Bauern haben am Wochenende mit der
Gerstenernte begonnen. Anhaltende Trockenheit und Wassermangel
prägten den Vegetationsverlauf bei Getreide bis Ende Mai. Die
ausgebliebenen Regenmengen fielen erst im Juni als Starkregen und
wirkten sich negativ auf die Kornausbildung und die
Pflanzengesundheit der Getreidearten aus. Der LBV erwartet deshalb
nur eine unterdurchschnittliche Getreideernte bei allen
Druschkulturen. So schätzt der Verband die zu erntende Getreidemenge
im Land - bei leichtem Anbaurückgang - auf nur 2,5 Mio. Tonnen. Beim
Raps werden 429.000 Tonnen Ernte anvisiert. Nach den vorläufigen
Schätzungen sind das 5% weniger Getreide und 8% weniger Raps als im
Vorjahr.
Die Witterungsbedingungen waren zur Aussaat im Herbst nicht
optimal. Vom Feldaufgang bis zur Vegetationsruhe herrschten milde
Temperaturen vor, die eine gute Bestandsentwicklung auch für
spätgedrillte Bestände zuließen. Der starke Kälteeinbruch zum
Jahreswechsel und Ende Januar konnte den Beständen kaum etwas
anhaben, da diese meist unter einer leichten Schneedecke vor den
Kahlfrösten geschützt waren. Außer im Norden des Landes, speziell in
der Uckermark kam es wegen der fehlenden Schneedecke zu stärken
Auswinterungsschäden, speziell beim Raps. Die späte
Frühjahrserwärmung und eine ausgeprägte Frühjahrstrockenheit prägten
den Vegetationsverlauf bis Ende Mai. Starkregenereignisse im Juni
kamen für Gerste und Roggen auf den leichten Standorten meist zu
spät. Die feucht-warme Witterung vor der Ernte fördert leider die
Ausbreitung von Pilzerkrankungen, was sich negativ auf die Qualitäten
auswirkt.
Der LBV rechnet mit einem Gesamtgetreideertrag von ca. 52 dt/ha,
was unter dem Mittel der letzten 5 Jahre von 55 dt/ha liegt.
Winterroggen ist weiterhin das meist-anbauteste Getreide im Land
Brandenburg mit 179.500 Hektar (-3%), gefolgt vom Winterweizen mit
169.700 Hektar (±0%) und Wintergerste mit 94.300 ha (+8%).
Die Erzeugerpreise für Getreide liegen zum Erntestart 2016 erneut
10-15% unter Vorjahr. Einzig beim Raps konnte das Preisniveau des
Vorjahres leicht (+6%) übertroffen werden.
Pressekontakt:
Kontakt:
Deutscher Bauernverband
Dr. Michael Lohse
Pressesprecher
Tel.: 030 / 31904 240
Landesbauernverband Brandenburg e.V.
Sebastian Scholze
Pressesprecher
Tel.: 03328/319-302