(ots) - Eine Kollegin aus einem anderen Kulturkreis? Eher
die Ausnahme in deutschen Betrieben. Das muss sich ändern, sagt
Stephanie Bschorr vom Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) und
Jurymitglied des Wettbewerbs "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen".
Das Siegerprojekt "Bridge&Tunnel" zeigt, wie Integration auf dem
Arbeitsmarkt gelingen kann.
Weiblich + Migrationshintergrund = erwerbslos. Diese Formel gilt
für die Mehrheit der rund acht Millionen Zuwanderinnen, die in
Deutschland leben. Nach Angaben des Bundesamts für Migration und
Flüchtlinge sind sie häufiger arbeitslos oder üben geringer bezahlte
Jobs aus als ihre einheimischen Geschlechtsgenossinnen und männliche
Zuwanderer (1). Laut Statistischem Bundesamt stand 2014 mehr als jede
dritte Migrantin (37 Prozent) dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung -
bei den Frauen ohne Migrationshintergrund waren es 24 Prozent (2).
Vorurteile überwinden und initiativ werden
"In Zeiten des demografischen Wandels und Fachkräftemangels kann
es sich die deutsche Wirtschaft nicht leisten, auf die Arbeitskraft
von Migrantinnen zu verzichten", sagt VdU-Präsidentin Stephanie
Bschorr. "Firmen halten es aufgrund des anderen Rollenverständnisses
in vielen Herkunftsländern oft für schwierig, Frauen aus anderen
Kulturkreisen einzugliedern. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Das
Gegenteil ist der Fall." Ihr Rat an Unternehmen: sich trauen,
initiativ werden - und sich informieren. Hilfreich kann es dabei
sein, bestehende Branchennetzwerke zu nutzen, um das Thema etwa auf
gemeinsamen Veranstaltungen zu etablieren. Auch der Austausch mit
ausländischen Initiativen liefert wertvolle Impulse.
Nur die Leistung zählt
Für die potenziellen Arbeitnehmerinnen gilt: Wer sich schnell auf
die neue Arbeitswelt einstellt und vor allem die deutsche Sprache
beherrscht, verbessert seine Berufsaussichten erheblich. Unternehmen
können dabei unterstützen. So wie "Bridge&Tunnel - Social Design aus
dem Quartier", 2016 von der Initiative "Deutschland - Land der Ideen"
und der Deutschen Bank als "Ausgezeichneter Ort" gewürdigt: Das junge
Unternehmen bietet Migrantinnen ohne Ausbildung, aber mit Nähtalent
seit Juni eine maßgeschneiderte Qualifizierung unter professioneller
Anleitung. Ins Team kommt, wer Qualität abliefert. Denn nur die
Leistung zählt, sagt Gründerin Constanze Klotz: "Unternehmen sollten
sich davon lösen, immer verbriefte Qualifikationen einzufordern,
sondern sich genau anschauen, was die Menschen können - und sie auf
unkonventionelle Weise nach ihren Talenten fördern.
Das multinationale Team als Ideenschmiede
Für das Social-Design-Label sind die Näherinnen aus den
unterschiedlichsten Ländern ein Riesengewinn, sagt Constanze Klotz:
"Wir lernen täglich voneinander, tauschen uns aus, nicht nur über die
Arbeit. Probleme werden gemeinsam gelöst und unsere Produkte dadurch
vielschichtiger durchdacht." Ihr Wunsch: Mehr Unternehmen sollten
Jobqualifizierungen für Zuwanderinnen anbieten. "Wer arbeitet, lernt
Menschen kennen und fühlt sich gebraucht. Das schafft eine andere Art
der Anerkennung, wenn ich sehe: Jemand bezahlt für das Produkt, das
ich anfertige."
Wichtig für die Arbeit im multinationalen Team sei es, die
Mitarbeiterinnen kontinuierlich zu begleiten, zum Beispiel für sie
beim Jobcenter anzurufen oder andere rechtliche Dinge zu klären, bei
denen die Sprachbarriere oft hoch ist. Constanze Klotz: "Dieses
Engagement schafft eine besondere Wertschätzung, steigert die
Motivation im Job, aber auch den Wunsch, noch besser deutsch zu
lernen." So wächst das Miteinander im Unternehmen - und im Stadtteil.
Ein Interview mit Constanze Klotz vom Social-Design-Label
"Bridge&Tunnel" finden Sie hier: http://ots.de/VQ3VH
Ãœber Deutschlands Innovationswettbewerb "Ausgezeichnete Orte im
Land der Ideen"
"NachbarschafftInnovation - Gemeinschaft als Erfolgsmodell": Unter
diesem Motto steht der Wettbewerb 2016. Die Initiative "Deutschland -
Land der Ideen" und die Deutsche Bank, die selbst zahlreiche Projekte
zur Integration von Migrantinnen und Migranten fördert, würdigen
bundesweit die 100 besten Ideen für Deutschland: Die Siegerprojekte
zeigen den Mehrwert und das Potenzial gemeinschaftlichen Handelns für
die Gesellschaft auf - ob in Unternehmenskooperationen,
Nachbarschaftsinitiativen oder wissenschaftlichen Netzwerken. Die
diesjährigen Preisträger wurden am 31. Mai verkündet. Mehr Infos zu
"Bridge&Tunnel - Social Design aus dem Quartier" und den anderen
Siegerideen auf www.ausgezeichnete-orte.de.
(1) http://ots.de/SXsmy
(2)
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Datenreport/Datenreport.html
Pressekontakt:
Harry Olschok und Marie Scheffer
Tel.: +49/030 7261 46 -711 | -781
Mail: presse-LdI(at)fischerappelt.de
www.ausgezeichnete-orte.de
www.deutsche-bank.de/ideen