(ots) - Konfliktforscher Zick zum Party-Patriotismus:
Multikulturelle Einstellung schützt vor Nationalismus
Osnabrück. In der Debatte um übertriebenen Party-Patriotismus
anlässlich der EM-Spiele mit deutscher Beteiligung hat der
Konfliktforscher Andreas Zick vor Pauschalisierungen gewarnt. Es gebe
einen sogenannten Flaggen-Effekt in der Forschung, sagte der Leiter
des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an
der Universität Bielefeld in einem Gespräch mit der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag). Der Effekt besagt, dass das
Schwenken von Fahnen auf Betrachter und Akteure psychologisch nicht
ohne Wirkung bleibt. Es komme auch darauf an, mit welcher Einstellung
die Fans Deutschlandflaggen schwenkten, betonte Zick. "Fans, die die
Stärke der Mannschaft darauf zurückführen, dass sie multikulturell
ist, sind geschützt vor Nationalpatriotismus, der Vorurteile
erleichtert", erklärte der Wissenschaftler. Anders herum seien "Fans
die meinen, das Spiel wird durch die deutschen Tugenden entschieden,
auch fremdenfeindlicher und werten andere Länder ab", sagte der
Konfliktforscher. Dieser sogenannte "Özil-Effekt" habe sich bereits
in Studien zur WM 2010 gezeigt.
Die Osnabrücker Sozialpsychologin Julia Becker hatte vor dem
Halbfinalspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der
Fußball-Europameisterschaft am Donnerstagabend vor einem allzu
überschwänglichen Party-Patriotismus gewarnt. Die inflationäre
Verwendung nationaler Symbole leiste der Fremdenfeindlichkeit
Vorschub. Ähnliche und oftmals scharf kritisierte Warnungen kommen
aus Teilen des linken politischen Spektrums.
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