(ots) -
Montag, 1. August 2016, 0.30 Uhr
Das kleine Fernsehspiel
Frohes Schaffen
Doku-Fiction
Fetisch, Mantra, geheime Religion: Konstantin Faigles
essayistisch-satirischer Dokumentarspielfilm hinterfragt
humorvoll-schmerzhaft den "Lebenssinn" des modernen Menschen: die
Arbeit. Der Besuch von Stätten des Glaubens an die Arbeit und seines
Niedergangs wird ergänzt durch intensive Interviews mit Experten und
Expertinnen. In zugespitzten, inszenierten Episoden karikiert Faigle
den gegenwärtigen Stellenwert von Arbeit.
Der moderne aufgeklärte Mensch ist nicht frei von Irrglauben und
geistigem Zwang. Er hat längst einen anderen Gott erwählt - die
Arbeit. Arbeit ist Sicherheit, Selbstbestätigung,
Existenzberechtigung. Sie ist eine Sucht, ein Fetisch, ein Mantra,
das uns tagtäglich umgibt. In Zeiten von Wirtschaftsboom und rasantem
Arbeitsplatzabbau hinterfragt "Frohes Schaffen" diesen "heiligen"
Lebenssinn der Arbeit.
Regisseur Konstantin Faigle begibt sich auf eine Reise zu den Wurzeln
unseres Arbeitsbegriffs. Er besucht die Stätten des Arbeitsglaubens
und seines Niedergangs. Er fährt ins Ruhrgebiet zu den letzten
"heiligen" Bergarbeitern und zum geschlossenen Nokia-Werk. Er
begutachtet in Hamburg ein virtuelles Ãœbungskaufhaus, eine
Aktivierungsmaßnahme für Langzeitarbeitslose. Und in den USA besucht
er unter anderem einen kalifornischen Ein-Mann-Fernsehsender, der
seine Beiträge komplett via Internet auf den Philippinen schneiden
lässt.
Zu Wort kommen zahlreiche Experten wie der amerikanische
Sozialhistoriker Prof. Benjamin Hunnicutt, der US-Ökonom Jeremy
Rifkin, der Philosoph und Religionskritiker Michael Schmidt-Salomon,
Soziologin und Buchautorin Marianne Gronemeyer sowie Tom Hodgkinson,
britischer Experte für Muße, Genuss und Gelassenheit.
Parallel dazu geht der Film in kleinen, inszenierten Szenen mit Humor
und Tiefgang unserer deutschen Arbeitswelt auf den Grund: Er
beobachtet Werner Kraft, einen gut verdienenden, aber ausgebrannten
Ingenieur. Er zeigt Hartmut Breuer, einen einsamen deutschen Rentner
und Marion Weber, eine emanzipierte Freelancerin ohne Aufträge. Und
während Herbert Stollberg-Naue noch die Vorzüge seines
Sozialversicherungsfachangestelltendaseins genießt, führt Jochen
Picht schon längst das Leben eines glücklichen Müßiggängers. Eine
wunderbar ketzerische, filmische Reflektion - unterhaltsam, humorvoll
und zugleich tiefgründig.
Das ZDF zeigt "Frohes Schaffen" aus Anlass des Todes von Konstantin
Faigle im Juni 2016.
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