(ots) - Küken-Tötung: Niedersachsen will trotz Zweifeln
in der Wissenschaft nächstes Jahr aussteigen
Forscher halten eine flächendeckende Lösung bis 2017 hingegen für
unrealistisch
Osnabrück. Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer
(Grüne) will ungeachtet der Bedenken aus der Wissenschaft das
massenhafte Töten männlicher Küken im nächsten Jahr beenden. Meyer
sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag): Die Landesregierung
gehe davon aus, dass die Alternative der Geschlechtsbestimmung im Ei
im kommenden Frühjahr zur Verfügung stehe, "und will daher weiterhin
spätestens 2017 einen Ausstieg aus dem millionenfachen Kükentöten."
Entsprechende Sondergenehmigungen für Brütereien sollen dann nicht
verlängert werden, hatte Meyer im Februar angekündigt. Allein in
Niedersachsen werden jährlich etwa 27 Millionen männliche Küken aus
Legehennen-Linien direkt nach dem Schlüpfen vergast, weil sie weder
Eier legen noch schnell genug Fleisch ansetzen. Bundesweit sollen es
mehr als 40 Millionen Tiere sein. Auch die Bundesregierung rechnet
für 2017 mit einem Ausstieg aus der umstrittenen Praxis, will diese
aber nicht explizit verbieten.
Zuletzt hatten Wissenschaftler, die mit Bundesmitteln an einer
Alternative forschen, Zweifel geäußert, ob die Technik bereits
kommendes Jahr praxisreif ist. Gerald Steiner von der Technischen
Universität Dresden sagte der "NOZ", es sei unklar, wann die
Geschlechtsbestimmung im Ei in sämtlichen Brütereien eingesetzt
werden könne. "Eine flächendeckende Lösung wird es 2017 jedenfalls
nicht geben. Ich rechne eher mit 2020", so Steiner.
Eine Sprecherin des Zentralverbandes der Deutschen
Geflügelwirtschaft (ZDG) verwies auf Anfrage der "NOZ" auf eine
Absichtserklärung der Branche, wonach der Ausstieg aus dem Kükentöten
dann erfolge, wenn die "technische Praxistauglichkeit" einer
Alternative erwiesen sei. Die Tests mit einem entsprechenden
Prototypen könnten laut ZDG vermutlich im Sommer starten. "Über die
Dauer des Praxistests kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand genaue
Aussagen machen", so die Verbandssprecherin.
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