(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) ist besorgt über die
Festnahmen mehrerer Journalisten bei den jüngsten Protesten gegen
Polizeigewalt in den USA. Seit dem vergangenen Wochenende hat die
Organisation mindestens fünf Fälle registriert, in denen Reporter bei
der Berichterstattung über die "Black Lives Matter"-Bewegung
festgesetzt wurden.
"Die USA sind zu Recht stolz auf die traditionell starke Stellung
der Pressefreiheit in ihrer Rechtsordnung. Es ist unwürdig, wenn dort
Journalisten festgenommen werden, nur weil sie über Proteste gegen
Polizeigewalt berichten", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr.
EINE NACHT IM GEFÄNGNISE FÜR EINEN FUSS AUF DEM HIGHWAY
Mindestens drei Journalisten verbrachten eine Nacht im Gefängnis,
nachdem sie in Baton Rouge (Louisiana) am Samstag über Proteste gegen
die tödlichen Schüsse von Polizisten auf den Schwarzen Alton Sterling
berichtet hatten (http://t1p.de/p2zx).
Chris Slaughter vom lokalen Fernsehsender WAFB wurde nach Angaben
seines Senders festgenommen, nachdem er sich mit einem Fuß auf den
Highway gestellt hatte, um einen besseren Blickwinkel zum Filmen zu
haben; zum Zeitpunkt des Vorfalls habe er ein T-Shirt seines Senders
und eine Pressekarte getragen (http://t1p.de/vcrm). Die Polizei hatte
die Anwesenden zuvor mehrmals aufgefordert, die Straße nicht zu
betreten. Nach seiner Freilassung am Sonntag wird weiter wegen
"Blockade einer Schnellstraße" (obstruction of a highway) gegen ihn
ermittelt.
Unter den Festgenommenen in Baton Rouge waren auch die Reporter
Lee Stranahan von Breitbart News (http://t1p.de/izk6) und Ryan
Kailath vom Radiosender WWNO, dem örtlichen Partner des
nichtkommerziellen Radioverbunds NPR (http://t1p.de/fnuk).
In Rochester (New York) waren einen Tag zuvor die Reporter Carlet
Cleare und Justin Carter von 13WHAM kurzzeitig festgenommen worden,
einem lokalen Partner des ABC-Fernsehens. Carters Festnahme wurde
live per Kamera übertragen (http://t1p.de/apvz). Der Sender der
beiden Reporter dankte der örtlichen Polizei anschließend dafür, dass
sie "ihre unangemessene Reaktion auf die Situation schnell
eingeräumt" habe und sich Polizeichef und Bürgermeister für die
Festnahmen entschuldigt hätten (http://t1p.de/0f9l).
In St. Paul (Minnesota) beschimpften und bedrängten Teilnehmer
eines "Black Lives Matter"-Protestzugs am Samstag einen Reporter des
Fernsehsenders Fox News, der sich mit seinem Kamerateam schließlich
in die Nähe von Polizisten zurückziehen musste (https://vid.me/CHx4).
FESTNAHMEN AUCH BEI FRÃœHEREN PROTESTEN GEGEN POLIZEIGEWALT
Im vergangenen Jahr waren bereits mehrere Journalisten
festgenommen worden, als sie über die "Black Lives Matter" Proteste
berichteten. In Baltimore wurden bei den Protesten gegen den Tod von
Freddie Gray im April 2015 ein Reuters-Fotograf festgenommen und ein
Kollege der Zeitung Baltimore City Paper von Polizisten zu Boden
geworfen (http://t1p.de/l4eh). Ein Fernsehreporter wurde im November
festgesetzt, während er in Minneapolis für seinen Fernsehsender eine
Protestaktion filmte (http://t1p.de/36yx).
Schon bei den gewalttätigen Protesten gegen Polizeigewalt in der
US-Kleinstadt Ferguson (Missouri) im August 2014 waren mindestens 15
Journalisten festgenommen worden. Weitere wurden von der Polizei
offensichtlich gezielt etwa mit Tränengas angegriffen
(http://t1p.de/mxzb).
Die USA stehen auf Platz 41 von 180 Staaten auf der Rangliste der
Pressefreiheit. Sorge bereiten dort aus Sicht von Reporter ohne
Grenzen besonders die weitreichende digitale Ãœberwachung durch die
NSA (http://t1p.de/2ttu), der juristische Feldzug der Regierung Obama
gegen Whistleblower sowie in jüngster Zeit die demonstrative
Verachtung des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Donald
Trump gegen kritische Journalisten und Medien (http://t1p.de/ybgp).
Weitere Informationen zur Lage der Journalisten in den Vereinigten
Staaten finden Sie unter www.reporter-ohne-grenzen.de/usa/.
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Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska / Christoph Dreyer
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