(ots) - Harald A. Summa: "Frankfurt kann globales
Superzentrum der digitalen Ökonomie werden, wenn die Politik die
richtigen Rahmenbedingungen setzt."
Frankfurt am Main ist schon heute die Daten-Hauptstadt
Deutschlands und wird diese Position in den nächsten Jahren weiter
ausbauen können. Diese Einschätzung vertritt eco - Verband der
Internetwirtschaft e. V., der selbst in Köln ansässig ist, und
verweist beispielhaft auf das neue C-Lion1-Kabelsystem zwischen
Frankfurt und Helsinki. Dieser so genannte Northern Digital Highway
bietet eine Kapazität, die etwa einer Milliarde ISDN-Leitungen
entspricht. "Unsere Entscheidung vor über 20 Jahren, den Deutschen
Internet Exchange DE-CIX in Frankfurt aufzubauen, hat sich für die
Main-Metropole als nachhaltiger Glücksfall erwiesen", sagt eco
Geschäftsführer Harald A. Summa selbstbewusst.
Datenzentren suchen Nähe zum DE-CIX
Weil die Betreiber der Datenzentren die Nähe zum DE-CIX suchten,
stünden heute mehr als die Hälfte aller deutschen Rechenzentren im
Großraum Frankfurt. Seit mehr als einer Dekade kann die hessische
Großstadt laut eco einen Zuwachs an Rechenzentrumsleistung von 3
Megawatt pro Quartal (!) verzeichnen. "Die RZ-Branche wächst in
Hessen um etwa 10 Prozent jährlich. Mittlerweile haben sich über 35
RZ-Betreiber mit mehr als 50 Lokationen im Rhein-Main-Gebiet
angesiedelt", erläutert Dr. Béla Waldhauser, Leiter der eco
Kompetenzgruppe Datacenter Infrastructure.
Kein Grund zum Ausruhen
Allerdings sei der anhaltende Erfolg kein Grund für Frankfurt,
sich auszuruhen, warnt der eco Verband. Hohe Strompreise und
langwierige kommunale Genehmigungsverfahren könnten die
Internet-Hochburg Frankfurt binnen weniger Jahre in die Bredouille
bringen. Allein für die Verlegung einer neuen Glasfaserleitung in der
Stadt müssten in der Regel fünf verschiedene Dezernate und zehn Ämter
involviert werden. Der kommunale Planungshorizont für den Bau eines
neuen Rechenzentrums ist entschieden zu lang. "Der Prozess müsste in
Gänze deutlich verschlankt werden, um der steigenden Nachfrage
gerecht zu werden. 10 Prozent Wachstum pro Jahr klingt natürlich nach
einer guten Entwicklung im Vergleich zu anderen Branchen, ist aber im
internationalen Vergleich der RZ-Standorte eher am unteren Ende. Die
digitale Welt ist nun mal schneller als unsere Behörden", gibt Dr.
Béla Waldhauser zu bedenken. Vor allem Amsterdam gebe sich viel Mühe,
Datencenter in die Niederlande zu ziehen. Aber auch Island und
Luxemburg wollten sich diesen Zukunftsmarkt sichern. Hinzu kommt:
"Großbritannien scheint es sich zum Ziel gesetzt zu haben, die ganze
Insel weiträumig zu einem Großrechenzentrum ausbauen zu wollen. Nach
dem Brexit, der mutmaßlich die Finanzbranche zumindest teilweise aus
dem Land treibt, könnte sich die Fokussierung auf das wachsende
Datengeschäft noch verstärken", spekuliert Dr. Béla Waldhauser. Das
neue C-Lion1-Kabelsystem zwischen Frankfurt und Helsinki gibt zudem
Finnland als Standort für Rechenzentren neuen Auftrieb, zumal dort
der Betrieb der Zentren allein schon durch die geringeren
Kühlungskosten aufgrund der niedrigen Durchschnittstemperaturen des
Landes im Vergleich zu Deutschland und den niedrigen Energiekosten
deutlich kostengünstiger ist.
Brexit kommt dem "Datenstandort Deutschland" zugute
Die durch den anstehenden Brexit ausgelöste Verlagerungswelle der
Finanzwirtschaft von London nach Frankfurt kann auch dem
"Datenstandort Deutschland" zugutekommen, analysiert eco. Allerdings
sieht der Verband die Rhein-Main-Metropole hierauf "datentechnisch
völlig unvorbereitet".
"Wenn die Banker scharenweise nach Frankfurt kommen sollen, wie es
sich die Stadt erhofft, dann muss sie auch ganz zügig den Weg für
neue Datenzentrums- und Infrastrukturprojekte freimachen. Es gibt
kaum eine Branche, die ein so schnelles Internet und so große
Datenmengen benötigt wie die Finanzwirtschaft", klärt eco
Geschäftsführer Harald A. Summa auf. Er blickt in die Zukunft: "Heute
wird Frankfurt noch gerne als Banken-Metropole bezeichnet. Aber wenn
es gelingt, die positive Rechenzentrums-Entwicklung zu halten oder
gar zu beschleunigen, wird sich der Begriff der Internet-Metropole
als Synonym für Frankfurt durchsetzen."
Erika Mann, Board-Mitglied bei der Internet Corporation for
Assigned Names and Numbers (ICANN), früheres Mitglied im Europäischen
Parlament und ehemalige Topmanagerin bei Facebook, verweist in diesem
Zusammenhang auf aktuelle Untersuchungen, die aufzeigen, dass sich
immer mehr einzelne Städte bzw. Ballungsräume - und nicht etwa Länder
- zu wirtschaftlichen Superzentren entwickeln. "In diesem Sinne hat
Frankfurt beziehungsweise das gesamte Rhein-Main-Gebiet die Chance,
ein solches globales Superzentrum der digitalen Ökonomie zu werden",
sagt Harald A. Summa. Er mahnt zugleich: "Voraussetzung für diese
Entwicklung ist, dass die Politik die richtigen Rahmenbedingungen
setzt. Sowohl hohe Energiepreise als auch die Umwidmung von
Datacenter-geeigneten Flächen in Wohnungsbauprojekte reduzieren die
Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland gegenüber der
internationalen Konkurrenz, die häufig von massiven Subventionen
profitiert. Wenn es ganz schlecht läuft, wird Frankfurt nicht zur
Daten-Hauptstadt, sondern zum Daten-Dorf."
Weitere themenrelevante Informationen finden Sie im eco
Audiomagazin "Hüter der Datenschätze": http://ots.de/hGSAa
eco (www.eco.de) ist mit mehr als 900 Mitgliedsunternehmen der
größte Verband der Internetwirtschaft in Europa. Seit 1995 gestaltet
der eco Verband maßgeblich die Entwicklung des Internets in
Deutschland, fördert neue Technologien, Infrastrukturen und Märkte,
formt Rahmenbedingungen und vertritt die Interessen der Mitglieder
gegenüber der Politik und in internationalen Gremien. In den eco
Kompetenzgruppen sind alle wichtigen Experten und Entscheidungsträger
der Internetwirtschaft vertreten und treiben aktuelle und zukünftige
Internetthemen voran.
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