(ots) -
Für viele Marktteilnehmer überraschend entschied sich die Mehrheit
der britischen Bevölkerung am 23. Juni für den Austritt
Großbritanniens aus der Europäischen Union. Die Folgen des Votums
lassen sich noch nicht genau prognostizieren. Kurzfristig setzten die
Baufinanzierungszinsen in Deutschland ihren Abwärtstrend fort. Der
Bestzins für zehnjährige Hypothekendarlehen lag Anfang Juli mit 0,79
Prozent auf einem neuen Tiefststand.
Erstmals in der Geschichte der Europäischen Union (EU) möchte ein
Land die Union verlassen. Die großen regionalen Unterschiede des
britischen EU-Referendums - die Mehrheit der Schotten und Nordiren
votierte für den Verbleib des Landes in der EU - wirft die Frage nach
der Einigkeit des Königreichs auf. Premierminister David Cameron trat
zurück, die Wortführer der Brexit-Kampagne - Boris Johnson und Nigel
Farage - haben sich (vorerst) von der politischen Bühne zurückgezogen
und mit Theresa May steht die neue Premierministerin fest. Sobald sie
Artikel 50 des EU-Vertrags aktiviert, beginnt die zweijährige Phase,
in welcher über die Austrittmodalitäten und anschließend über das
neue rechtliche Verhältnis Großbritanniens zur EU verhandelt wird.
Das umfasst die Verhandlung sämtlicher Handelsverträge mit der EU und
Drittstaaten. Wie die rechtliche Ausgestaltung und der Zugang zum
Binnenmarkt aussehen werden, ist noch völlig unklar. Da eine Phase
der Unsicherheit zu Investitionszurückhaltung führt, drängen
EU-Politiker auf den raschen Beginn der Austrittsverhandlungen.
Welche Folgen hat der Brexit?
Nachdem das Ergebnis des Referendums feststand, sank das britische
Pfund auf den tiefsten Stand seit 30 Jahren. Viele britische Aktien
verloren ebenfalls an Wert. Zwei Rating-Agenturen stuften die Bonität
des Landes herab, was die Kreditaufnahme Großbritanniens verteuert.
Das britische Wirtschaftswachstum wird sich voraussichtlich
abschwächen. Einige Firmen erwägen bereits, das Land zu verlassen. In
der Diskussion ist nun, Großbritannien zu einem Steuerparadies zu
machen.
Für die EU bedeutet das Votum eine Zäsur. Es gilt,
Austrittsbestrebungen weiterer Länder zu verhindern, und die Bürger
von den Ideen und Vorteilen der Gemeinschaft zu überzeugen. Der
Brexit könnte das Wachstum der Eurozone und der Exportnation
Deutschland verringern. Für Deutschland gibt es aber auch
interessante Chancen. So kann beispielsweise der Finanzstandort
Frankfurt am Main von der Abwanderung von Teilen der Finanzindustrie
profitieren, steht hierbei jedoch in starker Konkurrenz zu anderen
Metropolen wie Paris, Dublin und Luxemburg. Die erwartete zunehmende
Arbeitsmigration nach Deutschland, wird die Nachfrage nach Wohnraum
verstärken und zu weiteren Preissteigerungen führen. Der
Immobilienboom wird zugleich durch die Flucht von Investoren in
sichere Anlagen forciert. Die langfristigen Folgen für
Großbritannien, Europa und Deutschland sind jedoch kaum absehbar, da
noch keine klaren Rahmenbedingungen des Austritts vorliegen.
Wie entwickeln sich die Baufinanzierungszinsen?
"Die mit dem Brexit verbundene Unsicherheit sorgt dafür, dass Geld
verstärkt in sichere Anlagen investiert wird", berichtet Stephan
Gawarecki, Vorstandssprecher der Dr. Klein & Co. AG. "Die Rendite
zehnjähriger Bundesanleihen sinkt weiter und folglich gehen die
Baufinanzierungszinsen, die bereits auf einem historisch niedrigen
Niveau sind, weiter zurück. Darüber hinaus ist kurzfristig keine
wesentliche Änderung der EZB-Leitzinspolitik zu erwarten." Gründe
dafür seien, dass der Brexit die Wirtschaftsentwicklung
beeinträchtige und die Inflationsrate nach wie vor weit unter der
angepeilten Zwei-Prozent-Hürde liege. Eine Zinserhöhung seitens der
US-Notenbank Federal Reserve (Fed) werde erst erwartet, wenn die
Folgen des EU-Austritts von Großbritannien besser kalkulierbar seien.
Mittel- bis langfristig könnten daher auch die Baufinanzierungszinsen
in Deutschland wieder anziehen.
"Die Finanzierungskonditionen für Immobilienkäufer bleiben
attraktiv - fraglich ist jedoch, wie lange noch", resümiert
Gawarecki. "Stimmen die Rahmenbedingungen, so sollte ein Haus- oder
Wohnungserwerb sorgfältig geprüft, aber nicht auf die lange Bank
geschoben werden. Denn viel Raum nach unten gibt es bei diesen
niedrigen Baufinanzierungszinsen nicht mehr."
Tendenz
Kurzfristig: schwankend seitwärts
Langfristig: steigend
Hier finden Sie die Pressemitteilung: https://goo.gl/gXeyMm
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