(firmenpresse) - Wittener Sportökonom: Schlechtes Abschneiden deutscher Olympioniken liegt auch an fehlenden ökonomischen Anreizen
Witten. Wer hätte gedacht, dass die deutschen Olympioniken im internationalen Vergleich wahre Hungerleider sind: Die Goldmedaille eines deutschen Athleten ist in Geld ausgedrückt fünf Mal weniger wert als die eines Spaniers und sogar fast sieben Mal weniger als die eines Ukrainers: 15.000 Euro bei Gold, 10.000 bei Silber und 7.000 bei Bronze - so wenig Geld beflügelt deutsche Athleten offenbar nicht zu Spitzenleistungen, wenn der ukrainische Gold-Kollegen 100.000 Euro einstreicht und ein Spanier immerhin noch 75.000.
Bernd Frick, Professor für Sportökonomie an der Privaten Universität Witten/Herdecke: "Ich behaupte zwar nicht, dass ausschliesslich ökonomische Ursachen für den Gewinn von Medaillen ausschlaggebend sind. Aber mit Blick auf das erfolgreiche Abschneiden bestimmter Nationen bei den Olympischen Spielen ist es evident, dass jene Nationen deutlich bessere Ergebnisse erzielt haben, die ihren Sportlern die höchsten Siegprämien gönnen." Es kommt aber noch besser: Von den mickrigen Siegprämien müssen deutsche Sportler auch noch einen bestimmten Prozentsatz an die Deutsche Sporthilfe abtreten, so Frick. Immerhin sind die Deutschen dann aber doch noch erstaunlich grosszügig - was das Verteilen finanzieller Trostpflaster an ihre olympischen Verlierer angeht. Wer das Siegertreppchen verfehlt, darf sich immerhin bis Platz acht über eine Prämie freuen. Frick: "In Spanien oder der Ukraine ist das anders. Hier profitieren nur die ersten drei, die anderen gehen leer aus. Wenn die Deutschen die Prämien für Platz vier bis acht auf die Medaillenträger umverteilen würden, wäre der Anreiz, in diese Region vorzustossen, sicher grösser."
Frick benennt noch weitere Schwachstellen im deutschen Spitzensport und seinen Förderstrukturen. So gehörten endlich die Verträge von Trainern auf den Prüfstand: "Nach dem schlechten Abschneiden sowohl der Leichtathleten als auch der Schwimmer wäre es jetzt an der Zeit das Spitzenpersonal auszutauschen und über kürzere Vertragslaufzeiten nachzudenken. Es kann nicht sein, dass nach den Resultaten von Athen die Gleichen weitermachen wie bisher." Auch das deutsche Verbände(-un)wesen macht Frick als Quelle von Reibungsverlusten und Mittelmass aus und fordert durchgreifende Reformen: "NOK, DSB und die Deutsche Sporthilfe haben teilweise Parallelstrukturen mit Versorgungsposten aufgebaut, die eine wirklich effiziente Förderung von Spitzensportlern manchmal eher verhindern als ermöglichen."
Kontakt: Prof. Dr. Bernd Frick, Tel.: 02302/926-575, -584, EMail: Bernd.Frick(at)uni-wh.de