(ots) - Erfolge der letzten Jahrzehnte und Millionen
Menschenleben in Gefahr / Deutsche AIDS-Hilfe fordert
diskriminierungsfreie Prävention und Versorgung / Versorgungslücken
auch in Deutschland
In Durban beginnt heute die 21. Internationale AIDS-Konferenz.
Unter dem Motto "Access Equity Rights Now" ("Zugang für alle -
Gerechtigkeit jetzt!") soll sie ein Zeichen setzen für den Zugang zu
HIV-Medikamenten, Prävention und Versorgung für alle Menschen
weltweit.
Besonderes Augenmerk liegt auf Prävention für die besonders stark
von HIV betroffenen Gruppen, die vielfältig benachteiligt sind
(Männer, die Sex mit Männern haben, Drogenkonsumenten,
Sexarbeiter_innen, Trans*-Menschen, Migrant_innen und Menschen in
Haft).
Dazu erklärt Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen
AIDS-Hilfe (DAH):
"Das Engagement gegen HIV und Aids steht vor einer entscheidenden
Weichenstellung. Es geht um nichts Geringeres als die Frage, ob wir
die Erfolge der letzten 20 Jahre erhalten und ausbauen können. Die
Welt braucht dringend diskriminierungsfreie Prävention für alle
besonders stark betroffenen Gruppen und eine Verstärkung des
internationalen finanziellen Engagements. Auch Deutschland muss dazu
noch mehr beitragen. Das Leben von Millionen Menschen hängt davon
ab!"
UNAIDS warnt vor Kontrollverlust
UNAIDS hat im Vorfeld der Konferenz Alarm geschlagen: Die
HIV-Epidemie drohe trotz der Erfolge der letzten 20 Jahre wieder
außer Kontrolle zu geraten. Der Rückgang der Neuinfektionen sei zum
Erliegen gekommen. In einigen Regionen steige die Zahl wieder - in
Osteuropa und Zentralasien, vor allem in Russland, um 57 Prozent pro
Jahr.
"Heroinabhängige Menschen bekommen keine sauberen Spritzen, über
Homosexualität darf man nicht einmal öffentlich reden. Die Folgen von
Verfolgung und Ausgrenzung sind explodierende Infektionszahlen. Mit
Medikamenten allein kann man die Epidemie nicht in den Griff
bekommen!", betont Silke Klumb.
Finanzierung in Gefahr
Eigentlich will UNAIDS die Aids-Epidemie "auf der Ãœberholspur" bis
2030 beenden. Doch in der aktuellen bedrohlichen Situation ist
zugleich die Finanzierung des internationalen Engagements gegen
HIV/Aids gefährdet:
UNAIDS ist aufgrund gekürzter Beiträge einiger Länder drastisch
unterfinanziert: Im laufenden Jahr fehlen 80 von 240 Millionen
Dollar.
Erhebliche Kürzungen einiger Geberländer und der ungünstige
Wechselkurs vieler Währungen zum Dollar gefährden das Budget des
Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria. Dabei soll das
Budget für die nächsten drei Jahre eigentlich von 12 auf 13
Milliarden Euro steigen, um den aktuellen Herausforderungen zu
begegnen. Immerhin haben mehrere Länder schon höhere Beiträge
angekündigt - weitere wichtige Geber wie Deutschland müssen aber
dringend folgen.
Zweite Durban-Erklärung fordert verstärktes Engagement
In der so genannten Zweiten Durban-Erklärung fordern Expertinnen
und Experten aus der ganzen Welt ein verstärktes Engagement in
verschiedenen Forschungsfeldern und entschiedene Maßnahmen gegen
strukturelle Barrieren, welche die HIV-Epidemie befördern. Die
Deutsche AIDS-Hilfe unterstützt diese Erklärung.
Zugang für alle - auch in Deutschland
Auch in Deutschland haben nicht alle Menschen Zugang zu
HIV-Medikamenten und bewährten Möglichkeiten, sich vor HIV und
anderen Infektionen zu schützen:
- Menschen ohne Aufenthaltspapiere haben keinen sicheren Zugang zu
medizinischer Versorgung: http://ots.de/8tXYz
- Drogen konsumierende Menschen in Haft haben keinen Zugang zu
sauberen Spritzen, oft auch nicht zu einer angemessenen
HIV-Therapie
http://ots.de/C20P5
- In zehn Bundesländern gibt es keine Drogenkonsumräume, die
nachweislich Leben retten und Infektionen verhindern:
http://ots.de/kqg3W
- Aufgrund anhaltender Stigmatisierung von Menschen mit HIV
verdrängen viele Menschen ihr HIV-Risiko und gehen nicht zum
Test. Mehr als 13.000 wissen nichts von ihrer Infektion und
haben deswegen keinen Zugang zu HIV-Medikamenten. Oft mit
dramatischen Folgen: Mehr als 1.000 Menschen pro Jahr erkranken
an Aids - obwohl sich dies heute vermeiden ließe.
"Wir dürfen niemanden von Schutz und Therapie ausschließen", sagt
Silke Klumb. "Politische Hürden gilt es endlich aus dem Weg zu
räumen, um die Gesundheit und das Leben der betroffenen Menschen zu
schützen. Das ist eine Frage der Menschenrechte."
Die Deutsche AIDS-Hilfe in Durban
Die Deutsche AIDS-Hilfe ist mit einer achtköpfigen Delegation in
Durban vertreten und berichtet auf www.aidshilfe.de und
www.magazin.hiv über die Konferenz. Zur Delegation gehören auch
Vertreter der Menschen mit HIV in Deutschland sowie Michael Krone,
Koordinator des bei der DAH angesiedelten Netzwerks AIDS Action
Europe, in dem rund 400 europäische Organisationen organisiert sind.
Krone ist Experte für HIV/Aids in Osteuropa.
Newsticker auf www. aidshilfe.de (ab 12 Uhr)
Zweite Durban-Erklärung:
http://www.iasociety.org/Second-Durban-Declaration
UNAIDS-Pressemitteilung: http://ots.de/uHNx5
Pressekontakt:
Deutsche AIDS-Hilfe
Holger Wicht (zurzeit in Durban)
Pressesprecher
+27 81 828 12 98
0171 274 95 11
holger.wicht(at)dah.aidshilfe.de
www.aidshilfe.de