(ots) - Weltweit fallen die Zinsen und die Sparer blicken
mit großer Sorge auf dieses Phänomen, stellt Prof. Thorsten Polleit,
Präsident des Ludwig von Mises Instituts Deutschland, in seinem
jüngsten Beitrag auf www.misesde.org fest. Aber woher kommt der
Zinsverfall?
Die herrschende Lehre erklärt ihn durch einen Überschuss an
Sparguthaben. Der hieraus erwachsende Anlagedruck würde den Zins
immer weiter und sogar bis in den negativen Bereich drücken. Diese
Vorstellung aber ist geradezu absurd. Um dies zu verstehen, muss man
den Unterschied zwischen dem "natürlichen Zins" und dem Marktzins
verstehen. Der natürliche Zins ist immer positiv. Denn er ist
Ausdruck menschlichen Wertens und besagt, dass gegenwärtig verfügbare
Güter höher gewertet werden als künftig verfügbare. Es ist nicht
denkbar, dass er Null oder gar negativ würde, denn dann würde jeder
Mensch zukünftige Güter gegenüber gegenwärtigen präferieren - immer
und für alle Zeit. Eine solche Vorstellung ist höchst unnatürlich.
Die Marktzinsen hingegen ergeben sich aus dem Angebot von und der
Nachfrage nach Ersparnissen. Sie setzen sich hieraus sowie einer
Inflationsprämie, einer Kreditausfallprämie und dem natürlichen Zins
zusammen. Wenn die Zentralbanken nun die Marktzinsen auf Null oder
darunter drücken, hat dies für die jeweilige Volkswirtschaft höchst
bedenkliche Folgen: Weil der natürliche Zins stets positiv ist, wird
ohne Renditeaussichten niemand mehr sparen und investieren: "Die
Volkswirtschaft fiele in eine primitive Subsistenzwirtschaft zurück."
Zwar sind Wachstums- und Inflationserwartungen derzeit niedrig und
dies mag zu den niedrigen Zinsen beitragen. Entscheidend aber sind
die Manipulationen der Notenbanken. Einerseits führen deren
Anleiheaufkäufe dazu, dass sich ein Mindestpreis für Staatsanleihen
einstellt. Da der Zins einer Anleihe mit deren Preis negativ
korreliert, geht mit dem Mindestpreis eine Zinsobergrenze einher.
Zudem haben die Zentralbanken die Einlagezinsen immer weiter gesenkt
- in der Eurozone liegen sie derzeit bei -0,4 Prozent. In der Folge
fliehen die Geschäftsbanken in die Anleihen, um dem Strafzins zu
entkommen. Theoretisch wird die Nachfrage so lange steigen, bis die
Rendite der Anleihen dem Einlagezins entspricht. Damit ist das
Geheimnis gelüftet: "Es ist die EZB, im Verbund mit allen übrigen
Zentralbanken, die für einen beispiellosen Zinsverfall sorgt - und
die damit natürlich auch weitreichende Umverteilungswirkungen in Gang
setzt", stellt Polleit fest.
Das Geheimnis der niedrigen Zinsen http://www.misesde.org/?p=13259
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