(ots) - Aktuell werden nach Information des
Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) bundesweit 310 Sporthallen
als Flüchtlingsunterkünfte genutzt. Im Vergleich zum März dieses
Jahres bedeutet das einen Rückgang um 377 Hallen. Das ergab eine
Abfrage des DOSB-Programms "Integration durch Sport" bei den 16
Landessportbünden (Stichtag: 1. Juli). Die meisten Hallen sind
derzeit in Nordrhein-Westfalen (150 / zuvor 331), Baden-Württemberg
(49 / zuvor 72), Niedersachsen (30 / zuvor 54) und Berlin (62)
belegt. Einzig in der Hauptstadt sind damit etwa gleich viele Hallen
betroffen wie im März. Zu Beginn des Jahres 2016 wurden noch rund
1.000 Hallen als Unterkünfte für Geflüchtete genutzt.
Die Räumung der Sporthallen bedeutet jedoch nicht automatisch,
dass sie anschließend direkt wieder den Vereinen zur Verfügung
stehen. Vor allem der Landessportbund Berlin informiert über zum Teil
erhebliche Zeitverzögerungen bei den erforderlichen
Sanierungsarbeiten. Im Zeitraum März bis Juli wurde in der Hauptstadt
keine Sporthalle dem Sportbetrieb zurückgegeben, obwohl im gleichen
Zeitraum sechs Hallen frei wurden. In Baden-Württemberg werden
momentan ca. 20 Hallen saniert bzw. rückgebaut, die Sportnutzung wird
in der Regel ab dem neuen Schuljahr im September angestrebt.
Das DOSB-Präsidium appelliert vor diesem Hintergrund in der
"Berliner Erklärung" an die Verantwortlichen, "die Sporthallen nach
deren Räumung unverzüglich zu sanieren und den Schulen und Vereinen
möglichst rasch wieder zur Nutzung zu überlassen". Unabhängig davon
sollten Flüchtlinge, die jetzt noch in Sporthallen untergebracht
sind, zügig alternative und menschenwürdige Räumlichkeiten zur
Verfügung gestellt werden. "Die betroffenen Sportvereine, die die
Belegung in den vergangenen Monaten solidarisch mitgetragen und klare
Zeichen für eine gelebte Willkommenskultur und Hilfsbereitschaft
gesetzt haben, sind auf eine schnelle Freigabe angewiesen", sagt
Walter Schneeloch, der im DOSB für Breitensport und Sportentwicklung
zuständige Vizepräsident.
Das Beispiel der Karower Dachse in der Sportstadt Berlin zeige
exemplarisch, welche Nachteile Vereinen durch die Belegung von
Sporthallen entstehen, so die Präsidiums-Erklärung. Der
Vereinsvorstand der Dachse berichtete dem DOSB-Präsidenten Alfons
Hörmann bei einem Besuch, dass es seit der Umwandlung der Sporthalle
der Grundschule in eine Flüchtlingsunterkunft im November 2015 etwa
300 Vereinsaustritte gab. Neben einem hohen organisatorischen
Mehraufwand muss der Verein an die Grenzen seiner finanziellen
Möglichkeiten gehen, um in der entstandenen Situation den Trainings-
und Wettkampfbetrieb überhaupt aufrechterhalten zu können.
Die Kosten für die Sanierung der Hallen sind schwer zu ermitteln,
eine belastbare Gesamtschätzung ist nicht möglich. Mit der
Rückführung in die Sportnutzung geht grundsätzlich ein Reinigungs-
bzw. Sanierungsbedarf einher, der sehr unterschiedlich ausgeprägt ist
und von der Grundreinigung bis zu höheren sechsstelligen Summen
reichen kann. So schätzt der LSB Berlin beispielsweise pro kleinere
Halle einen Bedarf von etwa 80.000 bis 100.000 Euro und geht
insgesamt von "einem hohen einstelligen Millionenbetrag aus".
Erfreuliche Meldungen gibt es aus den Bundesländern Bayern,
Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt,
Schleswig-Holstein und Thüringen, wo aktuell keine Hallen mehr belegt
sind. In Hamburg und dem Saarland ist jeweils eine Halle betroffen.
In Bremen (3), Hessen (8), Rheinland-Pfalz (6) sind die
Belegungszahlen ebenfalls rückläufig, jedoch stehen aufgrund von
Sanierungsarbeiten auch hier Hallen teilweise nicht zur Verfügung.
Zum Download: Berliner Erklärung des DOSB-Präsidiums
http://bit.ly/29N6rR8
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