(ots) - "Wenn die Landesregierung die Pflege wirklich
stärken will, muss sie sich für den Erhalt der Altenpflege mit ihren
speziellen Kompetenzen und die Sicherstellung der pflegerischen
Versorgung einsetzen. Das bedeutet auch, aktiv auf die Änderung des
Pflegeberufereformgesetzes in seiner jetzigen Fassung hinzuwirken.
Andernfalls werden die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen die
Landespolitiker für ihre Entscheidung im Bundesrat mit dem Ergebnis
der fehlenden Versorgungsangebote im Alter verantwortlich machen."
Der saarländische Landesvorsitzende des Bundesverbandes privater
Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa), Helmut Mersdorf, kritisiert
zudem die falsche Schwerpunktsetzung in der Pflegepolitik des Landes.
"Die Ministerin lässt sich vor den Karren der Berufspolitik spannen.
Hier wird ein Konstrukt aufgebaut, welches diejenigen ignoriert, die
seit Jahr und Tag vor Ort Verantwortung für die Pflege tragen.
Gleichzeitig schwächt das Land mit seinem Bekenntnis zur
generalistischen Pflegeausbildung aber handfest den Pflegeberuf."
In Berlin berät der Bundestag ein Pflegeberufereformgesetz, mit
dem die bisher eigenständigen Ausbildungen in der Altenpflege, der
Kranken- und Kinderkrankenpflege zusammengelegt werden sollen. Ein
breites Bündnis kritisiert die geplante Einführung der sogenannten
Generalistik scharf. So haben die Verbände der Kinderkrankenpflege
eine Petition mit über 160.000 Unterschriften vorgelegt. Zudem kommt
eine repräsentative Umfrage einer Pflegefachzeitschrift zu dem
Ergebnis, dass 79 Prozent der Leitungskräfte von Pflegeeinrichtungen
der Wohlfahrt und 88 Prozent der privaten Träger gegen die
Generalistik sind. Zahlreiche Bundestagsabgeordnete haben sich
deshalb inzwischen von der Gesetzesvorlage distanziert und denken
über einen Neustart der Beratungen nach. "Dass die saarländische
Landesregierung die Umsetzung einer generalistischen Pflegeausbildung
nun in den Mittelpunkt des umstrittenen Pflegepakts stellt, zeigt,
dass sie die Gefahren dieser Entwicklung nicht überblickt", warnt
Mersdorf.
Im Saarland sei es Politik und Pflege gerade gelungen, die Zahl
der Auszubildenden in der Altenpflege erheblich zu steigern. Diese
dringend notwendige Entwicklung werde nun aufs Spiel gesetzt. "Eine
generalistische Pflegeausbildung bedeutet die Abschaffung der
eigenständigen Altenpflegeausbildung, eine Konzentration auf die
Krankenpflege, weniger Praxiserfahrung, höhere Abbrecherquoten, eine
Verflachung des Wissens, eine sinkende Zahl von Ausbildungsplätzen
und damit einen Anstieg des Fachkräftemangels", warnt Mersdorf. Würde
das Gesetz so umgesetzt, müsse sich das Land auf einen Mangel an
Kinderkrankenpflegekräften und auf deutlich weniger gut ausgebildete
Absolventen der Pflegeausbildung einstellen. "Die können dann von
allem etwas und nichts mehr richtig", so der bpa-Landesvorsitzende.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa)
bildet mit mehr als 9.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen (davon über
100 in Saarland) die größte Interessenvertretung privater Anbieter
sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Einrichtungen der
ambulanten und (teil-)stationären Pflege, der Behindertenhilfe und
der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft sind im bpa
organisiert. Die Mitglieder des bpa tragen die Verantwortung für rund
275.000 Arbeitsplätze und circa 21.000 Ausbildungsplätze (siehe
www.youngpropflege.de oder auch www.facebook.com/Youngpropflege). Das
investierte Kapital liegt bei etwa 21,8 Milliarden Euro.
Pressekontakt:
Für Rückfragen: Angela Eicher, bpa-Landesbeauftragte, Tel.: 0681/948
88 40, www.bpa.de