PresseKat - Kanzleramt torpediert den Klimaschutzplan

Kanzleramt torpediert den Klimaschutzplan

ID: 1384554

(ots) - Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert das Schreiben
des Bundeskanzleramts zum Entwurf des Bundesumweltministeriums fĂŒr
eine Klimaschutzpolitik bis zum Jahr 2050

Das Bundeskanzleramt plant, den Entwurf des
Bundesumweltministeriums (BMUB) fĂŒr einen Klimaschutzplan
aufzuweichen. Nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) will
Angela Merkel sich von den meisten Zielen, die zum Klimaschutz
beitragen können, verabschieden - darunter auch konkrete VorschlÀge
zur energetischen GebÀudesanierung, zum Verkehr und zur Zukunft der
deutschen Braunkohleverstromung. Der im Juni 2016 vorgelegte Entwurf
des BMUB fĂŒr eine Klimaschutzpolitik bis zum Jahr 2050 wurde bereits
im Vorfeld vom Bundeswirtschaftsministerium stark aufgeweicht.

"Auf dem G7-Gipfel in Elmau hat Angela Merkel 2015 pathetisch das
Ziel verkĂŒndet, die Weltwirtschaft vollstĂ€ndig zu dekarbonisieren.
Nur ein Jahr spÀter begrÀbt sie dieses Vorhaben wieder. Dass sich die
Bundesregierung weigert, Konsequenzen aus dem Klimagipfel von Paris
zu ziehen und diesen zur Imagepflege missbraucht, ist
verantwortungslos", erklĂ€rt DUH-BundesgeschĂ€ftsfĂŒhrer Sascha
MĂŒller-Kraenner.

Kritisch kommentiert das Bundeskanzleramt zum Beispiel den im
Klimaschutzplan skizzierten Umbau des Verkehrssektors. Dieser soll
bis 2050 unabhÀngig von fossilen Kraftstoffen werden und ab 2030 bei
Neufahrzeugen ohne konventionelle Verbrennungsmotoren auskommen. Eine
Abkehr von diesen Zielen hĂ€lt die DUH fĂŒr klimapolitisch
unverantwortlich. Sie betont, dass die fĂŒr 2050 gesetzten
Klimaschutzziele sich nur erreichen lassen, wenn spÀtestens ab 2035
keine Pkw mehr mit Verbrennungsmotor und CO2-Emissionen auf den Markt
kommen. DafĂŒr fordert sie weitere Zielsetzungen bei
Effizienzstandards, auch fĂŒr Elektroantriebe. Kontraproduktive
Subventionen wie die steuerliche BegĂŒnstigung von Dieselkraftstoff




oder die aktuelle Form der Dienstwagenbesteuerung sowie wirkungslose
KaufprĂ€mien fĂŒr Elektroautos seien der falsche Weg.

Die DUH erklÀrt, dass die Bundesregierung angesichts der zu
erwartenden Herausforderungen durch einen wachsenden GĂŒterverkehr
nicht nur auf die Elektrifizierung der Straße setzen sollte, sondern
in erster Linie die vorhandene elektrische Infrastruktur auf der
Schiene nutzen und ausbauen muss. Den gegenwÀrtigen Planungsstand und
auch die Zielsetzungen des Bundesverkehrswegeplans bezeichnet die DUH
als absolut unzureichend.

Auch der GebÀudebestand muss bis 2050 nahezu klimaneutral werden,
um die Klimaziele zu erreichen. Der PrimÀrenergiebedarf im
GebĂ€udebereich muss bis 2050 um 80 Prozent gegenĂŒber 2008 gesenkt
werden. DafĂŒr ist eine Kombination aus Energieeinsparung und dem
Einsatz erneuerbarer Energien nötig. GebÀude, die ab 2021 errichtet
werden, mĂŒssen bereits auf dem Zielpfad von 2050 liegen. Sollte die
Bundesregierung diese VerschÀrfung der Neubaustandards streichen und
Heizsysteme, die auf erneuerbaren Energien basieren, nicht stÀrker
fördern sowie fossile Heizsysteme weiterhin unterstĂŒtzen, dann ist
ein klimaneutraler GebÀudebestand nicht zu erreichen.

Die Stellungnahme des Bundeskanzleramts zum BMUB-Entwurf des
Klimaschutzplans macht deutlich, dass selbst Verweise auf den Bericht
des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) gestrichen
werden sollen. "Die IPCC-Analyse ist die anerkannte wissenschaftliche
Grundlage fĂŒr das klimapolitische Handeln der internationalen
Staatengemeinschaft. Dass die Bundesregierung angesichts der bereits
heute spĂŒrbaren Folgen der weltweiten KlimaverĂ€nderung die Augen vor
den Erkenntnissen der Wissenschaft verschließe ist fahrlĂ€ssig", so
MĂŒller-Kraenner.

Die Diskussion um die Zukunft der Kohle unnötig zu verlÀngern,
statt eine Entscheidung zur Abkehr von dem fossilen und extrem
klimaschĂ€dlichen EnergietrĂ€ger zu treffen, bezeichnet MĂŒller-Kraenner
als fatal. Ziel mĂŒsse es sein, die jahrzehntelange Unsicherheit in
den Braunkohleregionen zu beenden und den schrittweisen Weg in eine
CO2-neutrale Zukunft zu ebnen. Den Vorschlag der Ministerien dafĂŒr
eine Kommission "Klimaschutz, Wachstum, Strukturwandel und Vollendung
der Energiewende" einzurichten, bezeichnet er als wichtigen Schritt
fĂŒr den Beginn eines umfassenden Dialogprozesses zum Kohlekonsens.
Dass auch dieser vom Kanzleramt infrage gestellt werde, kritisiert
MĂŒller-Kraenner.



Pressekontakt:
Sascha MĂŒller-Kraenner, BundesgeschĂ€ftsfĂŒhrer
0160 90354509, mueller-kraenner(at)duh.de

DUH-Pressestelle:
Daniel Hufeisen, Ann-Kathrin Marggraf, Laura HolzÀpfel
030 2400867-20, presse(at)duh.de, www.duh.de
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Datum: 28.07.2016 - 14:58 Uhr
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