PresseKat - AOK vergibt millionenschweren Auftrag an vorbestraften Apotheker

AOK vergibt millionenschweren Auftrag an vorbestraften Apotheker

ID: 1384599

(ots) - Um die explodierenden Kosten bei
Krebs-Medikamenten einzudämmen, hat die AOK in drei
Versorgungsgebieten die Zubereitung der Mittel ausgeschrieben. Wie
problematisch das Ergebnis ist, zeigt nach Recherchen des ARD
Politikmagazins "Panorama" des NDR (Donnerstag, 21.45 Uhr, Das Erste)
ein Fall in Hamburg.

Per Rundschreiben hat die AOK die Onkologen in Hamburg-Nord und im
Stadtteil Wandsbek aufgefordert, ab dem 1. August 2016
Krebsmedikamente "ausschließlich" bei der Elb-Apotheke von Günter
Zeifang zu beziehen: "Wir versichern ihnen", heißt es in dem
AOK-Schreiben, das dem ARD-Magazin "Panorama" vorliegt, "dass wir die
Eignung der Apotheke sorgfältig geprüft haben und Sie somit auch
weiterhin eine verlässliche und qualitativ hochwertige Versorgung
erhalten."

Nach Recherchen von "Panorama" ist Günter Zeifang vorbestraft. Das
Amtsgericht Hamburg verurteilte den Apotheker im Januar 2013 wegen
des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz. Im großen Stil hatte
Zeifang über einen Zwischenhändler Krebsmedikamente bezogen, die in
Deutschland nicht zugelassen waren. Mehr als ein Jahr lang kaufte
Zeifang das in Ägypten hergestellte Präparat "Gemzar". Er bekam es
günstig, rechnete es teuer bei den Krankenkassen ab und ließ es
nichtsahnenden Patienten verabreichen.

Die AOK gehörte nach Recherchen von "Panorama" selbst zu den
Geschädigten. Zusammen mit anderen Krankenkassen verlangte die AOK im
August 2013 eine "Wiedergutmachung" von Zeifang. Nach langwierigen
Verhandlungen zahlte der Apotheker 290.000 Euro. Die AOK bekam davon
137.724,77 Euro.

Für die Vergabeentscheidung, die Zeifang nach
"Panorama"-Informationen einen Millionenumsatz sichert, spielt bei
der AOK die Vorstrafe des Apothekers keine Rolle: "Wenn jemand in der
Vergangenheit verurteilt worden ist, die Strafe erledigt ist, und er




weiter seine Zulassung als Apotheker hat, kann ich ja gar nicht
sagen: Mit dem möchte ich zusammenarbeiten oder nicht", sagt Matthias
Mohrmann, Vorstandsmitglied AOK Rheinland/Hamburg, zu "Panorama".
"Wir haben ein offizielles Ausschreibungsverfahren, was sich an
offiziellen Kriterien orientiert. Was die Vergangenheit ausblendet.
Also ich kann nicht hingehen: Weil jemand mal in der Vergangenheit
einen Verstoß begangen hat, schließe ich ihn für die Zukunft aus."

Nach Recherchen von "Panorama" ermitteln aktuell sowohl die
Staatsanwaltschaft in Lübeck als auch in Hamburg gegen Günter Zeifang
wegen neuer Vorwürfe. Der Apotheker steht nun im Verdacht, gegen das
Arzneimittelgesetz verstoßen sowie Abrechnungsbetrug begangen zu
haben. Ãœber ein Strohmann-Konstrukt soll Zeifang zwei Arztzentren
kontrollieren. Unter seiner Geschäftsführung soll es bei
Chemotherapien zu falschen Abrechnungen gekommen sein. Ãœber seinen
Anwalt ließ Zeifang "Panorama" mitteilen, den Hamburger
Ermittlungsverfahren "liegen unbegründete Verdachte zugrunde". Weiter
heißt es in dem Anwaltsschreiben, schließlich habe auch die Hamburger
Gesundheitsbehörde nach der Überprüfung von Zeifangs Laboren nichts
zu beanstanden gehabt.

In den Anlagen des 52-seitigen AOK-Ausschreibungskatalogs, der
"Panorama" vorliegt, verlangte die Krankenkasse von Bewerbern eine
Reihe von Eigenerklärungen. Bewerber wie Zeifang mussten schriftlich
versichern, "nachweislich keine schwere Verfehlung begangen" zu
haben, die "seine Zuverlässigkeit als Bieter in Frage stellt".



Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Inforamtion
Ralph Coleman
Tel: 040-4156-2302


Themen in dieser Pressemitteilung:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden  Mäulesmühle-Regisseurin Isolde Rinker ist tot (FOTO)
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 28.07.2016 - 16:21 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1384599
Anzahl Zeichen: 3956

Kontakt-Informationen:
Stadt:

Hamburg



Kategorie:

Medien und Unterhaltung



Diese Pressemitteilung wurde bisher 0 mal aufgerufen.


Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"AOK vergibt millionenschweren Auftrag an vorbestraften Apotheker"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

NDR / Das Erste (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).


Alle Meldungen von NDR / Das Erste