PresseKat - Die nächste Bankenkrise kommt bestimmt: Banken müssen Risiken vor Kreditvergabe umfassender analys

Die nächste Bankenkrise kommt bestimmt: Banken müssen Risiken vor Kreditvergabe umfassender analysieren

ID: 1385319

(ots) -

- Roland Berger-Studie: Kreditvolumen wächst wieder schneller als
das Bruttoinlandsprodukt (BIP) - sowohl in Deutschland als auch
in Emerging Markets
- 2015 lag das Kreditvolumen deutscher Banken bei 80,6 Prozent
vom BIP
- Steigende Risiken durch großzügige Kreditvergabe, Brexit und
weitere Unwägbarkeiten
- Banken sollten mitKreditrisiken professioneller umgehen
- Umfassende Evaluierungsmethode hilft bei Analyse und
Risikoeinschätzung

Bankenkrisen laufen meistens nach dem gleichen Muster ab: Bei
guter Konjunktur sind die Banken großzügig in ihrer Kreditvergabe.
Folgt dann aber der wirtschaftliche Abschwung und Kredite geraten
unter Druck, sind sie auf Zahlungsausfälle meist nicht ausreichend
vorbereitet. Das passierte 2008 durch die Subprime-Krise in den USA
und während der europäischen Bankenkrise 2010. Trotzdem wachsen die
Kreditvolumina seit Jahren stärker als das Bruttoinlandsprodukt (BIP)
oder bleiben auf hohem Niveau.

So lag das Kreditvolumen deutscher Banken Ende 2015 bei 80,6
Prozent vom BIP gegenüber 81,8 Prozent Ende 2014. Damit steigt auch
das Ausfallrisiko, nicht zuletzt wegen der anhaltenden
Niedrigzinspolitik in Europa und der Konsumfreude der Deutschen. Ein
ähnliches Bild zeigt sich in den Emerging Markets: Dort wuchs der
Anteil ausgegebener Kredite am BIP von 77 Prozent in 2007 auf 128
Prozent im Jahr 2015. Entsprechend nahmen auch die Risiken zu.

Um diesen Risiken besser zu begegnen, faule Kredite früh zu
erkennen und so Zahlungsausfälle zu vermeiden sollten Banken ihre
Kreditrisiken professioneller verwalten, sagen die Roland
Berger-Experten in ihrer neuen Studie "Better safe than sorry -
Mastering hidden risk in the loan portfolio". "Durch die großzügige
Kreditvergabepolitik der vergangenen Jahre können Banken schnell




wieder in unruhiges Fahrwasser kommen, sollte sich die Konjunktur
eintrüben", erklärt Markus Strietzel, Partner von Roland Berger.
"Außerdem kann noch niemand absehen, ob der Brexit Auswirkungen auf
die Rückzahlung von Unternehmens- oder Immobilienkrediten haben
wird."

Einige Emerging Markets kämpfen heute schon mit
Konjunkturproblemen oder schwachen Zukunftsaussichten. Ist die
Rezession erst einmal in vollem Gange, sind Banken doppelt betroffen:
Einerseits führt die rückläufige Kreditnachfrage zu sinkenden
Zinseinnahmen und andererseits verlangen Kreditausfälle mehr
Risikovorsorge und höhere Rückstellungen.

Umfassende Analyse der Kreditportfolien nötig

Kreditinstitute sollten sich daher frühzeitig auf diese Szenarien
vorbereiten und eine umfassende Analyse ihrer gesamten
Kreditengagements vornehmen. Denn ein tiefgreifendes Verständnis
jedes einzelnen Kredits bietet große Vorteile: Neben der höheren
Transparenz in Bezug auf bestehende Risiken, können auch potenzielle
Ausfallkandidaten früher identifiziert werden. Zudem helfen diese
Informationen, Prozesse und Richtlinien weiterzuentwickeln und so
mögliche Marktveränderungen besser zu antizipieren.

"Kreditinstitute sollten auch nicht-finanzielle Indikatoren
stärker unter die Lupe nehmen", rät Roland Berger-Partner Kai-Stefan
Schober. "Umfangreiche Daten und Risikoprofile von Kunden haben die
Banken ohnehin." Allerdings wurden Kreditrisiken bisher nur anhand
einiger, meist vergangenheitsbezogener, Finanzindikatoren analysiert,
anstatt alle verfügbaren Informationen einfließen zu lassen. "Die
Folge sind Auswertungen, die nicht das tatsächliche Risikopotenzial
widerspiegeln und zu falschen Entscheidungen bei der Kreditvergabe
führen können", sagt Schober.

Sechs Schritte für einen erfolgreichen Bewertungsprozess

Für eine umfassende Bewertung von Kreditportfolien sind nach
Ansicht der Experten von Roland Berger sechs Schritte erforderlich:

1. Erstellung einer Liste von Risikoindikatoren: Kreditinstitute
sollten hier auch zukunftsbezogene finanzielle und nicht-finanzielle
Indikatoren sowie individuelle Verhaltensmuster von Kunden
berücksichtigen. Hat ein Kunde in der Vergangenheit seine Kredite
immer vollständig zurückgezahlt, ist davon auszugehen, dass dies auch
in Zukunft der Fall sein wird.

2. Abgleich der Liste: In der Datenbank vorhandene Risikodaten
werden mit weiteren externen Informationen, etwa aus
Unternehmensregistern oder Bonitätsdatenbanken, abgeglichen und
fehlende Informationen ergänzt.

3. Bewertung jedes einzelnen Risikoindikators unter
Berücksichtigung von bank- und länderspezifischen Regularien, wie
etwa unterschiedliche Steuer- oder Insolvenzgesetze.

4. Quantitative Analyse: Die ausgewählten Risikoindikatoren müssen
unter Berücksichtigung historischer Daten anhand von Kennzahlen wie
beispielsweise Verzugstage bei Zinszahlungen analysiert werden.

5. Automatisierung des Bewertungsprozesses: Mithilfe des eigenen
IT-Systems sollte das Kreditinstitut die erhobenen Daten genau
auswerten und so drohende Kreditausfälle schnell erkennen.

6. Überprüfung von Prozessen und Systemen: Regelmäßige Tests
sollten dabei helfen, Prozesse und Risikoindikatoren permanent zu
aktualisieren.

Die Überprüfung von Kreditportfolien ist für Banken sehr aufwändig
und kann je nach den individuellen Voraussetzungen zwischen acht und
zwölf Wochen dauern. "Doch der Aufwand lohnt sich, denn er ermöglicht
den Banken, vor der Kreditvergabe genauer zu wissen, mit welchem
Schuldner sie es zu tun haben", rät Markus Strietzel. "Spätestens
wenn die nächste Bankenkrise droht, zahlt sich diese Mühe auf jeden
Fall aus."

Die Studie können Sie kostenlos herunterladen unter:
www.rolandberger.de/pressemitteilungen

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