(ots) - Endlich Urlaub! Endlich die Chance, sich aus allem
auszuklinken. Aber geht das auch als Anleger an der Börse - sich zwei
oder drei Wochen einfach nicht um die Entwicklung kümmern? Womöglich
ist das Depot nach dem Urlaub deutlich weniger wert. Um sich gegen
Verluste zu schützen, greifen immer mehr Aktionäre zum Mittel der
Stop-Loss-Orders. Und damit greifen sie daneben, warnt Jörg
Wiechmann, Geschäftsführer des Itzehoer Aktien-Clubs (IAC). Das
Prinzip ist einfach: Der Anleger erteilt, meist gleich beim Kauf des
Wertpapiers, den Auftrag, es wieder zu verkaufen, sobald der Kurs um
einen bestimmten Prozentsatz fällt. Das klinge zunächst einmal
sympathisch gerade für deutsche Anleger, die sehr auf Sicherheit
bedacht seien, so Wiechmann. Bei Aktien sind sie deshalb
zurückhaltend - jetzt nur nicht mehr ganz so stark, weil das
Investieren an der Börse in der Null-Zins-Phase ohne Alternative sei
für diejenigen, die eine Rendite wollten. Aber ohne Verlustbremse
geht es bei vielen nicht: Mit der Zahl der Aktionäre steigt auch die
der Stop-Loss-Orders.
"Leider funktioniert diese Strategie nicht", sagt Wiechmann. "Das
Einzige, was man sich sichert, ist der zuvor definierte Verlust."
Denn die Aktien sind nach dem Verkauf weg, von der Erholung
profitiert der Ex-Anleger nicht mehr. Ein Beispiel des
IAC-Geschäftsführers: Wer sich im Juni gegen den drohenden Brexit mit
einer Stop-Loss-Order abgesichert hatte, stand Ende Juni ohne Aktien
da. Denn die Börse war nach dem Votum eingebrochen, der
Verkaufsauftrag wurde ausgeführt. Doch im Juli folgte die satte
Kurserholung - ohne diesen Anleger.
Die Bank profitiere von solchen Aufträgen, der Kunde nicht: "Hin
und Her macht Taschen leer", zitiert Wiechmann eine Börsenweisheit.
Viel besser sei es, auf Qualitätsaktien zu setzen, und das
langfristig. So habe der Aktienindex DAX seinen Wert in den
vergangenen fünf Jahren verdoppelt, ebenso wie ein Langfrist-Investor
sein Geld. Allerdings war dies begleitet von zehn Kurskorrekturen mit
einem Umfang von zehn Prozent oder mehr. Der Stop-Loss-Anleger, so
rechnet der IAC-Geschäftsführer vor, hätte womöglich zehn Mal
verkauft, an den folgenden Aufschwüngen aber nicht teilgehabt.
"Unterm Strich stünde so anstatt einer Verdoppelung des Vermögens ein
herber Verlust - und das trotz oder vielmehr gerade wegen Stop-Loss!"
Ein Aktionär müsse Kursschwankungen besonnen ertragen: "Genau dafür
wird er am Ende mit hohen langfristigen Renditen fürstlich
entschädigt."
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Nils Petersen
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