(ots) -
Die deutschen Versicherungsunternehmen fokussieren zu stark auf
interne Themen wie Infrastrukturen und Prozesse und zeigen sich
zögerlich, wenn es darum geht, Innovationen zu entwickeln. Sie drohen
dadurch zunehmend den Anschluss an neue InsurTech-Trends zu
verpassen. Zwar wird in der Branche allgemein anerkannt, dass
Versicherungs-Start-ups große Chancen bieten. Dennoch haben die
wenigsten Unternehmen bisher Prozesse und Maßnahmen angestoßen, um
neue digitale Produkte und Dienstleistungen am Versicherungsmarkt
durchzusetzen. Sie erwarten zudem, dass die klassischen Vermittler zu
den Verlierern der InsurTech-Innovationswelle gehören werden, und
hoffen darauf, ihr Geschäft künftig über andere Vertriebskanäle
generieren zu können.
Dies sind zentrale Ergebnisse der aktuellen InsurTech-Studie von
zeb. Die Strategie- und Managementberatung - führend in der Beratung
von Unternehmen im europäischen Finanzsektor - hat untersucht, wie
deutsche Versicherungsunternehmen aktuelle InsurTech-Trends bewerten
und beabsichtigen, darauf zu reagieren. Insgesamt haben sich über 120
Vorstände, Führungskräfte und Experten aus der Versicherungsbranche
an der zeb-Studie beteiligt, was gemessen am Beitragsvolumen mehr als
80 % des deutschen Versicherungsmarktes entspricht.
Dr. Matthias Uebing, verantwortlicher zeb-Partner für das
Versicherungsgeschäft, erläutert: "Die deutsche Assekuranz öffnet
sich Schritt für Schritt neuen Geschäftsideen und Innovationen. Das
geschieht aus unserer Sicht jedoch zu langsam. Die Branche muss
lernen, wesentlich schneller und konsequenter auf die Bedürfnisse
ihrer digital verwöhnten Kunden einzugehen."
Sehr großes Interesse - aber geringe Kenntnis des
InsurTech-Marktes
Die InsurTech-Studie von zeb ist auf sehr großes Interesse der
Branche gestoßen. Angesichts dessen überrascht es, dass nur die
Hälfte der Versicherer (52 %) angibt, den InsurTech-Markt genauer zu
beobachten. So besteht bei der Bekanntheit von InsurTechs großer
Nachholbedarf. Fast alle Versicherer kennen Vergleichsportale und
digitale Makler. Andere innovative Geschäftsmodelle, die zudem die
Versicherer/Vermittler unterstützen, statt zu konkurrieren, fristen
dagegen ein "Schattendasein" (zum Beispiel White-Label-Apps für
Vermittler, Prozessunterstützungstools, Schadenmanagement). Unterm
Strich: Von zurzeit über 50 InsurTechs in Deutschland sind den
Versicherern nur eine Handvoll Unternehmen bekannt.
Versicherer sehen hohes Potenzial - setzen aber keine Maßnahmen um
Im Detail ergab die zeb-Studie, dass die deutschen Versicherer
mehrheitlich vom Potenzial der InsurTechs als Innovationstreiber
überzeugt sind. So bewerten 74 % der Befragten den InsurTech-Trend
als relevant bzw. sehr relevant. 73 % der Befragten erwarten zudem,
dass sich durch deren Geschäftsmodelle Chancen für die etablierte
Branche ergeben.
Den Vermittlern hingegen werden schwere Zeiten vorhergesagt. 56 %
der Versicherer denken, dass hier die Risiken überwiegen. Jakob
Baron, Manager bei zeb und Autor der Studie, ergänzt: "Versicherer
gehen offenbar davon aus, dass klassische Vermittler gegenüber
Aggregatoren und digitalen Maklern Kunden verlieren werden. Aus
unserer Sicht sollten die Versicherer jedoch nicht zu sehr darauf
vertrauen, dass das Geschäft künftig im selben Umfang über andere
Kanäle kommt. Es gilt vielmehr, vor allem den eigenen Vertrieb
zukunftsfest aufzustellen."
Die Unternehmen haben bislang kaum Maßnahmen umgesetzt, um diese
Chancen zu realisieren oder den Risiken zu begegnen. Nur 19 % der
Studienteilnehmer geben an, InsurTech-Ideen adaptiert zu haben. 17 %
der Befragten bejahen, mit InsurTechs zu kooperieren, und 3 % haben
Abwehrmaßnahmen umgesetzt.
Versicherer überlassen Innovationen den InsurTechs - und warten ab
Stattdessen verlassen sich Versicherer auf Altbewährtes. 91 %
geben an, auf ihre bestehenden Geschäftsmodelle zu vertrauen und
Innovationen nur dann zu übernehmen, wenn diese sich am Markt
durchgesetzt haben. Nur 9 % der Versicherer sehen sich als
Innovationsführer. Das ist aus Sicht von zeb ein zu zögerliches
Vorgehen. "Die Versicherer sind zu stark mit ihren internen Themen
beschäftigt. Die Verbesserung des Kundenerlebnisses wird dabei fast
kampflos den InsurTechs überlassen", bilanziert Jakob Baron.
"Es wird aktuell oft geschrieben, dass Versicherer sich neu
erfinden und innovative Lösungen erarbeiten. Die Studie beweist jetzt
das Gegenteil", so abschließend Dr. Matthias Uebing. "Bis auf sehr
wenige, große Versicherungskonzerne ist die Branche passiv und
abwartend."
zeb ist eine auf den Finanzdienstleistungssektor spezialisierte
Strategie- und Managementberatung. Das Unternehmen unterhält 15
Standorte in Deutschland, Dänemark, Italien, Luxemburg, Norwegen,
Österreich, Polen, Russland, Schweden, der Schweiz und der Ukraine.
Mit mehr als 900 Mitarbeitern und rund 180 Millionen Euro Umsatz in
2015 ist zeb die Nummer 1 in Deutschland und eine der führenden
europäischen Beratungsgesellschaften für Banken, Sparkassen,
Versicherer und andere Finanzinstitute.
Ansprechpartner:
Franz-Josef Reuter
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