(ots) -
Stefan Jochum, CEO von Santander Asset Management (SAM)
Deutschland, zu den Aktienmarktperspektiven Lateinamerikas
Herr Jochum, die ganze Welt schaut derzeit nach Brasilien und
erhofft sich von den Olympischen Spielen spannende Wettkämpfe und
endlich mal wieder positive Nachrichten für das größte Land
Lateinamerikas. Sind diese bald auch wieder außerhalb der Stadien zu
erwarten?
Stefan Jochum: In der Tat fiel die mediale Berichterstattung über
Brasilien in den vergangenen Monaten eher negativ aus. Politisch hat
sich zuletzt aber vieles zum Besseren gewendet. Das
Amtsenthebungsverfahren gegen Dilma Rousseff ist weit
vorangeschritten, und der Interimspräsident Michel Temer hat damit
begonnen, wichtige Veränderungen im Staatsapparat vorzunehmen. Dazu
zählt auch die Einsetzung eines Wirtschaftsausschusses unter der
Leitung des neuen Finanzministers Henrique Meirelles. Der ehemalige
CEO der Banco Central do Brasil gilt als starker Befürworter strikter
Haushaltsdisziplin.
Wann werden sich die politischen Veränderungen in den
Wirtschaftsdaten des Landes widerspiegeln?
Stefan Jochum: Das Vertrauen der Wirtschaft in die Regierung hat
sich bereits verbessert. Dies signalisieren zumindest entsprechende
Indikatoren. Bis die Veränderungen auch in "harten Zahlen" messbar
sein werden, wird es allerdings noch etwas dauern. So fallen die
Schätzungen für das diesjährige Wirtschaftswachstum mit -3,2% noch
recht gedämpft aus. Für 2017 erwarten unsere Analysten vor Ort jedoch
den Turnaround, verbunden mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts
um 1,5%.
Wie sieht Ihr Ausblick für andere Länder der Region aus? Was sind
die Favoriten der SAM?
Stefan Jochum: Aufgrund der ökonomischen Schwäche bieten sich in
Lateinamerika bei niedriger Bewertung derzeit insgesamt gute
Einstiegsmöglichkeiten. Dabei sind wir optimistisch, dass es
mittelfristig zu einer Gewinnerholung kommen wird. Dies sollte die
Neubewertung der lateinamerikanischen Aktienmärkte weiter
vorantreiben. Für Langfristinvestoren scheinen Länder mit hoher
Gewinndynamik, wie etwa Brasilien, Mexiko und möglicherweise auch
Argentinien, besonders attraktiv zu sein. Untergewichtet sind wir
derzeit dagegen in Chile und Kolumbien.
Belasten dürften aber weiterhin die relativ niedrigen
Rohstoffpreise?
Stefan Jochum: Aufgrund des Rohstoffreichtums spielt die
Entwicklung der Commodity-Preise für die südamerikanischen
Volkswirtschaften natürlich eine große Rolle. Schon allein die
Stabilisierung bzw. leichte Erholung in den vergangenen Monaten hat
sich hier positiv auf die Aktienmärkte ausgewirkt. Dabei sollten
Angebot und Nachfrage ihr Gleichgewicht inzwischen weitestgehend
gefunden haben.
Welche Gesellschaften stehen besonders in Ihrem Fokus?
Stefan Jochum: Interessant sind u.a. zyklische Industriewerte.
Ihre durchschnittliche Bewertung ist attraktiv, und der Sektor wird
von einem Wirtschaftsaufschwung überproportional stark profitieren.
Bei der Auswahl einzelner Unternehmen sollte unbedingt auf einen
effizienten Kapitaleinsatz in der Vergangenheit, steigende
Aktienerträge im Zeitablauf und eine gute Corporate Governance
geachtet werden.
Von Deutschland aus sind diese Faktoren aber kaum zu beurteilen?
Stefan Jochum: Das ist richtig. Als größter internationaler Asset
Manager in der Region sind wir deshalb auch mit über 70
Investmentspezialisten, die unsere Portfolio-Manager beraten und
unterstützen, vor Ort präsent. Andernfalls wäre es auch gar nicht
möglich, ein Anlagevolumen von über 66 Mrd. Euro (Stand Juni 2016) an
den Kapitalmärkten Lateinamerikas effizient und gewinnbringend zu
investieren.
Pressekontakt:
Santander Asset Management Deutschland
Marina Stober
Marketing & Communications
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