(ots) - Viel Trotz war dabei, als Europas Staatenlenker nach
dem Brexit-Votum ihr "Jetzt erst recht" ausriefen. Und natürlich
birgt wie jede Krise auch diese historische Sinnkrise Europas die
Chance auf einen Neuanfang. Doch die ist schon so gut wie vertan. Der
propagierte Schulterschluss findet nur auf gestellten Fotos und in
verbalen Höflichkeiten statt. Inhaltlich gehen Frankreich, Italien
und Deutschland strammen Schrittes immer weiter auseinander.
Während die Flüchtlingskrise einen Ost-West-Konflikt innerhalb der
EU zu Tage treten ließ, strapaziert das wirtschaftliche
Nord-Süd-Gefälle den Zusammenhalt der Union. Die Volkswirtschaften im
Süden treten auf der Stelle, weshalb Renzi die Stunde null nutzt, den
Italienern das Ende der Sparpolitik zu versprechen.
Milliardenschwere Konjunkturprogramme würde auch Hollande seinen
Landsleuten gerne als das neue Europa verkaufen. Von der
Schuldenmacherei und Reformstau als Krisenursachen ist in diesen
Hoch-Zeiten national gefärbten Populismus' keine Rede mehr.
Die Briten sind noch nicht ausgetreten, aber sie fehlen besonders
Merkel jetzt schon - als liberales Korrektiv, das Europa als
Umverteilungsunion zu recht ablehnt. Die EU-Vision der Briten endete
freilich bei der Freihandelszone mit einer Prise Verbraucherschutz.
In Zeiten globaler Krisen, globalen Terrors und globalen Klimawandels
muss der alte Kontinent mehr sein als das.
Doch anstatt wirklich zusammenzurücken und Europa zu einer Festung
freiheitlicher, humanistischer und demokratischer Werte auszubauen,
präsentieren sich die Rest-Europäer zurzeit als Klub nationaler
Egoisten.
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