(ots) - Kurswechsel
Die Türkei hat im komplizierten Bündnisgeflecht des syrischen
Bürgerkriegs die Seiten gewechselt. Galt in der Vergangenheit der
Sturz des Machthabers Baschar al-Assad als eines der wesentlichen
Ziele Ankaras, der Islamische Staat hingegen als heimlicher, aber
willkommener Bundesgenosse im Kampf gegen Damaskus und die syrischen
Kurden, so scheint der Verbleib des syrischen Präsidenten spätestens
nach den IS-gesteuerten Terroranschlägen in der Türkei nun als das
kleinere Ãœbel angesehen zu werden. Die Operation "Schutzschild
Euphrat" in der syrischen Grenzstadt Dscharablus wendet sich einmal
gegen eine der letzten großen Bastionen des IS an der Grenze zur
Türkei, über die lange Zeit ein wesentlicher Teil des Nachschubs nach
Rakka, der IS-Hauptstadt in Syrien, lief. Ankara versucht, die
Islamisten von der eigenen Staatsgrenze zu vertreiben und zugleich zu
verhindern, dass die von syrischen Kurden beherrschten Gebiete
westlich und östlich des IS-Gebiets zusammenwachsen. Ein
zusammenhängendes Territorium syrischer Kurden im Anschluss an das
türkische Kurdengebiet ist der ultimative Albtraum Ankaras. Der
Besuch des US-Vizepräsidenten Joe Biden in der Türkei, der
geheimdienstliche und gar militärische Unterstützung anbot, deutet
auf eine Vereinbarung hinter den Kulissen hin: Die Kurdenmilizen,
"Washingtons Bodentruppen" im Kampf gegen den IS, und die türkische
Armee sollen sich bei der Bekämpfung des gemeinsamen Feindes nicht in
die Quere kommen. Ob dieser fragile Pakt jedoch lange Bestand hat,
ist zu bezweifeln.
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