(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert die
turkmenischen Behörden auf, den seit mehr als einem Jahr willkürlich
inhaftierten und an unbekanntem Ort festgehaltenen Journalisten
Saparmamed Nepeskuliew sofort freizulassen. Turkmenistans Präsident
Gurbanguli Berdimuhamedow trifft am Montag in Berlin mit
Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen - eine seltene Gelegenheit,
einen der weltweit schlimmsten Feinde der Presseweltweit auf die
Unterdrückung unabhängiger Medien in seinem Land anzusprechen.
"Der Fall Nepeskuliew zeigt die gnadenlose Härte, mit der das
turkmenische Regime jeden unabhängigen Journalismus unterdrückt",
sagte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske. "Präsident
Berdimuhamedow muss umgehend Auskunft über das Schicksal des
verschwundenen Journalisten geben und seine willkürliche Haft
beenden."
Auf der Rangliste der Pressefreiheit nimmt Turkmenistan seit
Jahren einen der schlechtesten Plätze ein. Das turkmenische Regime
kontrolliert praktisch alle Medien sowie die gesamte Internet- und
Kommunikationsinfrastruktur. Unabhängige Journalisten können nur im
Geheimen arbeiten und müssen bei Ihrer Entdeckung mit Haft und Folter
rechnen (http://t1p.de/wesl).
SEIT SEPTEMBER 2015 BESTEHT KEIN KONTAKT ZU NEPESKULIEW
Saparmamed Nepeskuliew ist freier Journalist und hat bis zu seiner
Verhaftung und Verschleppung an einen unbekannten Ort für den
turkmenischen Dienst von Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL)
sowie für Alternative Turkmenistan News (ATN) gearbeitet, eine in den
Niederlanden ansässige Nachrichtenwebsite. Am 7. Juli 2015 rief er
seine Familie aus der Stadt Awasa am Kaspischen Meer an, wo er für
neue Berichte recherchierte. In dem Telefonat kündigte er seine
Heimkehr für den Nachmittag desselben Tages an, doch er kam nie zu
Hause an (http://t1p.de/qjq6).
Als besorgte Verwandte nach Nepeskuliew zu suchen begannen,
bekamen sie von der Polizei zu hören, der Journalist sei womöglich
ertrunken. Erst nach dreiwöchigen Nachforschungen fand seine Familie
heraus, dass Nepeskuliew in einem Gefängnis in Akdasch nahe Awasa
festgehalten wurde. Am 31. August 2015 verurteilte ein Gericht in der
Stadt Türkmenbaschi den Journalisten unter Ausschluss der
Öffentlichkeit aufgrund fingierter Drogenvorwürfe zu drei Jahren
Haft. Seit September 2015 gibt es keinen Kontakt mehr zu ihm.
Nepeskuliew hat vor allem über Infrastruktur- und soziale Themen
in Türkmenbaschi und in seinem nahegelegenen Heimatort Balkanabat
berichtet, darunter Themen wie die Wasserqualität, der Zustand der
Straßen, Probleme der Gesundheitsversorgung oder die steigenden
Preise für Grundnahrungsmittel (http://t1p.de/32zg). Ende Mai 2015
produzierte er für RFE/RL eine Fotoreportage über eine
Luxus-Wohnanlage für hohe Staatsbeamte (http://t1p.de/8bfg).
ATN-Chefredakteur Ruslan Miatiew beschrieb Nepeskuliew als mutigen
Journalisten, der durch Berichte über soziale Probleme etwas zum
Besseren verändern wolle (http://t1p.de/xdze).
2006 STARB EINE RFE/RL-KORRESPONDENTIN IM GEFÄNGNIS
Die UN-Arbeitsgruppe zu willkürlichen Inhaftierungen stufte
Nepeskuliews Haft vergangenen Dezember als willkürlich ein, weil er
an unbekanntem Ort ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand festgehalten
werde und weil er wegen der Ausübung seines Rechts auf
Meinungsfreiheit seiner Freiheit beraubt worden sei. Da in
turkmenischen Gefängnissen systematisch gefoltert wird, besteht
Anlass zu größter Sorge um die Sicherheit und Gesundheit des
inhaftierten Journalisten - dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund
des Falles von Ogulsapar Muradowa: Die RFE/RL-Korrespondentin starb
im September 2006 in einem turkmenischen Gefängnis wahrscheinlich an
den Folgen von Misshandlung (http://t1p.de/kio8).
Mehrere weitere RFE/RL-Reporter sind in den vergangenen Jahren
verhaftet worden. Im Juni stellte Osmankuli Halljew nach mehreren
Jahren seine Tätigkeit für den Sender ein, nachdem er verhört und
bedroht wurde und mehrere Mitglieder seiner Familie wegen seiner
Arbeit ihre Stellen verloren.
Auf der jährlichen Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne
Grenzen steht Turkmenistan auf Platz 178 von 180 Staaten - noch
schlechter ist die Lage nur in Nordkorea und Eritrea. Die
turkmenischen Behörden konfiszieren oder zerstören systematisch
Satellitenschüsseln, um den Empfang ausländischer Fernsehsender zu
unterbinden (http://t1p.de/r84h). Unabhängige Onlinemedien wie
Fergana News und die auf Menschenrechte fokussierte
Nachrichtenwebsite Chroniken Turkmenistans werden seit Jahren
blockiert (http://t1p.de/tkr3, http://t1p.de/amtx).
Weitere Informationen zur Lage der Pressefreiheit in Turkmenistan
finden Sie unter www.reporter-ohne-grenzen.de/turkmenistan.
Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska / Christoph Dreyer
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